Zum „Equal Pay Day“ am 7. März und dem „Internationalen Weltfrauentag“ am 8. März 2025 wird deutlich: Noch immer sind Frauen am Arbeitsmarkt mit strukturellen Herausforderungen konfrontiert – von eingeschränkten Betreuungsmöglichkeiten bis hin zu tradierten Rollenbildern - auch im Landkreis Hersfeld-Rotenburg
Zum „Equal Pay Day“ am 7. März und dem „Internationalen Weltfrauentag“ am 8. März 2025 hebt Matthias Dengler, Vorsitzender der Arbeitsagentur Bad Hersfeld-Fulda, die zentrale wirtschaftliche und gesellschaftliche Bedeutung der Erwerbsarbeit von Frauen hervor: „Frauen haben eine sehr entscheidende Rolle auf dem Arbeitsmarkt, sowohl als Arbeits- und Fachkräfte als auch als Unternehmerinnen. Noch immer sind Frauen am Arbeitsmarkt mit strukturellen Herausforderungen konfrontiert – von eingeschränkten Betreuungsmöglichkeiten bis hin zu tradierten Rollenbildern. Wir brauchen aber dringend Ihr Potential für wirtschaftliches Wachstum, Innovation und soziale Gerechtigkeit. Eine auskömmliche Erwerbstätigkeit - d. h. raus aus der Teilzeitfalle - bedeutet für Frauen nicht nur finanzielle Unabhängigkeit, sondern auch eine bessere soziale Absicherung, mehr Chancengleichheit und eine stärkere gesellschaftliche Teilhabe. Zudem trägt sie zur Verringerung von Geschlechterungleichheiten bei und stärkt insgesamt die wirtschaftliche Stabilität von Familien und Gesellschaften. Die Steigerung der Erwerbsbeteiligung von Frauen ist ein bedeutender Lösungsansatz zur Deckung des Arbeits- und Fachkräftebedarfs, insbesondere in Zeiten demografischer Herausforderungen.“ Der Arbeitsmarktexperte weist in diesem Zusammenhang auf frauenspezifische Arbeitslosen- und Beschäftigungsdaten für Fulda hin:
Die Erwerbsbeteiligung von Frauen ist auch in Osthessen steigerungsfähig. Im letzten Jahr waren durchschnittlich 2.113 Frauen von Arbeitslosigkeit betroffen. Der Frauenanteil an allen Arbeitslosen betrug damit 44,8 Prozent. Darunter befanden sich durchschnittlich 479 Alleinerziehende. Insgesamt gab es zur Jahresmitte 2024 im Kreis 98.658 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, darunter 44.876 Frauen (45,5 Prozent). Während 53,4 Prozent der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Frauen in Teilzeit arbeiteten, lag der Teilzeit-Anteil bei den Männern bei 9,6 Prozent. Auf dem Vollzeitsektor nahm die Zahl der Beschäftigten gegenüber dem Vorjahr um 560 Beschäftigte ab, demgegenüber verzeichnete der Teilzeitarbeitsmarkt im gleichen Zeitraum einen Beschäftigungsaufbau von 407 sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen. Ferner waren zu diesem Zeitpunkt noch 14.643 Frauen in einem Minijob beschäftigt. 8.682 von ihnen gingen neben dieser geringfügigen Tätigkeit keiner weiteren Erwerbstätigkeit nach. Aus Sicht des Agenturchefs sei dies eine riskante Beschäftigungsstrategie, denn die meisten dieser Frauen setzen bei der Existenzsicherung und der Sicherung des Familieneinkommens nach wie vor auf die Erwerbstätigkeit des Partners, ohne ausreichend eigene Altersvorsorge zu betreiben.
Der unbereinigte Gender-Pay-Gap lag im Jahr 2023 (aktuellste Zahlen) im Landkreis Fulda bei 20,6 Prozent. Das Tagesentgelt der Frauen betrug 105,42 Euro, das der Männer 129,47 Euro.
Das Bruttomonatsentgelt betrug bei vollzeitbeschäftigten Frauen 3.186 Euro und bei Männern 3.590 Euro, also 404 Euro mehr. Damit hat sich die Schere im Vergleich zum Vorjahr um 5 Euro verringert. Ein kleiner Schritt in die richtige Richtung findet Matthias Dengler: „Gleiche Arbeit verdient gleichen Lohn. Die Lohnlücke zwischen Frauen und Männern ist nicht nur ein Relikt vergangener Zeiten, sondern ein großer wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Nachteil. Eine auskömmliche und gerechte Entlohnung ist ein starkes Argument, wenn es darum geht, Frauen nach einer Familienpause wieder zur Aufnahme einer Beschäftigung zu motivieren. Es ist Zeit, dass Leistung, Qualifikation und Verantwortung über das Gehalt entscheiden – nicht das Geschlecht. Lohngerechtigkeit ist kein Privileg, sondern ein Schlüssel zum Erfolg – sie ermöglicht mehr Frauen den Zugang zu guten Jobs, bekämpft den Arbeits- und Fachkräfte-mangel und schützt vor Altersarmut“.