„Arbeitszeit ist Lebenszeit – und die muss sich gut anfühlen“

Hotel Seela in Bad Harzburg hat keinen Arbeitskräftemangel. Wie funktioniert das im Harzer Hotel- und Gaststättenbereich?

Bei Netzwerktreffen ist es häufig diese eine Frage, auf die sich viele eine einfache Antwort von Tom Rösgen erhoffen: Warum habt ihr keine Sorgen bei der Mitarbeitersuche?

Und diese Frage stellte natürlich auch Kerstin Kuechler-Kakoschke, Leiterin der Agentur für Arbeit Braunschweig-Goslar, bei der allerersten Übergabe des ERFOLGREICH für Fachkräfte – Preises. 

Tom Rösgen, seit 4 Jahren Hoteldirektor im Harz Hotel & Spa Seela in Bad Harzburg, muss ein stückweit ausholen, um die Frage zu beantworten. „Es geht um viele kleine und große Dinge, die ineinandergreifen. Unsere Strategie wird dabei auch ständig weiterentwickelt. Das Modell von heute kann in zwei Jahren schon wieder ganz anders sein.“

Die Chefin der Arbeitsagentur hakt nach: „Ist es die Begegnung mit dem Team auf Augenhöhe? Ist es die Erfahrung aus den eigenen Ausbildungen zum Koch und zum Hotelkaufmann? Ist es die großartige Gemeinschaft, die gepflegt und gelebt wird?“

Der Hoteldirektor schmunzelt: „Es ist ein Mix aus allem. Es reicht vom täglichen Essen für Mitarbeiter, das frisch zubereitet wird und nicht aus den Resten der Gäste besteht. Wir haben beispielsweise einen alten Bauernhof gekauft und diesen für die Mitarbeitenden ausgebaut, so dass diese dort gut untergebracht sind und natürlich auch die Tatsache, dass ich, wenn Not am Mann ist, auch selbst in der Küche stehe und mitarbeite. Ich sehe mich als Spielertrainer auf allen Positionen und definiere Arbeitszeit auch als Lebenszeit – diese muss sich gut anfühlen.“

Hoteldirektor Tom Rösgen bei der Preisverleihung
Hoteldirektor Tom Rösgen

Und genau dafür sei eine gute Arbeitsatmosphäre elementar. Eine hohe Fluktuation im Unternehmen bringe niemandem etwas. Außerdem ist das Hotel offen für Wege, die nicht immer gradlinig verlaufen. So finden auch immer mal wieder Ausbildungswechsler oder ausländische Mitarbeitende ihren Platz in Bad Harzburg. Eine von ihnen ist Köchin Maxi Masondo. Sie ist erst fünf Jahre in Deutschland und musste innerhalb ihrer Berufsausbildung wechseln. Heute freut Sie sich, dass sie nach der Ausbildung selbstverständlich im Seela-Hotel weiterarbeiten darf und Teil des Teams ist. Denn der Start im Hotel war alles andere als einfach. „Ich konnte mir keine Wohnung leisten. Also durfte ich zunächst im Hotel wohnen, bis ich in die Betriebswohnung einziehen konnte. Tom hat mir sogar beim Umzug geholfen. Das war großartig“, schwärmt Masondo von den Rahmenbedingungen und ihrem Chef. 

Vor vier Jahren, als das Hotel übernommen wurde, gab es kaum Bewerbungen. Heute gibt es regelmäßig Initiativbewerbungen. Dabei spielt natürlich auch social media eine Rolle. „Wie erreichen wir junge Leute, die eigentlich noch gar nicht wissen, dass sie in den HoGa-Bereich möchten? Mein Ziel ist es, den Harz für Menschen aus der ganzen Welt attraktiv zu machen“, blickt Rösgen in die Zukunft. 

Zum Erfolg gehört, nach eigenen Angaben, auch die Frage nach dem „Warum“?

Dies sei die Lieblingsfrage auf den Hinweis von Mitarbeitenden, wenn diese meinen, dass das schon immer so gemacht werden würde. Wenn es aber auf das „Warum“ keine Antwort gäbe, dann muss es hinterfragt werden. „Veraltete Denkweisen oder Regeln ließen sich mit dem einfachen Wort „Warum“ sehr gut identifizieren“, schmunzelt der Chef. „Das Zupacken und Machen gehört zur DNA des Hotels“

Vielleicht ist es genau das? Der Mix zwischen der Botschaft an die Mitarbeitenden „Das wichtigste bist Du!“, das Hinterfragen mit einer großen Portion Zukunftsvision?

Seela-Chef Tom Rösgen, (v.l.) seine Stellvertreterin Sandra Kirmse, Köchin Maxi Masondo und Personalchef Katja Rösgen bekommen von Kerstin Kuechler- Kakoschke und Linda-Nadine Ahlburg den „Erfolgreich-Preis“ in der Kategorie Fachkräfte.
Seela-Chef Tom Rösgen, (v.l.) seine Stellvertreterin Sandra Kirmse, Köchin Maxi Masondo und Personalchefin Katja Rösgen bekommen von Kerstin Kuechler- Kakoschke und Linda-Nadine Ahlburg den „Erfolgreich-Preis“ in der Kategorie Fachkräfte.