„Müssen ihre Stärke im Handwerk zeigen“

Agentur für Arbeit, Industrie- und Handelskammer und Handwerkskammer werfen einen Blick auf das kommende Ausbildungsjahr. Klar ist: der Fachkräfteengpass wirkt sich auch hier aus. Und die Suche nach Auszubildenden ist für die Arbeitgeber nicht leicht, so wie für Michelis Sonder-Maschinenbau in Rheda-Wiedenbrück.

31.03.2023 | Presseinfo Nr. 32

 „Wir fertigen für die Industrie und Betriebe Maschinen und Anlagen, die es von der Stange nicht gibt“, so Inhaber Jens Michelis. Jeder Auftrag ist hier anders und erfordert eine individuelle Lösung. Oftmals müssen Standardprodukte mit individuellen Anpassungen verknüpft werden. Vom einfachen Gestell bis zu einer komplexen Anlage, wie zum Beispiel eine Abfüllanlage für Aktivkohlefilter für Dunstabzugshauben. 2016 hat Jens Michelis den Betrieb gegründet. Früher waren sie ausschließlich regional tätig, heute überregional bis deutschlandweit. Ein besonderes Highlight für den Betrieb steht im Mai an: zum ersten Mal sind sie mit dabei auf der LIGNA in Hannover, der Weltleitmesse für Werkzeuge, Maschinen und Anlagen zur Holzbe- und -verarbeitung. Ihr Ausstellungsstück ist ein Saugkastensystem, um Platten zu vereinzeln. Einfach erklärt, fährt ein Stapel mit Platten hinein, der Stapel wird angehoben, der Saugkasten fährt runter und das oberste wird angesaugt, automatisch weitertransportiert und in die weitere Bearbeitung geschickt. Dann folgt die nächste Platte und so weiter. „Was sich einfach anhört, ist ein Zusammenspiel von vielen kleinen Abläufen, die auf die Sekunde genau ineinandergreifen müssen“, erklärt Michelis.

Ineinandergreifen müssen auch seine elf Beschäftigten. Denn für die individuellen Aufträge müssen sie sich auch immer wieder in neue Gebiete einarbeiten und auch schon einmal umdenken. Umso wichtiger war ihm von Beginn an die eigene Nachwuchsgewinnung. Die Ausbildung zum Feinwerkmechaniker Fachrichtung Maschinenbau bietet Jens Michelis bereits seit Firmengründung an. Mitte März hat er nun eine komplett neue CNC-Fräsmaschine angeschafft. Hier werden fortan nun auch Zerspanungsmechaniker ausgebildet. „Nun sind wir noch unabhängiger und können noch individueller unsere Bedarfe selbst produzieren. In der breite sind wir noch besser und flexibler aufgestellt“, so der Chef.

Gleichzeitig stellt er auch seinen Ausbildungsbetrieb breiter auf. „Nach den Pandemiejahren setzen viele Arbeitgeber wieder ihren Fokus auf die Duale Ausbildung“, kann Arbeitsagenturchef Wolfgang Draeger bestätigen. Und dass die Pandemie nicht nur Nachteile hatte, sieht man insbesondere im Handwerk: „Dies hat in der Krise deutlich an Wertschätzung gewonnen“, so Carl-Christian Goll, Geschäftsführer Berufsbildung bei der Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe zu Bielefeld. Schüler, Eltern und Lehrkräfte erkennen zunehmend, dass das Handwerk gut bezahlte, sichere und zukunftsorientierte Ausbildungsplätze biete.

Doch auch wenn die Zahl der Ausbildungsstellen wieder steigt, geht die Anzahl an Bewerber weiterhin zurück. Umso wichtiger ist hier die richtige Beratung: Junge Menschen, die Hilfe bei der Ausbildungssuche benötigen, melden sich unter 0800 4 5555 00 (kostenfrei) bei der Berufsberatung der Arbeitsagentur oder vereinbaren online einen Termin unter www.arbeitsagentur.de/vor-ort/bielefeld/berufsberatung (für Bielefeld und Gütersloh). Zudem veranstalten IHK und HWK gemeinsam mit den Arbeitsagenturen und weiteren Partnern am 4. Mai 2023 wieder das „Azubi-Speed-Dating“. Von 14 bis 17 Uhr können in der Stadthalle Gütersloh alle, die für 2023 noch einen Ausbildungsplatz suchen, schnell und einfach mit potenziellen Arbeitgebern ins Gespräch kommen. Alle Infos zum Azubi-Speed-Dating gibt es unter www.ausbildungschance-owl.de. „Die Duale Ausbildung spielt eine große Rolle bei der Fachkräftesicherung in unserer Region“, betont Maik Scholz-Gutknecht, Referent für kaufmännische Ausbildung im Kreis Gütersloh der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld (IHK). „Die Besetzung noch offener Ausbildungsstellen ist also von großer Bedeutung.“

Wer aktuell noch eine Ausbildung beginnen möchte, hat gute Chancen. Auch freie Stellen in OWL werden auf der Online-Plattform www.ausbildungschance-owl.de angeboten, die gemeinsam von der IHK Ostwestfalen zu Bielefeld, der IHK Lippe zu Detmold und der HWK Ostwestfalen-Lippe betrieben wird. Und auch Jens Michelis ist für 2023 noch auf der Suche für beide Ausbildungen: „Unsere Azubis brauchen kein Abitur, ihre Stärke müssen sie im Handwerk zeigen“, so der Chef. Sie sollten also handwerkliches Geschick mitbringen, aufgeschlossen sein und sich gern in neue Dinge eindenken und einarbeiten. Interessenten können sich unter www.michelis-maschinenbau.de bewerben.

 

Aktueller Ausbildungsmarkt im Kreis Gütersloh

Seit Oktober 2022 haben sich im Kreis Gütersloh 1.234 Jugendliche und junge Erwachsene auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle bei der Berufsberatung der Arbeitsagentur gemeldet. Das sind 19 junge Menschen weniger als im Vorjahreszeitraum (minus 1,5 Prozent). 590 haben bereits einen Ausbildungs- oder Studienplatz für 2023 gefunden, dies sind 11 weniger als noch im März 2022 (minus 1,8 Prozent). Momentan sind im Kreis Gütersloh somit 644 Ausbildungsinteressierte unversorgt. 2.569 freie Berufsausbildungsstellen meldeten die Unternehmen und Verwaltungen seit Oktober 2022 der Arbeitsagentur und damit 40 mehr als im März 2022 (plus 1,8 Prozent). Aktuell sind von den gemeldeten Ausbildungsplätzen noch 1.463 unbesetzt. Rechnerisch kommen damit im Kreis Gütersloh auf 100 freie Ausbildungsplätze 44 noch unversorgte Bewerberinnen und Bewerber.

Die IHK verzeichnete 2022 insgesamt über 18.000 Ausbildungsverhältnisse in Industrie-, Handel- und Dienstleistungsberufen in Ostwestfalen (ohne Lippe). Im Kreis Gütersloh wurde mit 1.694 neu eingetragenen Ausbildungsverträgen ein Anstieg von 5,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr erzielt. Mit 826 neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen in 2022 bleibt der Kreis Gütersloh der mit Abstand ausbildungsstärkste Kreis im OWL-Handwerk. Insgesamt absolvierten im OWL-Handwerk zum 31. Dezember 2022 knapp 11.000 junge Menschen eine Ausbildung.