Arbeitsmarkt erholt sich langsam von den Corona-Folgen

Arbeitslosenzahl coronabedingt noch höher als in 2019, aber deutlich niedriger als in 2020 Kurzarbeit sicherte weiterhin Beschäftigung – aber niedrigste Kurzarbeiterquote im Land Arbeitskräftenachfrage der Betriebe über Vorkrisenniveau gestiegen Beschäftigtenzahl auf neuem Höchststand – auch Sondereffekt sichtbar

20.01.2022 | Presseinfo Nr. 2

„Der Arbeitsmarkt im Oldenburger Münsterland war zu Beginn des vergangenen Jahres stark von den Auswirkungen der Corona-Pandemie beeinflusst. Viele Betriebe in besonders betroffen Branchen, wie der Gastronomie und dem Einzelhandel, waren und sind in der Existenz bedroht und Beschäftigte haben ihre Arbeitsplätze verloren. Der Einsatz der Kurzarbeit hat jedoch viele Arbeitsplätze gesichert und eine höhere Arbeitslosigkeit vermieden. Im Laufe des Jahres hat sich der regionale Arbeitsmarkt wieder erholt und zum Jahresende in etwa das Vorkrisenniveau erreicht. Die Beschäftigtenzahl und die Arbeitskräftenachfrage liegen sogar schon wieder über den Werten von 2019“, kommentiert Tina Heliosch, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Vechta, die Jahresbilanz zur Arbeitsmarktentwicklung.


Arbeitslosigkeit

Zu Beginn des Jahres 2021 waren die Folgen der Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie noch spürbar. Im ersten Quartal waren deutlich mehr Menschen im Oldenburger Münsterland arbeitslos als in den Vorjahren. Ab April erholte sich der regionale Arbeitsmarkt wieder und die Arbeitslosenzahl sank bis Jahresende in etwa auf das Niveau vor der Krise. Im Jahresdurchschnitt waren 7.704 Personen arbeitslos gemeldet. Das waren 515 bzw. 6,3% weniger als im Jahr 2020 und 968 bzw. 14,4% mehr als in 2019. Die Arbeitslosenquote betrug im Jahresdurchschnitt 4,1%, während sie im Vorjahr bei 4,4% und in 2019 bei 3,7% lag.


Unterbeschäftigung

Die Unterbeschäftigung ist ebenfalls gesunken. Sie enthält z.B. Personen in Maßnahmen der Arbeitsmarktpolitik und in kurzfristiger Arbeitsunfähigkeit. Im Jahresdurchschnitt lag die Unterbeschäftigung bei 9.841 Personen, das waren 685 weniger als im Vorjahr.

Der Rückgang ist neben der gesunkenen Arbeitslosenzahl auch darauf zurückzuführen, dass die Teilnahme an arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen pandemiebedingt um Teil weiter nur eingeschränkt möglich war.


Arbeitslosenversicherung und Grundsicherung

In den Zuständigkeitsbereichen der Agentur für Arbeit und der Jobcenter stellt sich die Entwicklung der Arbeitslosigkeit in 2021 unterschiedlich dar. Während die Zahl der gemeldeten Arbeitslosen bei der Agentur für Arbeit um 487 bzw. 12,2% auf 3.518 gesunken ist, ging die Zahl bei den Jobcentern lediglich um 28 bzw. 0,7% auf 4.186 zurück. Eine übliche Entwicklung, da saisonale und auch konjunkturelle Schwankungen, wie beispielsweise die pandemischen Auswirkungen, sich immer stärker in der Arbeitslosenversicherung abbilden. Im Vergleich zum Vorkrisenjahr 2019 war die Arbeitslosenzahl im Jahresdurchschnitt bei der Agentur für Arbeit um 503 bzw. 16,7% und bei den Jobcentern um 465 bzw. 12,5% höher.


Kurzarbeit

Während im Jahr 2020 im April mit 35.145 Personen noch der Höchststand bei den Anzeigen zur Kurzarbeit erreicht wurde, ist Zahl der Anzeigen im Jahresverlauf 2021 wieder deutlich zurückgegangen. Bis zum Frühjahr 2021 folgte die Entwicklung der Kurzarbeit im Wesentlichen unmittelbar den erfolgten Einschränkungen und Lockerungen für die Wirtschaft und das öffentliche Leben. Ab dem Sommer 2021 wurde Kurzarbeit zunehmend auch in Anspruch genommen, weil Firmen von den indirekten Folgen der Pandemie (Lieferengpässe von Rohstoffen) betroffen waren. Im Juni 2021, dem letzten vorliegenden Abrechnungsmonat, haben 2,4% aller Beschäftigten im Oldenburger Münsterland konjunkturelles Kurzarbeitergeld erhalten. Das war landesweit der niedrigste Wert (Landesdurchschnitt 5,0%).


Arbeitskräftenachfrage

Die Arbeitskräftenachfrage der Betriebe ist in 2021 im Durchschnitt und im Jahresverlauf wieder stark gestiegen. Dem gemeinsamen Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit und der Jobcenter im Oldenburger Münsterland wurden im vergangenem Jahr 9.669 neue Stellen zur Besetzung gemeldet. Das waren 2.780 bzw. 40,4% mehr als im Vorjahr und 604 bzw. 6,7% mehr als 2019. Auch der durchschnittliche Bestand an gemeldeten Stellen stieg auf 4.409. Das waren 1.014 bzw. 29,9% mehr als im Vorjahr und 393 bzw. 9,8% mehr als 2019.


Entwicklung der Beschäftigung (Stand Juni 2021)

Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Oldenburger Münsterland ist bis zur Jahresmitte im Vergleich zum Vorjahr um 3.917 Personen bzw. 2,8% auf 145.637 gestiegen. Das waren 5.191 Personen bzw. 3,7% mehr als 2019. Nach Branchen betrachtet, gab es absolut die stärkste Zunahme im Verarbeitenden Gewerbe (+3.579 oder +8,0%). Hier spiegelt sich auch der Effekt der gesetzlich vorgeschriebenen Umwandlung der Werkverträge wider, da die Nahrungs- und Futtermittelherstellung zum Verarbeitenden Gewerbe gehört. Zudem wurde ein Unternehmen aus dem Bereich Verkehr und Lagerei mit etwa 800 Beschäftigten umfirmiert und dem Verarbeitenden Gewerbe neu zugeordnet. Dieser Effekt sorgt auch dafür, dass im Bereich Verkehr und Lagerei (–837 oder –10,3%) die Entwicklung am ungünstigsten war. 


Arbeitslosenzahlen und –quoten in den Landkreisen im Jahresdurchschnitt

ArbeitslosenzahlVeränderung gegenüber VorjahrArbeitslosenquote
202120202019
Agentur für Arbeit Vechta7.704-515 / -6,3%4,1%4,4%3,7%
Landkreis Vechta / Hauptagentur3.285-495 / -13,1%3,7%4,3%3,4%
Landkreis Cloppenburg4.420-20/ -0,5%4,4%4,5%3,9%
davon:
Geschäftsstelle Cloppenburg2.699+16 / +0,6%3,9%4,0%3,5%
Geschäftsstelle Friesoythe1.721-36 / -2,0%5,4%5,5%4,7%


Ausblick 2022

Eine Prognose zur Arbeitsmarktentwicklung 2022 birgt weiter einige Unsicherheiten. Vieles hängt von den weiteren Entwicklungen der Corona-Pandemie, aber auch Themen wie dem Rohstoffmangel und der Lieferkettenproblematik ab. Natürlich sind auch im Oldenburger Münsterland einige Branchen stark betroffen, insgesamt ist der hiesige Arbeitsmarkt bisher jedoch vergleichsweise relativ gut durch die Krise gekommen und der auch vor der Corona-Pandemie vorherrschende Fachkräftemangel rückt wieder stärker in den Fokus: „Schon heute zeichnet sich ab, dass der Fachkräftemangel, der auch während der Pandemie beispielsweise im Handwerk, im Gesundheitswesen aber auch in vielen anderen Berufsbereichen weiter präsent war, die größte Herausforderung für unseren Arbeitsmarkt darstellt“, so Heliosch. Entsprechend stark liegt der Fokus im neuen Jahr weiter auf der Qualifizierung: „Nur wer eine Ausbildung hat und sich beruflich konsequent weiterbildet, wird zu den Gewinnern auf dem Arbeitsmarkt der nächsten Jahrzehnte gehören.“

Die digitale Transformation und die Folgen des demografischen Wandels betreffen Berufseinsteigende, Beschäftigte, Arbeitslose und natürlich die Unternehmen selbst. „Die Agenturen für Arbeit und die Jobcenter werden in diesem Jahr neben der direkten Arbeits- und Ausbildungsvermittlung weiter verstärkt auf die berufliche Orientierung und Beratung und Unterstützung bei der Ausbildung und beruflichen Weiterbildung setzen. Jede Arbeitskraft wird in der Region weiter gebraucht. Wir können dabei unterstützen, eine Perspektive für die Qualifizierung zu entwickeln“, sagt Heliosch.

Für beide Themen - berufliche Ausbildung und Weiterbildung – sind gemeinsames Engagement, kreative Ideen und Kooperation gefragt. Deswegen setzt die Arbeitsagentur gemeinsam mit den Jobcentern in 2022 auf die Intensivierung der Netzwerkaktivitäten: „Voneinander wissen, gemeinsam neue Ideen ausprobieren und miteinander Erfahrungen sammeln und profitieren ist aus unserer Sicht wichtig, um in der Region dem Fachkräftemangel zu begegnen“, so Heliosch.


[1] Dazu gehören Personen z.B. in beruflicher Weiterbildung, Arbeitsgelegenheiten, Gründungszuschuss. Nicht enthalten sind Beschäftigte in Kurzarbeit, weil diese Daten erst mit mehrmonatiger zeitlicher Verzögerung erhoben werden können.