Verpasste Chancen am Ausbildungsmarkt

Bilanz am Ausbildungsmarkt

Zwischen Oktober letzten Jahres und Ende September dieses Jahrs haben sich zahlreiche Jugendliche intensiv mit der Frage beschäftigt, was für sie der nächste Schritt nach dem Schulabschluss sein soll. Für die meisten ging es dabei um die Frage, wie der Start ins Berufsleben gelingen kann. Die Agentur für Arbeit Coesfeld blickt in einer Bilanz zurück auf die Entwicklungen am Ausbildungsmarkt

26.11.2024 | Presseinfo Nr. 105

"Die Zahl junger Menschen, die sich bei uns gemeldet haben, um Unterstützung bei der Berufswahl zu erhalten, ist ein weiteres Mal gesunken", bilanziert Frank Thiemann, Leiter der Agentur für Arbeit Coesfeld. So haben sich im statistischen Berichtsjahr (Oktober 2023 bis Ende September 2024) 2.949 Jugendliche bei der Arbeitsagentur als Bewerberin beziehungsweise Bewerber gemeldet. Damit waren es 15 weniger als im Vorjahr und sogar 175 weniger als vor zwei Jahren. "Wir beobachten den Trend, dass viele junge Menschen aus verschiedensten Gründen den weiteren Schulbesuch einer Ausbildung vorziehen", so Thiemann. Das sei, sofern es einem klaren Ziel folgt, auch richtig, betont er. Macht aber auch deutlich, dass einige auch aus Unsicherheit und Angst vor Veränderung einen weiteren Schulbesuch wählen.  "Hier gibt es verpasste Chancen am Ausbildungsmarkt, denn eine Ausbildung ist ein wesentlicher Grundstein für die berufliche Karriere, egal wie diese später aussieht. Damit eröffnen sich sehr vielfältige berufliche Optionen." Natürlich sei ein Schulbesuch für viele vertrauter und die Wahl des passenden Berufes auch nicht so einfach, allerdings lohne es sich mutig zu sein.

Wer sich für eine Ausbildung entschieden hat, hatte im zurückliegenden Ausbildungsjahr sehr gute Chancen, denn die Betriebe in den Kreisen Borken und Coesfeld meldeten insgesamt 5.266 freie Ausbildungsstellen bei der Arbeitsagentur, 14 mehr als im Vorjahreszeitraum. Damit stehen 57 Bewerberinnen und Bewerbern rechnerisch 100 Ausbildungsstellen gegenüber. "Das zeigt sehr deutlich, wie gefragt junge Menschen sind", berichtet Thiemann. Die Unternehmen setzen auf Nachwuchskräfte, auch, weil die eigene Belegschaft in der Regel älter ist und viele davon in den kommenden Jahren in den Ruhestand gehen. 

Trotz der hohen Nachfrage sind am Ende des statistischen Ausbildungsjahres noch 104 Bewerberinnen und Bewerber ohne Ausbildungsplatz oder andere Alternative geblieben. Damit liegt die Zahl der unversorgten Bewerber ungefähr auf dem Vorjahresniveau. "Die Gründe dafür sind sehr vielfältig und individuell", erklärt Thiemann. Manchmal sei es die räumliche Distanz zum passenden Ausbildungsbetrieb, manchmal auch unterschiedliche Vorstellungen von Arbeitgeber und Jugendlichem. "In Einzelfällen gibt es auch den Bewerber oder die Bewerberin, die noch etwas Zeit benötigt, eine Ausbildung erfolgreich angehen zu können", so der Ausbildungsmarktexperte. Hier würde es besondere Unterstützungsangebote seitens der Arbeitsagentur geben, um diesen Jugendlichen zu helfen. "Wir bleiben mit all den jungen Menschen im Gespräch, unterbreiten ihnen ein Angebot und unterstützen sie auf ihrem Weg", fügt er an. Ein verspäteter Start in eine Ausbildung sei auch jetzt noch möglich.

Bei der Wahl des Ausbildungsberufes setzte ein Großteil der angehenden Nachwuchskräfte auf bewährte Berufe. So standen bei den jungen Frauen Ausbildungen zur medizinischen Fachangestellten, zur Kauffrau für Bürokommunikation und Industriekauffrau ganz oben. Bei den jungen Männern suchten die meisten eine Ausbildung zum KFZ-Mechatroniker, Industriekaufmann oder Tischler. Die meisten Angebote machten die Ausbildungsbetriebe für eine Ausbildung für Kaufleute im Einzelhandel, Industriekaufleute und Verkäuferinnen oder Verkäufer.

Der Ausbildungsmarkt im Kreis Borken

Im Kreis Borken meldeten sich im zurückliegenden statistischen Ausbildungsjahr weniger Jugendliche als Bewerberin oder Bewerber bei der Arbeitsagentur. Mit 1.770 Jugendlichen waren es 51 weniger als im Vorjahreszeitraum. Die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen ist ebenfalls gesunken. So meldeten die Betriebe 3.599 Ausbildungsplätze und damit 125 weniger als im Vorjahr. Rechnerisch kamen damit 51 Bewerberinnen und Bewerber auf 100 Ausbildungsplätze.

Am Ende des Ausbildungsjahres blieben von diesen Stellen noch 457 unbesetzt, 81 mehr als im vergangenen Jahr. Bei den Jugendlichen waren es am Ende 67 Bewerberinnen und Bewerber, die noch ohne Ausbildung oder andere Alternative geblieben sind.

Der Ausbildungsmarkt im Kreis Coesfeld

Im Kreis Coesfeld meldeten sich im zurückliegenden statistischen Ausbildungsjahr mehr Jugendliche als Bewerberin oder Bewerber bei der Arbeitsagentur. Mit 1.179 Jugendlichen waren es 36 mehr als im Vorjahreszeitraum. Die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen ist ebenfalls gestiegen. So meldeten die Betriebe 1.667 Ausbildungsplätze und damit 139 mehr als im Vorjahr. Rechnerisch kamen damit 71 Bewerberinnen und Bewerber auf 100 Ausbildungsplätze.

Am Ende des Ausbildungsjahres blieben von diesen Stellen noch 133 unbesetzt, 47 weniger als im vergangenen Jahr. Bei den Jugendlichen waren es am Ende 37 Bewerberinnen und Bewerber, die noch ohne Ausbildung oder anderer Alternative geblieben sind.