Arbeitsmarkt hält 2022 den Krisen Stand, weitere Herausforderungen stehen an

Arbeitslosigkeit in den Kreisen Wesel und Kleve weiter sinkend

Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung wächst

Nachfrage nach Arbeitskräften schwächer als im Vorjahr

Fachkräftesicherung wird für Unternehmen immer schwieriger

2023 ist mit ähnlichen Rahmenbedingungen zu rechnen

13.01.2023 | Presseinfo Nr. 3

„Anfang 2022 sind wir verhältnismäßig optimistisch ins Jahr gestartet, mit der abflauenden Pandemie und der konjunkturellen Belebung im Frühjahr gingen die Arbeitslosenzahlen weiter zurück. Kurzarbeit war zwar für die Unternehmen immer seltener erforderlich. Aber für die betroffenen Betriebe war es hilfreich, dass einige gesetzlichen Sonderregelungen verlängert wurden. Eine Zäsur war der Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine im Februar. Die sich dadurch erneut verändernde Rahmenbedingungen wie steigende Energie- und Rohstoffkosten, hohe Inflation, Lieferprobleme und der Regelung, dass die ukrainischen geflüchteten Menschen seit dem Sommer  von den Jobcentern betreut werden, führte dennoch nicht zu erhöhten Arbeitslosenzahlen, sodass die Arbeitslosigkeit im Jahresdurchschnitt weiter gesunken ist.“

Sie ergänzt: „Schwierig ist inzwischen die Deckung des Arbeitskräftebedarfs, insbesondere des Fachkräftebedarfs. Daher haben wir im zurückliegenden Jahr  unter anderem weiterhin auf Qualifizierung gesetzt und die Förderung zum Vorjahr deutlich gesteigert. Auch wenn diese Angebote Zeit brauchen, sind sie eine Investition in die Zukunft, sowohl individuell für die betroffene Person als auch für den Wirtschaftsstandort hier in der Region“, so Barbara Ossyra, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Wesel.

Im Arbeitsagenturbezirk Wesel, der die Kreise Wesel und Kleve umfasst, lag die Arbeitslosigkeit im Jahresdurchschnitt bei 23.140 Personen. Das sind 1.431 Personen oder 5,8 Prozent weniger als 2021. Die durchschnittliche Arbeitslosenquote lag bei 5,6 Prozent und damit 0,4 Prozentpunkte niedriger als im Durchschnitt des Vorjahres.

Die durchschnittliche Jugendarbeitslosigkeit (15 bis unter 25 Jahre) lag bei 1.983 und damit um 114 Personen oder 5,4 Prozent unter dem Durchschnitt des Vorjahres. Ebenso ging die Langzeitarbeitslosigkeit (länger als 1 Jahr) zurück: um 886 Personen oder 8,1 Prozent auf durchschnittlich 10.044.

Der Arbeitsmarkt ist durch kontinuierliche Bewegung in Form von Zugängen und Abgängen gekennzeichnet. Insgesamt 47.846 Personen meldeten sich bei der Agentur für Arbeit Wesel und dem Jobcenter Kreis Wesel im Jahresverlauf arbeitslos. Davon kamen 16.785 aus einer Beschäftigung am 1. Arbeitsmarkt. Das sind 112 Personen oder 0,7 Prozent weniger als im Vorjahr. Im Gegenzug meldeten sich von Januar bis Dezember 46.075 Personen aus der Arbeitslosigkeit ab, davon 13.465 Personen in eine Beschäftigung am 1. Arbeitsmarkt. Dies waren 2.716 Personen oder 16,8 Prozent weniger als im Vorjahr.

Die Zahl der gemeldeten Stellenangebote entwickelte sich rückläufig. Von Januar bis Dezember wurden dem gemeinsamen Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit Wesel und des Jobcenters Kreis Wesel 9.811 Stellen gemeldet. Das sind 4.616 Stellen oder 32,0 Prozent weniger als 2021. Der durchschnittliche Stellenbestand lag bei 4.433 Stellen und damit um 1.496 Stellen oder 25,2 Prozent niedriger als 2021.

Die Kurzarbeit war 2022 kontinuierlich weniger erforderlich, um Beschäftigte zu halten und Arbeitslosigkeit zu vermeiden. Aktuellen Hochrechnungen zufolge haben im Agenturbezirk im August noch 387 Personen und 37 Betriebe verkürzt gearbeitet. Ein Jahr zuvor waren es noch 3.562 Personen und 974 Betriebe.

Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung stieg im Vorjahresvergleich. Zum Stichtag 30.06.2022 (aktuell verfügbare Daten) waren in den Kreisen Wesel und Kleve insgesamt 250.889 Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Das sind 4.348 Personen oder 1,8 Prozent mehr als zum 30.06.2021.

Ausblick: „2023 wird aller Voraussicht nach für den Arbeitsmarkt keinen grundlegenden Umschwung bringen. Die Beschäftigung ist auf einem sehr hohen Stand und die Prognosen für die Entwicklung der Arbeitslosigkeit sehen weitgehend stabil aus. Es wird für die Unternehmen noch stärker zur Herausforderung werden, die benötigten Arbeitskräfte zu bekommen. Diese werden knapper, denn es kommt weniger Nachwuchs und die Rentenübertritte der geburtenstarken Jahrgänge werden weiter zunehmen. Junge Menschen von einer Ausbildung zu überzeugen und gleichzeitig in die Weiterbildung von Beschäftigten – ob neu eingestellt oder bereits länger im Betrieb – zu investieren, ist die gemeinsame Aufgabe für die kommende Zeit. Nur so lässt sich der technologischen und demografische Wandel am Arbeitsmarkt bewältigen. Als Agentur für Arbeit sehen wir uns als Partnerin in diesem Transformationsprozess. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter informieren, beraten und unterstützen Menschen ab den letzten Schuljahren über das gesamte Berufsleben hinweg dabei, ihren Platz am Arbeitsmarkt zu finden und zukunftsfähig zu gestalten. Den Unternehmen stehen wir ebenso bei der Rekrutierung und Sicherung ihrer Fachkräfte zur Seite.“

 

Der Arbeitsmarkt im Kreis Wesel im Jahr 2022

Im Kreis Wesel waren im Jahresdurchschnitt 14.984 Personen arbeitslos gemeldet. Das sind 737 Personen oder 4,7 Prozent weniger als 2021. Die durchschnittliche Arbeitslosenquote lag bei 6,2 Prozent und damit 0,3 Prozentpunkte niedriger als im Durchschnitt des Vorjahres.

Nach Rechtskreisen: In der Arbeitslosenversicherung (SGB III, Agentur für Arbeit) waren im Jahresdurchschnitt 4.322 Personen gemeldet, 773 oder 15,2 Prozent weniger als im Vorjahr. In der Grundsicherung (SGB II, Jobcenter Kreis Wesel) waren im Jahresdurchschnitt 10.662 Personen arbeitslos gemeldet, das sind 36 Personen oder 0,3 Prozent mehr als 2021.

Die durchschnittliche Jugendarbeitslosigkeit (15 bis unter 25 Jahre) lag bei 1.274 und damit um 41 Personen oder 3,1 Prozent unter dem Durchschnitt des Vorjahres. Die Langzeitarbeitslosigkeit (länger als 1 Jahr) lag um 659 Personen oder 9,4 Prozent unter den Werten des Vorjahres und betrug im Durchschnitt 6.369.

Der Arbeitsmarkt ist durch kontinuierliche Bewegung gekennzeichnet. Insgesamt 31.439 Personen meldeten sich bei der Agentur für Arbeit Wesel und dem Jobcenter Kreis Wesel im Jahresverlauf arbeitslos. Davon kamen 11.381 aus einer Beschäftigung am 1. Arbeitsmarkt. Das sind 296 Personen oder 2,7 Prozent mehr als im Vorjahr. Im Gegenzug meldeten sich von Januar bis Dezember 30.569 Personen aus der Arbeitslosigkeit ab, davon 8.199 Personen in eine Beschäftigung am 1. Arbeitsmarkt. Dies waren 1.592 Personen oder 16,3 Prozent weniger als im Vorjahr.

Gegenüber dem Vorjahr gab es weniger Stellenangebote. Von Januar bis Dezember wurden dem gemeinsamen Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit Wesel und des Jobcenters Kreis Wesel 5.712 Stellen neu gemeldet. Das sind 3.064 Stellen oder rund ein Drittel weniger als 2021. 3.304 Stellen (Anteil 57,8%) richteten sich an Fachkräfte, 1.558 Stellen an Helfer (27,3%), 507 Stellen an Spezialisten (8,9%) und 343 (6,0%) an Experten. Der durchschnittliche monatliche Stellenbestand lag bei 2.469 Stellen und um 820 Stellen oder 24,9 Prozent unter dem Niveau des Vorjahres.

Kurzarbeit zur Beschäftigungssicherung wurde im Kreis Wesel genutzt, aber in einem deutlich geringeren Umfang als im Vorjahr. Aktuellen Hochrechnungen zufolge haben im Kreis Wesel im Juli noch 128 Personen und 20 Betriebe verkürzt gearbeitet. Im Juli 2021 waren es noch 2.784 Personen und 711 Betriebe.

Ende Juni 2022 waren im Kreis Wesel 143.223 Personen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Das sind 1.853 Personen oder 1,3 Prozent mehr als im Vorjahresquartal.

 

Der Arbeitsmarkt im Kreis Kleve im Jahr 2022

Im Kreis Kleve waren im Jahresdurchschnitt 8.156 Personen arbeitslos gemeldet. Das sind 694 Personen oder 7,8 Prozent weniger als 2021. Die durchschnittliche Arbeitslosenquote lag bei 4,9 Prozent und damit 0,4 Prozentpunkte niedriger als im Durchschnitt des Vorjahres.

Nach Rechtskreisen: In der Arbeitslosenversicherung (SGB III, Agentur für Arbeit) waren im Jahresdurchschnitt 2.846 Personen gemeldet, 641 oder 18,4 Prozent weniger als im Vorjahr. In der Grundsicherung (SGB II, Jobcenter Kreis Kleve) waren im Jahresdurchschnitt 5.310 Personen arbeitslos gemeldet, das sind 53 Personen oder 1,0 Prozent weniger als 2021.

Die durchschnittliche Jugendarbeitslosigkeit (15 bis unter 25 Jahre) lag bei 710 und damit um 73 Personen oder 9,4 Prozent unter dem Durchschnitt des Vorjahres. Ebenso lag die Langzeitarbeitslosigkeit (länger als 1 Jahr) mit durchschnittlich 3.675 um 227 Personen oder 5,8 Prozent unter den Werten des Vorjahres.

Der Arbeitsmarkt war kontinuierlich in Bewegung. Insgesamt 16.407 Personen meldeten sich bei der Agentur für Arbeit und dem Jobcenter Kreis Kleve im Jahresverlauf arbeitslos. Davon kamen 6.356 aus einer Beschäftigung am 1. Arbeitsmarkt. Das sind 368 Personen oder 5,5 Prozent weniger als im Vorjahr. Im Gegenzug meldeten sich von Januar bis Dezember 15.506 Personen aus der Arbeitslosigkeit ab, davon 5.266 Personen in eine Beschäftigung am 1. Arbeitsmarkt. Dies waren 1.124 Personen oder 17,6 Prozent weniger als im Vorjahr.

Die Zahl der Stellenangebote sank. Von Januar bis Dezember wurden dem Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit Kleve 4.099 Stellen gemeldet. Das sind 1.552 Stellen oder 27,5 Prozent weniger als 2021. 2.185 Stellen (Anteil 53,3%) richteten sich an Fachkräfte, 1.235 Stellen an Helfer (30,1%), 414 Stellen an Spezialisten (10,1%) und 265 (6,5%) an Experten. Der durchschnittliche monatliche Stellenbestand lag bei 1.964 Stellen und damit um 676 Stellen oder 25,6 Prozent niedriger als 2021.

Die Unternehmen im Kreis Kleve nutzten die Kurzarbeit 2022 in einem vergleichsweise geringem Ausmaß. Die realisierte Kurzarbeit lag aktuellen Hochrechnungen zufolge im Juli 2022 bei 106 Personen und 21 Betriebe. Im Juli 2021 haben noch 2.028 Personen und 429 Betriebe verkürzt gearbeitet.

Weiterhin positiv entwickelte sich die Beschäftigung im Kreis Kleve. Ende Juni 2022 waren 107.666 Personen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Das sind 2.495 Personen oder 2,4 Prozent mehr als im Vorjahresquartal.