Besetzung von Ausbildungsstellen bleibt schwierig

Zum Ende des Ausbildungsjahres 2024/2025 zieht die Agentur für Arbeit Bad Homburg Bilanz. Im vergangenen Jahr interessierten sich mehr Jugendliche für eine Ausbildung aber die Unternehmen meldeten weniger Ausbildungsstellen als im Vorjahr. Demnach bleibt die Situation am Ausbildungsmarkt angespannt. 

30.10.2025 | Presseinfo Nr. 48

Die Gründe für die angespannte Lage sind vielfältig und nicht leicht zu beschreiben. Der Ausbildungsmarkt muss sich veränderten Rahmenbedingungen stellen. Die Transformation am Arbeitsmarkt wirkt sich unmittelbar auf den Ausbildungsmarkt aus. Es entstehen neue Berufsfelder und damit auch neue Ausbildungs- und Studienmöglichkeiten. Das Angebot ist groß und es ist oft nicht einfach sich im Informationsdschungel zurecht zu finden. Jugendliche sind kritischer bei der Wahl ihrer Arbeitgeber und stellen veränderte Anforderungen. Arbeitszeiten und Gehaltsvorstellungen spielen bei der Wahl des Ausbildungsplatzes eine große Rolle. Auf der anderen Seite fehlen den Jugendlichen oftmals Qualifikationen, die von Betrieben erwartet werden.  

Matthias Oppel, Leiter der Agentur für Arbeit Bad Homburg beschreibt die Situation auf dem Ausbildungsmarkt: „Aktuell ist es schwierig die Bewerberinnen und Bewerber in geeignete Ausbildungsstellen zu vermitteln. Betriebe haben im abgelaufenen Beratungsjahr deutlich weniger Ausbildungsstellen an die Agentur für Arbeit Bad Homburg gemeldet, als im Vorjahr. Im Agenturbezirk Bad Homburg sind insbesondere die Branchen Lagerwirtschaft, Verkauf und Arzt- und Praxishilfe von den schwierigen Rahmenbedingungen betroffen. Hier verzeichnen wir die höchsten Zahlen an unbesetzten Ausbildungsstellen. 

Hinzu kommt, dass sich viele Jugendliche zu einem weiteren Schulbesuch oder zum Besuch einer Hochschule entscheiden. Es gelingt zwar immer besser die Ausbildungsmöglichkeiten und Möglichkeiten für duale Studiengänge zu platzieren, aber der Trend ist noch nicht gebrochen. 

Berücksichtigen muss man auch die schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen. Die Betriebe reagieren aufgrund der wirtschaftlichen Lage in vielen Fällen verhalten bei der Meldung von Ausbildungsstellen. Auf der anderen Seite passen die Berufswünsche und die Anforderungen an die jeweiligen Ausbildungen in vielen Fällen nicht zusammen. Hier entsteht ein erhöhter Beratungsbedarf durch unsere Berufsberaterinnen und Berufsberater, die Alternativen aufzeigen können oder auch verstärkt individuelle Lösungen, z.B. durch Förderleistung anbieten können. Hier kommt auch der Arbeitgeber-Service ins Spiel und unterstützt die Betriebe bei der Suche nach geeigneten Auszubildenden.“

 Die Bilanz im Einzelnen  

Entwicklung im Agenturbezirk Bad Homburg 

Im Agenturbezirk stiegen im Berichtsjahr 2024/2025 die Zahlen der Bewerbenden, die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen sank hingegen.  

Die Unternehmen im Agenturbezirk meldeten 2.971 Ausbildungsstellen an die Agentur für Arbeit Bad Homburg, ein Minus von 7,1 Prozent zum Berichtsjahr 2023/2024. Zum Berichtsjahresende am 30. September waren insgesamt noch 349 Ausbildungsstellen unbesetzt. Auf 100 betriebliche Ausbildungsstellen kommen 142 Bewerber*innen. 

Insgesamt interessierten sich 4.171 Jugendliche für eine Ausbildung oder ein Duales Studium und haben sich bei der Berufsberatung gemeldet. Das waren 76 Jugendliche (Plus 1,9 Prozent) mehr als noch vor einem Jahr. Zum Stichtag am 30. September 2025 waren noch 534 Jugendliche unversorgt. Auf 100 unbesetzte Berufsausbildungsstellen kommen 153 unversorgte Bewerber*innen. 

In der Berufsberatung vor dem Erwerbsleben liegt seit diesem Ausbildungsjahr der Fokus noch stärker auf der Unterstützung der Jugendlichen mit hohem Unterstützungsbedarf. Das heißt, dass die Berufsberatung Jugendliche gezielt anspricht und auf die Unterstützungsleistungen der Arbeitsagentur aufmerksam macht. Das heißt aber auch, dass sich die Zahl derer erhöht hat, die schwierigere Startbedingungen, z.B. wegen fehlender Schulabschlüsse, haben. Darüber hinaus wird auch eine immer größer werdende Anzahl von Jugendlichen betreut, die derzeit nicht in Ausbildung, Arbeit oder anderweitigen Maßnahmen sind. Die Agentur für Arbeit unterstützt also eine Vielzahl von Jugendlichen, die bereits in den letzten Jahren unversorgt waren – mit dem Unterschied, dass diese nun nicht mehr aus dem System der Berufsberatung rausfallen. Auch wenn vielen Jugendlichen noch nach dem 30. September Vermittlungsvorschläge für Ausbildungsstellen mit Beginn im aktuellen Ausbildungsjahr unterbreitet werden, heißt das in der Folge nicht, dass die Jugendlichen diese Angebote annehmen. Hier müssen auch alternative Wege aufgezeigt werden, wie zum Beispiel ein Freiwilliges Soziales Jahr oder eine Berufsvorbereitende Maßnahme. 

Ein weiterer Grund lag in der verminderten Anzahl von Ausbildungsstellen bei gestiegener Bewerberzahl. Auch wenn der Fachkräftebedarf weiterhin besteht, entscheiden sich Unternehmen immer häufiger dagegen weiterhin auszubilden, weil sie die wirtschaftliche Lage als unsicher einstufen, weil sie in den vergangenen Jahren keine geeigneten Auszubildenden gefunden haben oder ihnen schlicht das Personal für mehr Ausbildungsbegleitung fehlt. 

Darüber hinaus ist die Nachfrage der Jugendlichen nach bestimmten Berufen in vielen Fällen nicht deckungsgleich mit dem Angebot an Ausbildungsstellen. Betrachtet man die am häufigsten nachgefragten Berufe im Vergleich zu den gemeldeten Stellen wird deutlich, warum es schwierig ist, hier erfolgreiche Ausbildungsstellenvermittlung durchzuführen. 

BerufsfeldBewerber*innenGemeldete Ausbildungsstellen
Büro & Sekretariat374121
Fahrzeugtechnik346144
Arzt- und Praxishilfe327210

 

Auf der anderen Seite stellt sich das Bild im umgekehrten Falle ebenso dar. Die am häufigsten gemeldeten Ausbildungsstellen decken sich nicht mit den Wünschen der Bewerber*innen. 

BerufsfeldGemeldete AusbildungsstellenBewerber*innen
Verkauf680283
Handel25453
Lagerwirtschaft169126

 

Insgesamt waren bei der Agentur für Arbeit Bad Homburg 4.171 Bewerber*innen gemeldet. Davon haben sich 3.637 bereits aus der Berufsberatung abgemeldet und eine Entscheidung für ihre Zukunft getroffen. Interessant ist die prozentuale Verteilung auf die unterschiedlichen Alternativen zum Verbleib der Jugendlichen: 

  • 38 Prozent in Ausbildung oder Dualem Studium

  • 14,8 Prozent in Schule, Studium oder Praktikum

  • 12,8 Prozent bisher unversorgt und weiterhin Bewerbende bei der Agentur für Arbeit

  • 6,2 Prozent in Erwerbstätigkeit

  • 3,0 Prozent in Arbeitslosigkeit

  • 2,8 Prozent in Fördermaßnahmen

  • 1,8 Prozent in gemeinnützigen oder sozialen Diensten

Die Entwicklung in den Landkreisen

Während die Zahl der Bewerbenden im Hochtaunuskreis um fast 10 Prozent im Vergleich zum Vorjahr anstieg, sorgte der Anstieg im Landkreis Groß-Gerau mit 1,3 Prozent für eine fast unveränderte Ausgangssituation. Im Main-Taunus-Kreis ging die Zahl der Bewerbenden um 4,8 Prozent zurück. In allen drei Landkreisen waren die Bewerberzahlen jedoch über den Zahlen des Berichtsjahres 2022/2023.

 Bewerbendedavon unversorgt
Agenturbezirk gesamt4.171534
Hochtaunuskreis1.160155
Main-Taunus-Kreis1.005124
Landkreis Groß-Gerau2.006255

 

Im Vergleich zum Vorjahr meldeten die Unternehmen im Hochtaunuskreis (Minus 13,3 Prozent) und im Landkreis Groß-Gerau (Minus 7,3 Prozent) weniger Ausbildungsstellen an die Agentur für Arbeit. Mit einem leichten Plus von 1,3 Prozent blieb die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen im Main-Taunus-Kreis konstant. 

 Ausbildungsstellendavon unbesetzt
Agenturbezirk gesamt2.971349
Hochtaunuskreis86379
Main-Taunus-Kreis78169
Landkreis Groß-Gerau1.327201

 

Die Zahlen bei der Relation der unbesetzten Ausbildungsstellen zu den unversorgten Bewerbenden unterstreicht die schwierige Lage am Ausbildungsmarkt. Auf 100 unbesetzte Ausbildungsstellen kamen im Agenturbezirk insgesamt 153 unversorgte Bewerbende. In den einzelnen Landkreisen verteilen sich die Zahlen wie folgt: 

  • 127 unversorgte Bewerbende auf 100 unbesetzte Ausbildungsstellen im Landkreis Groß-Gerau

  • 196 unversorgte Bewerbende auf 100 unbesetzte Ausbildungsstellen im Hochtaunuskreis und 

  • 140 unversorgte Bewerbende auf 100 unbesetzte Ausbildungsstellen im Main-Taunus-Kreis.