Arbeitsmarkt 2021 erholt sich schrittweise von der Pandemie und steht vor Herausforderungen

• Arbeitslosigkeit in den Kreisen Wesel und Kleve niedriger als im Vorjahr, aber noch nicht auf Vorkrisenniveau • Kurzarbeit bleibt ein stabilisierender Faktor für den Arbeitsmarkt und hilft Unternehmen und Beschäftigten durch die Krise • Stellenmeldungen nehmen zu – Fachkräfte sind weiterhin gefragt • Aussichten für 2022 grundsätzlich positiv bei unsicherer Lage

04.01.2022 | Presseinfo Nr. 2

„Ende 2020, nach dem ersten Jahr der Corona-Pandemie waren wir vorsichtig optimistisch für die weitere Entwicklung des Arbeitsmarktes in den Kreisen Wesel und Kleve. Diese Annahme hat sich bewahrheitet. Der Arbeitsmarkt hat sich seit Februar 2021 schrittweise erholt. Abgesehen von einer kurzen Pause im Sommer ging die Arbeitslosigkeit kontinuierlich zurück und lag zum Jahresende auf einem niedrigeren Niveau als in den meisten Vorjahren. Die durchschnittliche Arbeitslosigkeit lag unter der des Vorjahres, hat aber noch nicht das Niveau vor der Pandemie erreicht. Der stabilisierende Faktor war erneut die Kurzarbeit. Diese wurde nicht mehr so umfangreich eingesetzt wie 2020, aber allein im Februar wurden damit rund 23.350 Arbeitsplätze in den Kreisen Wesel und Kleve gesichert. Arbeitgeber konnten ihre Fachkräfte im Unternehmen halten, und für die Beschäftigten war es eine wichtige soziale Absicherung und ein Schutz vor Arbeitslosigkeit“, so Barbara Ossyra, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Wesel.

Sie ergänzt: „Mit der Stabilisierung nahm die Nachfrage nach Arbeitskräften wieder etwas zu. Die Unternehmen suchen ganz überwiegend Fachkräfte sowie höher Qualifizierte – zunehmend auch als Ersatz für Beschäftigte, die in Rente gehen. Lediglich ein Viertel der Stellen richtet sich noch an Hilfskräfte. Für Menschen ohne Berufsabschluss wird die Jobsuche zunehmend schwieriger. Damit bleiben die Herausforderungen, die sich bereits vor der Pandemie abgezeichnet haben, aktuell und sie werden noch dringender. Weiterbildungen, Anpassungsqualifizierungen und Ausbildungen sowie die intensive Beratung während des gesamten Erwerbslebens bleiben daher sehr wichtig für den Ausgleich am Arbeitsmarkt.“

Im Arbeitsagenturbezirk Wesel, der die Kreise Wesel und Kleve umfasst, lag die Arbeitslosigkeit im Jahresdurchschnitt bei 24.571 Personen. Das sind 674 Personen oder 2,7 Prozent weniger als 2020. Die durchschnittliche Arbeitslosenquote lag bei 6,0 Prozent und damit 0,1 Prozentpunkte niedriger als im Durchschnitt des Vorjahres.

Die durchschnittliche Jugendarbeitslosigkeit (15 bis unter 25 Jahre) lag bei 2.097 und damit um 225 Personen oder 9,7 Prozent unter dem Durchschnitt des Vorjahres. Dagegen lag die Langzeitarbeitslosigkeit (länger als 1 Jahr) um 1.298 Personen oder 13,5 Prozent über den Werten des Vorjahres, sie betrug im Durchschnitt 10.930.

Die Zahl der gemeldeten Stellenangebote hat zugenommen. Von Januar bis Dezember wurden dem gemeinsamen Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit Wesel und des Jobcenters Kreis Wesel 14.427 Stellen gemeldet. Das sind 2.405 Stellen oder 20,0 Prozent mehr als 2020. Der durchschnittliche Stellenbestand lag bei 5.929 Stellen und damit um 180 Stellen oder 3,0 Prozent niedriger als 2020.

Die Kurzarbeit diente auch 2021 der Beschäftigungssicherung. In der Spitze haben im Februar 23.343 Menschen in 3.375 Betrieben verkürzt gearbeitet. Über die folgenden Monate ging die realisierte Kurzarbeit zurück. Aktuellen Hochrechnungen zufolge haben im Agenturbezirk im August noch 3.411 Personen und 965 Betriebe verkürzt gearbeitet.

Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung setzte sich fort. Zum Stichtag 30.06.2021 (aktuell verfügbare Daten) waren in den Kreisen Wesel und Kleve insgesamt 246.541 Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Das sind 3.310 Personen oder 1,4 Prozent mehr als im Vorjahresquartal.

Ausblick: „Der Abbau der Arbeitslosigkeit und der hohe Beschäftigungsstand sind gute Rahmenbedingungen für den Start in das Jahr 2022. Allerdings ist das Vorkrisenniveau noch nicht wieder erreicht. Zudem sind deutlich mehr Menschen als vor der Pandemie länger als ein Jahr arbeitslos und gelten daher als langzeitarbeitslos. Wie sich die vierte Pandemie-Welle weiter auf Wirtschaft und Arbeitsmarkt auswirkt, ist aktuell noch nicht absehbar. Mit den verlängerten Sonderregelungen für die Kurzarbeit haben Unternehmen und Beschäftigte aber ein Stück Sicherheit. Wenn die Konjunktur im Frühjahr wieder anzieht, wird dies den Arbeitsmarkt weiter entlasten, aber auch mögliche Engpässe ins Licht rücken. Die demografische Entwicklung mit den Babyboomern, die in den kommenden Jahren in Rente gehen, sowie die technische und digitale Weiterentwicklung in zahlreichen Tätigkeiten werden eine große Herausforderung. Die Ausbildung eigener Fachkräfte bleibt für Unternehmen unverzichtbar, auch wenn die Suche nach Bewerberinnen und Bewerbern schon 2021 nicht leicht war. Frühzeitige Berufsorientierung und individuelle Beratung in den Schulen können hoffentlich in diesem Jahr wieder verstärkt stattfinden. Daneben wird Weiterbildung dazu beitragen, sowohl Beschäftigte als auch Arbeitsuchende für die Anforderungen der sich wandelnden Arbeitswelt zu qualifizieren. Hier wollen wir noch stärker als bisher als Lotse fungieren und mit guten Angeboten zur Weiterbildung unterstützen. Unverzichtbar bleibt hierbei die enge Zusammenarbeit mit unseren Partnern vor Ort.“

Der Arbeitsmarkt im Kreis Wesel im Jahr 2021

Im Kreis Wesel waren im Jahresdurchschnitt 15.721 Personen gemeldet. Das sind 378 Personen oder 2,3 Prozent weniger als 2020. Die durchschnittliche Arbeitslosenquote lag bei 6,5 Prozent und damit 0,1 Prozentpunkte niedriger als im Durchschnitt des Vorjahres.

Nach Rechtskreisen: In der Arbeitslosenversicherung (SGB III, Agentur für Arbeit) waren im Jahresdurchschnitt 5.095 Personen gemeldet, 496 oder 8,9 Prozent weniger als im Vorjahr. In der Grundsicherung (SGB II, Jobcenter Kreis Wesel) waren im Jahresdurchschnitt 10.627 Personen arbeitslos gemeldet, das sind 118 Personen oder 1,1 Prozent mehr als 2020.

Die durchschnittliche Jugendarbeitslosigkeit (15 bis unter 25 Jahre) lag bei 1.314 und damit um 111 Personen oder 7,8 Prozent unter dem Durchschnitt des Vorjahres. Dagegen lag die Langzeitarbeitslosigkeit (länger als 1 Jahr) um 898 Personen oder 14,7 Prozent über den Werten des Vorjahres und betrug im Durchschnitt 7.028.

Der Arbeitsmarkt ist durch kontinuierliche Bewegung gekennzeichnet. Insgesamt 29.094 Personen meldeten sich bei der Agentur für Arbeit Wesel und dem Jobcenter Kreis Wesel im Jahresverlauf arbeitslos. Davon kamen 10.173 aus einer Beschäftigung am 1. Arbeitsmarkt. Das sind 1.643 Personen oder 13,9 Prozent weniger als im Vorjahr. Im Gegenzug meldeten sich von Januar bis Dezember 31.205 Personen aus der Arbeitslosigkeit ab, davon 9.791 Personen in eine Beschäftigung am 1. Arbeitsmarkt. Dies waren 802 Personen oder 8,9 Prozent mehr als im Vorjahr.

Gegenüber dem Vorjahr gab es mehr Stellenangebote. Von Januar bis Dezember wurden dem gemeinsamen Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit Wesel und des Jobcenters Kreis Wesel 8.776 Stellen neu gemeldet. Das sind 1.232 Stellen oder 16,3 Prozent mehr als 2020. Die meisten Stellen wurden im Handel, im Gesundheits- und Sozialwesen, im Verarbeitenden Gewerbe, in Freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen sowie in der Arbeitnehmerüberlassung gemeldet. 5.012 Stellen (Anteil 57,1%) richteten sich an Fachkräfte, 2.138 Stellen an Helfer (24,4%), 1.013 Stellen an Spezialisten (11,5%) und 613 (7,0%) an Experten. Der durchschnittliche monatliche Stellenbestand lag bei 3.289 Stellen und mit einem Plus von 11 Stellen oder 0,3 Prozent auf Vorjahresniveau

Kurzarbeit zur Beschäftigungssicherung wurde im Kreis Wesel ebenfalls genutzt. In der Spitze haben im Februar 13.265 Menschen in 2.021 Betrieben verkürzt gearbeitet. In den folgenden Monaten ging die realisierte Kurzarbeit aktuellen Hochrechnungen zufolge zurück. So haben im Kreis Wesel im Juli noch 706 Personen und 2.689 Betriebe verkürzt gearbeitet.

Ende Juni 2021 waren im Kreis Wesel 141.370 Personen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Das sind 2.040 Personen oder 1,5 Prozent mehr als im Vorjahresquartal.

Der Arbeitsmarkt im Kreis Kleve im Jahr 2021

Im Kreis Kleve waren im Jahresdurchschnitt 8.849 Personen arbeitslos gemeldet. Das sind 296 Personen oder 3,2 Prozent weniger als 2020. Die durchschnittliche Arbeitslosenquote lag bei 5,3 Prozent und damit 0,2 Prozentpunkte niedriger als im Durchschnitt des Vorjahres.

Nach Rechtskreisen: In der Arbeitslosenversicherung (SGB III, Agentur für Arbeit) waren im Jahresdurchschnitt 3.486 Personen gemeldet, 435 oder 11,1 Prozent weniger als im Vorjahr. In der Grundsicherung (SGB II, Jobcenter Kreis Kleve) waren im Jahresdurchschnitt 5.363 Personen arbeitslos gemeldet, das sind 139 Personen oder 2,7 Prozent mehr als 2020.

Die durchschnittliche Jugendarbeitslosigkeit (15 bis unter 25 Jahre) lag bei 783 und damit um 114 Personen oder 12,7 Prozent unter dem Durchschnitt des Vorjahres. Dagegen lag die Langzeitarbeitslosigkeit (länger als 1 Jahr) um 399 Personen oder 11,4 Prozent über den Werten des Vorjahres und betrug im Durchschnitt 3.902.

Der Arbeitsmarkt war kontinuierlich in Bewegung. Insgesamt 16.075 Personen meldeten sich bei der Agentur für Arbeit und dem Jobcenter Kreis Kleve im Jahresverlauf arbeitslos. Davon kamen 6.724 aus einer Beschäftigung am 1. Arbeitsmarkt. Das sind 1.640 Personen oder 19,6 Prozent weniger als im Vorjahr. Im Gegenzug meldeten sich von Januar bis Dezember 17.373 Personen aus der Arbeitslosigkeit ab, davon 6.390 Personen in eine Beschäftigung am 1. Arbeitsmarkt. Dies waren 67 Personen oder 1,1 Prozent mehr als im Vorjahr.

Die Zahl der Stellenangebote stieg. Von Januar bis Dezember wurden dem Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit Kleve 5.651 Stellen gemeldet. Das sind 1.173 Stellen oder 26,2 Prozent mehr als 2020. Die meisten Stellen wurden im Handel, im Gesundheits- und Sozialwesen, im Handel, im Verarbeitenden Gewerbe, im Baugewerbe sowie in der Arbeitnehmerüberlassung, gemeldet. 3.016 Stellen (Anteil 53,4%) richteten sich an Fachkräfte, 1.449 Stellen an Helfer (25,6%), 729 Stellen an Spezialisten (12,9%) und 457 (8,1%) an Experten. Der durchschnittliche monatliche Stellenbestand lag bei 2.640 Stellen und damit um 191 Stellen oder 6,8 Prozent niedriger als 2020.

Die Unternehmen im Kreis Kleve nutzten auch 2021 die Kurzarbeit. In der Spitze haben im Februar 10.078 Menschen in 1.354 Betrieben verkürzt gearbeitet. In den folgenden Monaten ging die realisierte Kurzarbeit aktuellen Hochrechnungen zufolge zurück. So haben im Kreis Kleve im Juli noch 429  Personen und 1.737 Betriebe verkürzt gearbeitet.

Weiterhin positiv entwickelte sich die Beschäftigung im Kreis Kleve. Ende Juni 2021 waren 105.171 Personen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Das sind 1.270 Personen oder 1,2 Prozent mehr als im Vorjahresquartal.