Erfahrungsberichte

Projektteilnehmende und Arbeitgeber berichten über Ihre Erfahrungen mit dem Vorgänger-Projekt THAMM

Erfahrungsbericht eines Projektteilnehmers:

Aimen Jamai, Hotel St. Erasmus, Trassem: „Ich habe jetzt zwei Familien, eine in Tunesien und eine in Deutschland.“

Aimen Jamai ist 25 Jahre alt und Mitte September 2020 aus Tunesien nach Deutschland eingereist, um hier seine Ausbildung zu beginnen. Er kommt von einer touristisch geprägten Insel und seine ganze Familie ist im Tourismussektor tätig. Er selbst sieht seine Zukunft auch in diesem Bereich. Das THAMM-Projekt hat ihm hier eine neue Möglichkeit erschlossen: Er absolviert nun eine Ausbildung zum Hotelfachmann im Hotel St. Erasmus in Trassem, einem kleinen Dorf in Rheinland-Pfalz.

Durch das Projekt wurden ihm viele Hürden genommen: „Im Allgemeinen ist das Projekt super. Ohne das THAMM Projekt wäre es sehr schwierig, einen Vertrag zu bekommen. Ich habe viel gelernt. Die Sprachausbildung war eine große Gelegenheit, um mein Deutsch zu verbessern.“

Trotz der guten sprachlichen Vorbereitung in seinem Heimatland war die Sprache anfangs eine Herausforderung für den jungen Tunesier: „Am Anfang war es schwierig mit der Sprache, aber jetzt ist es in Ordnung. Man lernt jeden Tag etwas.“ Auch an die Vorstellung, im Winter mit dem Fahrrad in die nächste Stadt zu fahren, um dann von dort aus den ÖPNV zu seiner Berufsschule in Trier zu nehmen, muss er sich noch gewöhnen. Dafür findet er die Pfalz aber sehr schön: „Man kann hier die Natur genießen.“

Jamai ist besonders glücklich, in einem familiären Betrieb gelandet zu sein: „Man fühlt sich hier wie zuhause. Ich habe jetzt zwei Familien, eine in Tunesien und eine in Deutschland.“ Er fühlt sich sehr integriert und seine Herkunft spiele keine Rolle, man gebe ihm nicht das Gefühl, als „Ausländer“ gesehen zu werden. Außerdem könne er aufgrund der familiären Strukturen immer direkt fragen, wenn er etwas nicht verstehe.

Durch seine neue, ‘deutsche Familie’, die er im Betrieb gefunden hat, fällt Jamai auch die Trennung von seiner tunesischen Familie nicht so schwer. Und vielleicht kommt ja mit dem nächsten Durchgang von THAMM auch der eine oder andere Freund von ihm nach Deutschland – bewerben wollen sich jedenfalls einige, wie Jamai erzählt.


Arbeitgeber berichten:

Hotel St. Erasmus, Trassem

Im Hotel St. Erasmus werden ein Koch und ein Hotelfachmann über das Projekt THAMM beschäftigt. Herr Boesen berichtet von den Erfahrungen mit dem Projekt:

Zitat:

Warum haben Sie über THAMM nach Auszubildenden für Ihren Betrieb gesucht? 

"Das Projekt THAMM wurde uns von der Bundesagentur für Arbeit vorgeschlagen. Es klang nach einem interessanten Projekt mit einem super Konzept, deswegen haben wir uns erst einmal unverbindlich einen Vortrag dazu angeschaut und waren überzeugt. Dabei hat natürlich der Fachkräftemangel eine große Rolle gespielt. Es dauert immer ziemlich lange, eine Stelle zu besetzen."

Haben Sie bereits Vorerfahrungen mit internationalem Personal gesammelt? 

"In der Hotelbranche arbeiten Menschen aus vielen verschiedenen Ländern miteinander zusammen. Bei uns im Betrieb beschäftigen wir Personal aus 8 oder 9 Nationen. Im Housekeeping oder in der Küche arbeiten viele Geflüchtete."

Welche Erfahrungen haben Sie mit den vermittelten Auszubildenden bisher gemacht? 

"Wir haben bisher sehr positive Erfahrungen gemacht. Die Leute sind qualifiziert und haben sich schon gut integriert. Ein großer Vorteil sind die guten Deutschkenntnisse."

Würden Sie wieder teilnehmen, wenn es die Möglichkeit gäbe?

"Auf jeden Fall."

Haben Sie eine Empfehlung für andere Arbeitgeber*innen, die Interesse haben, am Projekt teilzunehmen? 

"Ich würde anderen Arbeitgeber*innen raten, nicht nur eine Stelle über THAMM zu besetzen, sondern vielleicht direkt zwei oder drei. Das ermöglicht den Auszubildenden den sozialen Anschluss, der gerade auf dem Land schwierig sein kann. Auch wenn die Auszubildenden sich hier wohl fühlen, so ist das Altersniveau der Mitarbeitenden eher höher. Wenn sie als Gruppe aus Tunesien kommen, können sie auch zum Beispiel ihre freien Tage miteinander verbringen."

Wie empfinden Sie den Prozess bei THAMM?

"Die ganze Organisation über das Projekt empfinden wir als sehr unproblematisch und sind zufrieden. Es ist natürlich gerade mit der Corona-Pandemie keine optimale Zeit, aber grundsätzlich sind wir sehr froh mit unseren drei Auszubildenden. Sie sind gut integriert und motiviert."


Brommenschenkel GmbH: „Zur Glocke“ und „Oechsle Wein- und Fischhaus“, Trier

Peter Brommenschenkel beschäftigt in seinen Restaurants „Wirtshaus Zur Glocke“ und „Oechsle Wein- und Fischhaus“ in Trier insgesamt fünf Auszubildende aus Tunesien, die im September 2020 über THAMM eingereist sind: davon zwei Köchinnen, ein Koch und zwei Restaurantfachleute.

Zitat:

Wie haben Sie vom Projekt erfahren und warum haben Sie über THAMM nach Auszubildenden für Ihren Betrieb gesucht?

"Unabhängig von der Branche ist es aktuell schwierig, gute und qualifizierte Mitarbeiter*innen anzustellen. Daher sind wir zu dem Entschluss gekommen, die Ausbildung junger Menschen wieder aufzunehmen. Durch die Agentur für Arbeit sind wir auf das THAMM-Projekt aufmerksam gemacht worden. Die Auswahl der Bewerber*innen von der Qualifikation und vom Alter her haben uns überzeugt. Alle hatten einen hohen Schulabschluss und waren bereits mit der Gastronomie in Berührung gekommen. Zudem wirkten alle sehr motiviert und bereit, viel zu investieren. Dies zeigten beispielsweise ihre außergewöhnlichen Fortschritte im Erwerb der deutschen Sprache in nur wenigen Monaten."

Haben Sie bereits Vorerfahrungen mit internationalem Personal gesammelt?

"Insgesamt ist unser Team sehr international. Wir beschäftigen Mitarbeiter*innen aus der ganzen Welt. So auch bereits Auszubildende mit italienischen, kolumbianischen und asiatischen Wurzeln. Allerdings bestand hier der Unterschied darin, dass alle Arbeitnehmer*innen bereits in Deutschland lebten. Wir hatten somit noch an keinem Projekt teilgenommen, das Menschen direkt aus ihrem Heimatland rekrutiert."

Welche Erfahrungen haben Sie mit den vermittelten Auszubildenden bisher gemacht?

"Unser Eindruck, den wir über die Skype-Interviews gewinnen konnten, bestätigt sich bis jetzt. Alle fünf Auszubildenden sind sehr motiviert, lern- und wissbegierig. Das sehen wir sehr gern. Es ist die Basis dafür, aus ihnen hochqualifizierte Mitarbeitende machen zu können. Auch ihre sprachlichen Fähigkeiten entwickeln sich zunehmend. Bereits als die Auszubildenden am Flughafen ankamen, waren wir sehr positiv von den Sprachkenntnissen überrascht. Eine französischsprechende Mitarbeiterin, die uns extra begleitete, wurde als Unterstützung kaum benötigt. Im Gespräch zeigte sich, dass sie in der Lage waren, gut auf unsere Fragen einzugehen. Dies entkräftete die aus dem Vorstellungsgespräch gewonnene Unsicherheit, ob es sich wohl dort nur um vorbereitete Texte gehandelt hatte. Zusammenfassend sind wir stolz, sagen zu können, dass sich die tunesischen Auszubildenden in den ersten Wochen gut integriert haben, fleißig mitarbeiten, sehr offen kommunizieren, schnell lernen und wir uns auf die weitere Zusammenarbeit sehr freuen."

Würden Sie wieder teilnehmen, wenn es die Möglichkeit gäbe?

"Wenn sich die Erfahrungen auf längere Sicht bestätigen, sind wir sehr aufgeschlossen, auch im Späteren an solchen Programmen teilzunehmen. Rückwirkend ist es natürlich eine höhere Investition, da wir auch beispielsweise für Unterkunft und Mobiliar aufkamen. Aber wir sind davon überzeugt, dass es sich lohnen wird."