Boomerang Hiring: Wiedereinstellung to go?

Wie Sie als Arbeitgeber mit Boomerang Hiring oder Rehiring ehemalige Beschäftigte zurückholen und dem Fachkräftemangel den Kampf ansagen.


20.02.2024 - Katja Feuerstein -5 MinutenMitarbeiter finden

Wenn Beschäftigte kündigen, muss das nicht das Ende sein. Faktor A zeigt, wann der richtige Zeitpunkt für Rehiring ist, welche Maßnahmen ein erfolgreiches Job-Comeback versprechen und warum sich kluges Offboarding am Ende auszahlt.

Wie in der Liebe erkennt man häufig erst hinterher, was man an einander hatte. Wenn der neue (Job) nach der ersten Euphorie auch nicht besser ist, wird vielen Ehemaligen klar, dass sie den alten vermissen. Auch auf der Ex-Arbeitgeberseite ist die Lücke spürbar. Wenn mit dem Ex-Beschäftigten dazu noch Fach- oder Führungskapital abgeflossen ist, umso bitterer. Da es den Beteiligten aus Scham oft schwerfällt, sich die gegenseitigen „Gefühle“ einzugestehen, helfen letztlich nur Transparenz, Offenheit und eine klare Aussprache. Hier setzt ein gelungenes Offboarding und Rehiring (auch Boomerang Hiring) an.

Boomerang oder Rehiring: We want you back (for good)

Man sieht sich bekanntlich immer zwei Mal im Leben – oder auch Job. Ein Jobwechsel ist heute längst keine Einbahnstraße mehr. Einerseits nimmt die Jobwechselbereitschaft von Beschäftigten zu. Andererseits führt der Arbeits- und Fachkräftemangel dazu, dass das Recruiting neuen Personals zunehmend zum Abwerben wird. Zudem sehen sich Arbeitgeber immer mehr mit einem Arbeitnehmermarkt konfrontiert. In der Not steigen die Offenheit und Akzeptanz dafür, ehemalige Beschäftigte wiedereinzustellen. Verlassen jene ein Unternehmen, bedeutet das also nicht mehr zwangläufig, dass sie für immer verloren sind. Denn häufig müssen Jobwechselnde feststellen, dass das Gras im neuen Betrieb auch nicht grüner ist. Damit steigt wiederum Ihre Chance, diese zurückzugewinnen!

Eine Arbeitgeberin heißt eine Person im Job wieder willkommen.
Foto: Für ein Job-Comeback müssen beide Seiten Ja sagen, ©AdobeStock/Prostock-studio

Vorausschauende Arbeitgeber tun folglich gut daran, qualifizierten Leuten Ihre Tür zur Rückkehr ins Unternehmen offen zu halten. Die freiwillige Wiedereinstellung ehemaliger Beschäftigter wird daher auch als „Rehiring“ oder „Boomerang Hiring“ bezeichnet. Bildlich gesprochen geht es darum, dass die ausgeflogenen Beschäftigten wie ein Bumerang zum Unternehmen zurückkehren bzw. wiedereingefangen werden. Davon klar abzugrenzen ist die Kündigungsschutzklage, im Volksmund gern auch als “Klage auf Wiedereinstellung” bezeichnet. Obwohl gekündigte Arbeitnehmende oft davon sprechen, „auf Wiedereinstellung zu klagen“, besteht hier indes das Ziel in der gerichtlichen Feststellung, dass eine vom Arbeitgeber ausgesprochene Kündigung unwirksam war.

Hätten Sie es gewusst?


Jetzt wird es skurril, denken Sie? Manchmal ist die Realität spannender, als wir meinen. So ist Apple-Mitbegründer Steve Jobs ein prominenter Job-Rückkehrer. Nachdem er 1985 das Unternehmen verließ, schnappte er sich 1996 den Bumerang und kehrte zu Apple zurück. Nach einem erfolgreichen Boomerang Hiring bzw. Rehiring machte er den US-Konzern zu einem Weltmarktführer. Als Technik-Revoluzzer erfand er wegweisende neue Technologien wie das iPhone und iPad. Auch nach seinem Tod ist er einer der bekanntesten Menschen der Elektronikindustrie. "Boomerang-spirierend"!

Comeback im Job – die Vorteile einer Wiedereinstellung

Die „Liebe auf den zweiten Blick“ (mit und ohne Promifaktor) hat also großes Potenzial und muss nicht einseitig sein. Doch was genau sind die Vorteile für Sie als Arbeitgeber?

Man kennt sich: Sie kennen bereits die Stärken und Schwächen der Person, die sie wiedereinstellen. Umgekehrt kennt diese bereits Ihr Unternehmen, die Aufgaben und ist mit Ihrer Unternehmenskultur vertraut. Mit der Erkenntnis, dass es anderswo nicht zwingend besser ist, steigt bestenfalls auch die Bindung an Sie als neuen, alten Arbeitgeber.

Neue Impulse: Rückkehrende haben im neuen Job neue Skills, Perspektiven und Erfahrungen gesammelt. Als Arbeitgeber können Sie von frischen Ideen nur profitieren. Eventuell sparen Sie so gleich die ein oder andere Weiterbildung oder Schulung ein.

Dreifach sparen: Ein erstes Einstellungsverfahren fand bereits statt. Ein erneuter oder gar mehrstufiger Recruiting- und Auswahlprozess ist somit im Regelfall entbehrlich – zumindest bei gleicher oder ähnlicher Position. Das gilt auch für das Onboarding. Damit sparen Sie viel Zeit, Geld und personellen Aufwand.

Der Pull-Faktor: Gutes spricht sich bekanntlich herum. Wenn Ihre ehemaligen Beschäftigten zu Ihnen zurückkehren wollen und für Sie werben, kann das im Idealfall sogar neue Mitstreiter*innen vom zwischenzeitlichen Arbeitgeber anziehen. Ein (potenzielles) Personal-Plus für Sie!

Zurück zum Ex(-Arbeitgeber): die Risiken einer Wiedereinstellung

Wie bei einer wieder aufgewärmten Liebesbeziehung lauern auch hier potenzielle Gefahren.

Es hat einfach nicht gepasst: Wie bei dem/der Ex kann es passieren, dass der „Trennungsgrund“ wieder aufflammt oder latent bleibt. Anders gesagt, kann eine Person, die Ihr Unternehmen vor einer Weile verlassen hat, nach einem erfolgreichen Rehiring erneut kündigen oder Sie kündigen ihr – entweder, weil die Person für den Job nur bedingt geeignet ist, nicht richtig ins Team, zum Vorgesetzten oder zur Unternehmenskultur passt.

Obacht beim Recruiting: Wie beim Dating ist auch hier Vorsicht die Mutter der Porzellankiste. Um Passungsprobleme zu vermeiden, sollten Sie daher schon beim ersten Recruiting mit oberster Sorgfalt verfahren. Denn es kann viel schief gehen, wenn der Mitarbeitende z. B. nicht ausreichend qualifiziert ist. Das birgt wiederum ein hohes Risiko für ein erfolgreiches Rehiring. Vermeiden lässt sich das, indem Sie die Rückkehrwilligen im Zweifel den gesamten Recruiting-Prozess durchlaufen lassen. Das bedeutet, sie werden wie alle anderen Bewerbenden für eine Stelle behandelt und nehmen an Auswahlrunden teil.

Zwei Arbeitnehmende streiten miteinander.
Foto: Jede Trennung hat eine Vorgeschichte - so auch im Job, ©AdobeStock/Halfpoint

Es schwelt: Natürlich können auch alte Gefühle wieder hochkochen. Sei es, weil ehemalige Kolleg*innen, die Ihrer Firma die Treue gehalten haben, gegenüber den Wiedereingestellten Vorbehalte hegen. Wird der/die „neue Alte“ bei der nächstbesten Gelegenheit wieder abspringen und sie erneut im Stich lassen? Schwelen noch andere, nicht gelöste Konflikte? Oder prallen eventuell falsche Erwartungen aufeinander? Etwa, wenn sich die Rückkehrenden womöglich eine Veränderung erhofft haben oder neue Impulse setzen möchten, das aber gar nicht erwünscht ist? Für ein erfolgreiches Rehiring sollten Sie sich hierzu ausführlich mit ehemaligen Führungskräften und Teamkolleg*innen austauschen, um mögliche Probleme aufzuspüren und zu lösen.

Beim Rehiring gibt es also zahlreiche Faktoren, die sich als Flop oder Jackpot für ein Job-Comeback erweisen können.

Offboarding als Basis für ein erfolgreiches Rehiring

Dafür braucht es gute Vorarbeit: Nein, dazu müssen Sie als Arbeitgeber nicht zum nächsten Crocodile Dundee und Bumerang-Jäger werden! Die Jagd nach Ex-Mitarbeitenden geht auch ganz unblutig: mit einem klugen, proaktiven Offboarding.

Der letzte Eindruck zählt: Was schon die Oma wusste, gilt auch für Sie als Arbeitgeber: Um die Risiken von Rehiring zu reduzieren und eine Wiedereinstellung zu ermöglichen, sollten Sie bereits vor und während des Austritts die Weichen stellen. Das heißt, bitte Professionalität bis zum Schluss! Und die endet eben nicht mit der Rückgabe von Arbeitsmaterial, Schlüssel & Co. Vielmehr sind hier umfassende Gespräche mit der Führungskraft und Personalabteilung maßgebend. Besprechen Sie gemeinsam die Gründe für das Ausscheiden und Verbesserungsmaßnahmen. Nur so wird sichergestellt, dass die Trennung ohne gegenseitige Vorwürfe erfolgt und eine Rückkehrbasis erhalten bleibt.

Talent-Pool erweitern: Lange galten sie als ungepflegte „Müllhalden“ voller Karteileichen. Nach dem Motto: Einmal dort gelandet, ward man nie wiedergesehen. Ändern Sie das, auch wenn es Aufwand erfordert! Geben Sie Ihren Ex-Beschäftigten mit Wiedereinstellungspotenzial einen Ehrenplatz neben anderen interessanten Bewerbungen – und kommunizieren Sie dies auch! Gute Pflege ist Gold wert!

Open-Door-Politik: Als vorausschauender Arbeitgeber sollten sie qualifizierten Ex-Beschäftigten die Tür offenhalten. Signalisieren Sie Offenheit und Interesse. Ermutigen Sie speziell diese Zielgruppe, sich zu bewerben. Und halten Sie weiter den Kontakt, sofern gewünscht. Je nach Vorliebe und Unternehmenssituation können Sie dafür persönliche Treffen, Newsletter, Social Media, Alumni-Netzwerke, Ehemaligenclubs und vieles mehr nutzen. Versorgen Sie Ehemalige regelmäßig mit Stellenangeboten, Einladungen und Informationen zu Ihrem Unternehmen. Bringen Sie sich mit Grußkarten zum Geburtstag, zu Weihnachten oder der aktuellen Mitarbeiterzeitung in Erinnerung.

Eine Arbeitnehmerin hält ein Rückkehrticket in den Job in der Hand.
Foto: Mit einem individuellen Rückflugticket schmeckt das Job-Comeback gleich doppelt so gut, ©AdobeStock/gesrey

Goldenes Rückflugticket: Es gibt unzählige, kreative Möglichkeiten, Ihren Ex-Mitarbeitenden zum Abschied zu zeigen, dass sie weiter willkommen sind. Gestalten Sie beispielsweise Flug- oder Zugtickets mit Namen, Position, Aufgabenspektrum usw. Auf Wunsch können Ihre Ehemaligen ihr Ticket einlösen und wiedereingestellt werden.

Come-Back-Programme: Ebenso lohnen sich spezielle Programme, um ehemalige High Potentials wieder an Bord zu holen. Als Arbeitgeber können Sie Ex-Arbeitnehmenden z. B. Online-Kurse, Weiterbildungen oder sonstige schmackhafte Benefits anbieten.

 

Fazit: Sag´ niemals nie! Erfolgsbeispiele prominenter Job-Rückkehrer*innen und der Druck am Arbeitsmarkt führen zu einer veränderten Haltung zu Rehiring oder Boomerang Hiring. Wenn beide Seiten an sich arbeiten und Voraussetzungen schaffen, kann das Job-Comeback gelingen.

Aber fühlen Sie sich jetzt bloß nicht unter Druck gesetzt, den nächsten Steve Jobs mit dem Bumerang erlegen zu müssen!


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