Bilanz 2021 – Ausblick 2022

Der regionale Arbeitsmarkt

27.01.2022 | Presseinfo Nr. 3

Bilanz 2021. „Trotz schwieriger Rahmenbedingungen hat sich der Arbeitsmarkt in der Stadt Ulm und den Landkreisen Alb-Donau und Biberach im Jahr 2021 besser entwickelt als es von Vielen erwartet wurde. Vor allem in der zweiten Jahreshälfte setzte eine Erholung in den Branchen ein, die besonders von den Corona-Maßnahmen betroffen waren, so dass die Arbeitslosigkeit im Jahresverlauf das Thema Corona weitgehend hinter sich gelassen hat. Allerdings konnten nicht alle Personengruppen gleichermaßen davon profitieren. So lag insbesondere die Zahl langzeitarbeitsloser Menschen im Jahresmittel deutlich über dem Wert der Vorjahre. Am Stellenmarkt stieg die Arbeitskräftenachfrage seit Jahresbeginn kontinuierlich an und lag im Oktober erstmals wieder über Vorkrisenniveau“, bilanziert Mathias Auch, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Ulm.

Ausblick 2022. „Die Erholung setzte sich auch zum Jahresende trotz sich wieder verschärfender Pandemie-Situation fort und es ist davon auszugehen, dass sich der Arbeitsmarkt auch in den nächsten Monaten robust zeigen wird. Nichtsdestotrotz birgt die Pandemie weiterhin Risiken für den Arbeitsmarkt. Zudem sind in einigen Branchen Lieferketten-Engpässe zu spüren. Beides schlägt sich in einer Zunahme der Anzeigen für Kurzarbeit nieder. Darüber hinaus ist und bleibt das Thema Fachkräftebedarf akut. Fort- und Weiterbildung von Arbeitslosen wie auch von Beschäftigten sind ein zentraler Aspekt der Fachkräftesicherung. Agentur für Arbeit und Jobcenter fördern auch 2022 intensiv die Qualifizierung von Beschäftigten und Arbeitslosen“, so Mathias Auch weiter.

Arbeitslosigkeit
Die Erholung am regionalen Arbeitsmarkte zeigte sich in einer im Jahresverlauf spürbar zurückgehenden Arbeitslosigkeit. Waren im Januar noch 10 808 Personen ohne Arbeit, sank die Zahl arbeitsloser Frauen und Männer bis Dezember auf 7 423 ab. Im Jahresmittel entspricht das im Vergleich zum Vorjahr einem Rückgang um 840 Personen oder um 8,5% auf 9 018 arbeitslose Frauen und Männer.
Die durchschnittliche Arbeitslosenquote lag 2021 bei 2,9 Prozent, das waren 0,3 Prozentpunkte weniger als in 2020 und damit nicht nur der niedrigste Wert unter den 19 Agenturbezirken in Baden-Württemberg, sondern auch der einzige unter der Drei-Prozent-Marke.
Rechtskreisbezogen ging die Arbeitslosigkeit in der Arbeitslosenversicherung (Arbeitsagentur) um 940 Frauen und Männer oder um 15,1 Prozent auf 5.299 zurück, während bei der Grundsicherung (Jobcenter) die Arbeitslosigkeit im Jahresschnitt um 100 Personen oder um 2,8 Prozent auf 3 719 anstieg.
Mit Blick auf personenbezogene Merkmale zeigt sich, dass die Arbeitslosigkeit im Jahresdurchschnitt nicht über alle Personengruppen hinweg zurückgegangen ist. Insgesamt war der Rückgang bei den Männern mit minus 10,7 Prozent zum Vorjahr stärker ausgeprägt als bei den Frauen (minus 5,5 Prozent). Die Jugendarbeitslosigkeit reduzierte sich zum Vorjahr mit minus 23,9 Prozent am stärksten. Entsprechend kräftig sank die Arbeitslosenquote der unter 25-Jährigen und zwar um 0,8 Prozentpunkte auf 2,6 Prozent im Jahresmittel. Bei den über 50-Jährigen stieg die Arbeitslosigkeit im Schnitt leicht um 2,3 Prozent auf 3 112 Frauen und Männer an. Länger als zwölf Monate arbeitslos waren im Schnitt 2 354 Menschen und somit 562 oder 31,4 Prozent mehr als im Jahr davor, wenngleich auch die Langzeitarbeitslosigkeit in der zweiten Jahreshälfte deutlich zurückgegangen ist.

Stellenmarkt
Insgesamt wurden der Ulmer Arbeitsagentur im Jahresverlauf 16 038 Arbeitsstellen gemeldet, 3 850 oder 31,6 Prozent mehr als im Jahr davor.
Der Bestand an offenen Arbeitsstellen lag im Jahresschnitt bei 4 691 Offerten. Das waren 831 oder 21,5% mehr als in 2020. „Der durchschnittliche Stellenbestand erreichte 2021 noch nicht das Niveau der Jahre vor Corona. Jedoch legte die Arbeitskräftenachfrage Monat für Monat zu. Ab dem vierten Quartal übertraf der Bestand das Vorkrisenniveau von 2019“, sagt Mathias Auch. So waren etwa im Dezember 5 258 offene Stellen gemeldet, zwei Jahre zuvor waren es 4 418.
Die Stellenbestände stabilisierten sich über nahezu alle Wirtschaftsabschnitte. Mit Blick auf die Bestandsgrößen sind insbesondere das Verarbeitende Gewerbe (im Schnitt 477 im Bestand; plus 40,4 Prozent zum Vorjahr) sowie das Gesundheits- und Sozialwesen (im Schnitt 402 im Bestand, plus 17,3 Prozent zum Vorjahr) zu nennen. Einen Schnitt von jeweils 385 offenen Arbeitsstellen verzeichneten die Verwaltung und Führung von Unternehmen und Betrieben (plus 25,5 Prozent zum Vorjahr), das Baugewerbe (plus 25,2 Prozent zum Vorjahr) und der Handel (plus 16,5 Prozent zum Vorjahr). Bei den Arbeitnehmerüberlassungen waren im Schnitt pro Monat 1 807 Stellen zu besetzen, 19,4 Prozent mehr als in 2020. Auch das Gastgewerbe legte um 23,7 Prozent zu, das entspricht einem Mittelwert von 144 Arbeitsangeboten pro Monat.

Kurzarbeit
Die Zahl neuer Anzeigen für Kurzarbeit hat ab März 2021 deutlich abgenommen. Am aktuellen Rand stieg die Zahl der Anzeigen wieder an, wenn auch erheblich geringer als zu Krisenbeginn im Frühjahr 2020.
Die tatsächlich realisierte Kurzarbeit kann aufgrund der statistischen Erfassungslogik bis Juni 2021 ausgewiesen werden. Hinsichtlich der Anzahl an Personen für die Kurzarbeit realisiert wurde, sind in 2021 für den Zeitraum von Januar bis Juni im Schnitt folgende Branchen besonders hervorzuheben: Die Metall- und Elektroindustrie (4 799 Beschäftigte, 136 Betriebe); die Verwaltung und Führung von Unternehmen und Betrieben (3 702 Beschäftigte, 121 Betriebe); der Handel (3 388 Beschäftigte, 458 Betriebe) und das Gastgewerbe (2 495 Beschäftigte, 464 Betriebe).
Für die Monate Juli und August liegen lediglich statistische Hochrechnungen zur realisierten Kurzarbeit ohne Differenzierung nach Branchen vor. Demnach haben im Juli 878 Betriebe für 8 440 Beschäftigte Kurzarbeitergeld bei der Agentur für Arbeit Ulm abgerechnet. Im August waren es 698 Betriebe für 4 303 Beschäftigte.
„Wenngleich im vergangenen Jahr weitaus weniger kurzgearbeitet wurde als im ersten Jahr der Pandemie, stabilisierte das Instrument Kurzarbeit auch in 2021 den Arbeitsmarkt“, sagt der Ulmer Agenturleiter.