Düsseldorfer Arbeitsmarkt – Partner ziehen gemeinsam Bilanz:

Trotz angespannter Wirtschaftslage in Arbeitskräfte und Zukunft investieren

17.01.2025 | Presseinfo Nr. 4

In Düsseldorf hat die anhaltende wirtschaftliche Flaute auch den Arbeitsmarkt erfasst. Die Arbeitslosigkeit ist gestiegen. Beschäftigungsrückgänge gab es dabei verstärkt in der Zeitarbeit, der IT, in der Metall-, Elektro- und Stahlindustrie und beim Bau. Gleichzeitig gingen in Düsseldorf noch nie so viele Menschen einer sozialversicherungspflichtigen Arbeit nach wie im Jahr 2024. Größte Herausforderungen für die Düsseldorfer Wirtschaft: Trotz strauchelnder Wirtschaftslage Chancen zu nutzen und in Arbeitskräfte sowie die Zukunft zu investieren.

Mit Blick auf die komplexe Gemengelage auf dem Düsseldorfer Arbeitsmarkt betont Birgitta Kubsch-von Harten, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Düsseldorf. „Ob es um das große Thema der Transformation, die Digitalisierung oder den strukturellen Wandel geht, die Agentur für Arbeit steht sowohl den Unternehmen als auch Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern vor Ort zur Seite. Wir unterstützen bei der Rekrutierung und Qualifizierung von Arbeitnehmern ebenso wie beim Personaltransfer im Falle von Stellenabbau oder Unternehmensschließungen.

Dabei ist es ihr ihr wichtig, die Möglichkeiten, die sich durch prosperierende Branchen einerseits sowie Bildung und Ausbildung andererseits auftun, gleichermaßen im Blick zu behalten. „Gerade für die Düsseldorfer Wirtschaft sehe ich gute Chancen, gemeinsam mit den Partnern am Arbeitsmarkt die notwendigen Potenziale für den Fach- und Arbeitskräftebedarf zu heben und Antworten auf die anstehenden Herausforderungen zu finden.“

Sigrid Wolf, DGB-Regionsgeschäftsführerin Düsseldorf-Bergisch Land:

„In wirtschaftlich schwierigen Zeiten droht eine wachsende Arbeitslosigkeit. Unternehmen müssen im Strukturwandel und in Transformationsprozessen bei der Sicherung von Beschäftigung unterstützt werden, um die Beschäftigungsfähigkeit ihrer Arbeitnehmer*innen zu verbessern. Die Agentur für Arbeit hat mit der Berufsberatung im Erwerbsleben (BBiE) und dem Qualifizierungsgeld gute Angebote, um transformationsbedingte Veränderungen zu unterstützen.

Um die Integration dauerhaft in Gute Arbeit zu gewährleisten, ist eine Weiterbildungsoffensive notwendig. Hierfür muss die Politik, die dazu nötigen personellen und finanziellen Ressourcen auch für die Jobcenter zur Verfügung stellen.

Der DGB sieht in der Stärkung der Frauenerwerbstätigkeit Potentiale zur Fachkräftegewinnung und -sicherung. Zusammenfassend wird der Arbeitsmarkt im Agenturbezirk 2025 von moderatem Beschäftigungswachstum, steigender Arbeitslosigkeit in bestimmten Bereichen und einem sektoralen Fachkräftemangel geprägt sein.“

Michael Grütering, Hauptgeschäftsführer der Unternehmerschaft Düsseldorf und Umgebung e.V./ Düsseldorfer Arbeitgeberverbände e.V.:

„Die Zahlen verdeutlichen die großen Herausforderungen am Düsseldorfer Arbeitsmarkt. Insbesondere der Anstieg der Arbeitslosigkeit bei hervorragend qualifizierten Fach- und Führungskräften zeigt, dass die Transformation der Wirtschaft gezielt begleitet werden muss. Gleichzeitig sehen wir ein erhebliches Potenzial, Menschen ohne abgeschlossene Berufsausbildung stärker in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Hier sind Wirtschaft, Politik und Bildungseinrichtungen gleichermaßen gefordert, kluge neue Formate, z.B. 1:1-Begleitungen durch Baby Boomer, die jetzt in Rente gehen, zu konzipieren sowie passgenaue Qualifizierungs- und Umschulungsangebote zu schaffen. Der prognostizierte Beschäftigungszuwachs für 2025 zeigt, dass Düsseldorf Chancen hat, diesen Wandel erfolgreich zu gestalten.“

Düsseldorfer Arbeitsmarkt: Birgitta Kubsch-von Harten (Mitte), Michael Grütering (rechts) und Christoph Tatura (links) ziehen gemeinsam Bilanz.
Düsseldorfer Arbeitsmarkt: Birgitta Kubsch-von Harten (Mitte), Michael Grütering (rechts) und Christoph Tatura (links) ziehen gemeinsam Bilanz. Foto: Agentur für Arbeit

Der Arbeitsmarkt im Jahr 2024

In Düsseldorf stieg die Arbeitslosigkeit im Jahresdurchschnitt in 2024 auf 27.462 Männer und Frauen. Das war im Vergleich zum Vorjahr ein Zuwachs von durchschnittlich 2.939 Personen oder von 12,0 Prozent.

Der Arbeitsmarkt entwickelte sich dabei zweigeteilt. Über 85 Prozent der gemeldeten Arbeitsstellen in Düsseldorf richtete sich an Menschen mit einer beruflichen oder akademischen Ausbildung, während 55 Prozent der arbeitslos gemeldeten Menschen in Düsseldorf bislang keine Berufsausbildung abgeschlossen haben. Die Schere driftete dabei weiter auseinander: Während die Arbeitsstellen für Helferinnen und Helfer sowie für Fachkräfte rückläufig waren, stieg die Anzahl der Arbeitsstellen für Spezialisten und Experten kräftig an.

Allerdings gab es im Jahresverlauf auch einen Anstieg in der Arbeitslosigkeit bei Menschen mit sehr guten Ausbildungen und Abschlüssen. 5.317 Spezialisten und Experten waren durchschnittlich in 2024 arbeitslos gemeldet; 887 oder 20,0 Prozent mehr als im Vorjahr.

Einen Rekordwert gab es 2024 bei der Zahl der in Düsseldorf sozialversicherungspflichtig arbeitenden Menschen. Im Juni 2024 waren es 461.021 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer; so viele wie noch nie. Somit gingen 6.484 mehr Menschen einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nach als noch im Juni 2023 (+1,4 Prozent). Dabei waren es größtenteils Menschen mit ausländischem Pass, die Düsseldorf einen beachtlichen Beschäftigtenzuwachs bereiteten (+6,4 Prozent gegenüber Juni 2023).

Von den sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten arbeiten drei von zehn in einer Teilzeitbeschäftigung. Schon seit längerem wird das Wachstum der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung vor allem von Teilzeitbeschäftigung getragen. So ist die Zahl der in Teilzeit sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Juni gegenüber dem Vorjahr um 5,0 Prozent gestiegen, während die sozialversicherungspflichtige Vollzeitbeschäftigung mit einem Zuwachs von 0,2 Prozent beinahe stagnierte.

Der Handel, Immobilien, Beratungsdienstleistungen wie Unternehmensberatung, die Öffentliche Verwaltung und die Gastronomie profitierten von Beschäftigungszuwächsen. Einige Branchen verzeichneten jedoch deutliche Rückgänge. Allen voran die Zeitarbeit. Sie büßte innerhalb eines Jahres mehr als 2.000 Beschäftigte ein. Auch in der erfolgsverwöhnten IT-Branche „Information und Kommunikation“ sowie beim Bau, in der Metall-, Elektro- und Stahlindustrie fand ein schleichender Beschäftigungsabbau statt.

Christoph Tatura, Geschäftsführer operativ der Agentur für Arbeit, erklärt:

„Wenn ein Düsseldorfer Arbeitgeber Mitarbeiter entlassen muss, gehen wir mit den Unternehmen in unserer Wirtschaftsregion ins Gespräch, die dringend Personal suchen. Wir unterstützen die Jobsuchenden mit Coaching und Weiterbildungen und organisieren Bewerbertage und Jobmessen, damit sich die Arbeitskräfte und die Unternehmen kennenlernen.“

Prognose für das Jahr 2025

Nach Prognosen des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB) wird sich der Trend in Düsseldorf im nächsten Jahr fortsetzen: Die Arbeitslosigkeit wird voraussichtlich weiter ansteigen, gleichzeitig werden in Düsseldorf mehr Menschen einer Arbeit nachgehen.

Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung IAB rechnet damit, dass der Arbeitsmarkt durch den anhaltenden Wirtschaftsabschwung beeinträchtigt wird. Laut Prognose wächst die Arbeitslosigkeit bundesweit um 2,2 Prozent. Für Düsseldorf wird ein Anstieg von 1,4 Prozent (Mittelwert) erwartet. Somit wären durchschnittlich im Jahresverlauf 400 Menschen mehr als in 2024 arbeitslos. Die Arbeitslosenquote wird im Jahresdurchschnitt mit 7,8 Prozent prognostiziert. In 2024 lag sie im Jahresdurchschnitt bei 7,7 Prozent.

In seiner Bundesprognose geht das IAB von einem Beschäftigungsaufbau um 0,5 Prozent aus. Für Düsseldorf wird ein deutlich höherer Beschäftigungszuwachs von 1,4 Prozent (Mittelwert) erwartet. Demnach würden in 2025 in Düsseldorf etwa 6.600 mehr Menschen als in 2024 einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nachgehen.

Hinweis IAB-Regionalprognose: Prognosen sind per Definition durch Unsicherheiten gekennzeichnet. Aus diesem Grund werden neben dem hier dargestellten Mittelwert sowohl Unter- als auch Obergrenzen der Prognosen berechnet.

IAB Regionale Arbeitsmarktprognose September 2024