Sonja Ott war über 16 Jahre lang nicht auf dem Arbeitsmarkt tätig – ein Zeitraum, der geprägt war von Pflege, Familienarbeit und gesundheitlichen Einschränkungen. Heute steht sie wieder voll im Berufsleben: Seit November arbeitet sie Teilzeit beim Verein Special Kids e.V., der Familien mit besonderen Kindern begleitet. Parallel qualifiziert sie sich in einer geförderten Weiterbildung weiter. Dass dieser Neustart gelungen ist, ist das Ergebnis einer engen Zusammenarbeit zwischen Sonja Ott, der Agentur für Arbeit Emden-Leer und dem außergewöhnlich engagierten Arbeitgeber Special Kids e.V..
„Ich wollte wieder eine Aufgabe – und wieder gesehen werden“
Der Wiedereinstieg in den Beruf war für sie alles andere als selbstverständlich – schließlich musste sie erst einen Arbeitgeber finden, der sie einstellen wollte.
„Ich war viele Jahre für meine Kinder und meine Mutter da“, erzählt sie. „Als meine Kinder immer selbstständiger wurden, wollte ich wieder arbeiten und eine neue Aufgabe übernehmen. Gleichzeitig fragte ich mich, ob ich den Anforderungen im Berufsalltag gewachsen sein würde und war unsicher, was meine allgemeinen Fähigkeiten betrifft.“
Ihre Bewerbungen blieben jedoch erfolglos
„Mit meiner langen Lücke im Lebenslauf und meiner gesundheitlichen Einschränkung wurde ich oft gar nicht erst eingeladen. Irgendwann habe ich gemerkt: Alleine schaffe ich das nicht.“ Der Weg führte sie zur Agentur für Arbeit – ein Schritt, den sie heute jedem empfehlen würde. „Ich hatte große Sorge, dass man mir nicht helfen kann – und dann bekam ich mehr Unterstützung, als ich mir je erhofft hätte.“
Im Rahmen eines Coachings wurden zunächst ihre Stärken sichtbar gemacht, Perspektiven entwickelt und erste berufliche Schritte begleitet. Seit August fördert die Agentur für Arbeit eine Weiterbildung zur Entspannungstrainerin - Wissen, das sie heute schon direkt im Verein einsetzen kann.
Denn einen Wendepunkt gab es, als der Verein Special Kids e. V., bei dem Sonja Ott schon länger ehrenamtlich aktiv war, einen neuen Standort eröffnete. Die erste Vorsitzende Nataly Kraus kannte Sonja Ott gut – genauso wie ihren Einsatz: „Sonja Ott war für die Kinder längst ‚Öli‘ – die liebevolle Expertin für ätherische Öle“, sagt Kraus. „Sie hat Herz, Verständnis, Motivation und ein enormes Potenzial. Für mich stellte sich nicht die Frage, ob ich sie einstellen möchte, sondern nur: Wie können wir es möglich machen?“
Ohne Förderung der Arbeitsagentur wäre es nicht zur Einstellung gekommen
Der Verein finanziert sich rein über Spenden – ein fester Arbeitsplatz wäre ohne Förderung nicht denkbar gewesen. Die Agentur für Arbeit reagierte schnell: Ein qualifiziertes Coaching, die Prüfung des Eingliederungszuschusses und die Unterstützung bei notwendigen Rahmenbedingungen machten die Einstellung möglich.
„Ohne die Förderung der Agentur für Arbeit Emden-Leer hätten wir Sonja Ott nicht einstellen können. Jetzt kann sie ihren Weg in kleinen, aber sicheren Schritten gehen“, betont Nataly Kraus von Special Kids e.V. Heute ist Sonja Ott fester Teil des Teams – und bringt sich mit ihrer Empathie und ihrem Wissen für Kinder und Eltern ein.
„Jeder Mensch hat Potenzial – wir müssen nur den Rahmen schaffen“
Die Agentur für Arbeit begleitet jährlich zahlreiche Menschen mit Behinderungen auf ihrem Weg in Arbeit oder Ausbildung. Neben Coaching und Qualifizierung können auch Hilfsmittel, technische Anpassungen oder Lohnkostenzuschüsse gefördert werden.
Mirjam Friedrich, eine Spezialistin für Menschen mit Behinderung der Agentur für Arbeit Emden-Leer, erklärt: „Wir schauen immer auf den Einzelfall: Was braucht dieser Mensch, um arbeiten zu können? Jede Behinderung ist anders – und jeder Weg ist anders. Aber fast immer gibt es eine Lösung.“
Auch Arbeitgeber werden dabei eng begleitet – von der Antragstellung bis zur praktischen Umsetzung am Arbeitsplatz. Nataly Kraus und Mirjam Friedrich sind sich einig: „Inklusion gelingt dann am besten, wenn wir nicht versuchen, Menschen in einen bestehenden Rahmen zu pressen, sondern den Rahmen anpassen.“
Best Practice für gelungene Inklusion
Das Beispiel von Sonja Ott zeigt: Inklusion ist mehr als ein Begriff – sie ist ein Zusammenspiel aus Mut, Unterstützung und der Bereitschaft, Chancen zu geben. „Wir sind ein sehr vielfältiges Team“, sagt Arbeitgeberin Nataly Kraus. „Viele von uns haben selbst Einschränkungen – und genau das macht uns stark. Niemand ist nur seine Behinderung. Wenn die Bedingungen stimmen, steht das Können im Mittelpunkt.“
Für Sonja Ott ist der Neubeginn ein Schritt zurück ins Leben: „Ich merke, dass ich mehr kann, als ich dachte. Das gibt mir Selbstbewusstsein – und es tut einfach gut.“
Fazit der Agentur für Arbeit
Die Agentur für Arbeit Emden-Leer macht zum Tag der Menschen mit Behinderung deutlich: Erfolgreiche Inklusion braucht individuelle Förderung, offene Arbeitgeber und den Mut der Betroffenen, Unterstützung anzunehmen. Jeder Mensch, der den Weg zurück ins Berufsleben schafft, ist ein Gewinn – für den Betrieb, für die Region und für den Menschen selbst.