Saisonal und konjunkturell bedingter Anstieg der Arbeitslosigkeit im Juli

Arbeitsmarkt steigt gegenüber dem Vormonat / Anstieg der Arbeitslosigkeit bildet sich insbesondere im Bereich der Arbeitslosenversicherung ab / Stellenbestand gegenüber Vorjahresmonat stark gesunken / Ausbildungsmarkt: Noch viele offene Ausbildungsstellen und junge Menschen ohne Ausbildungsvertrag

31.07.2025 | Presseinfo Nr. 34

Göttingen. Die Arbeitslosigkeit ist im Bezirk der Agentur für Arbeit Göttingen, der die Landkreise Northeim und Göttingen umfasst, im Juli 2025 gestiegen. 16.226 Menschen waren arbeitslos gemeldet, 415 Personen (2,6 Prozent) mehr als im Juni, aber 410 Personen bzw. 2,5 Prozent weniger als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote beträgt 6,6 Prozent und liegt mit 0,1 Prozentpunkten über dem Vormonatsniveau. Vor einem Jahr lag sie bei 6,8 Prozent.

Ein Anstieg der Arbeitslosenzahlen im Juli ist durchaus üblich. Klaudia Silbermann, Chefin der Agentur für Arbeit Göttingen, erklärt diese Tatsache wie folgt: „Der Juli ist ein klassischer Ferienmonat, in dem aufgrund der Urlaubszeit in den Unternehmen das Personalgeschäft etwas zur Ruhe kommt. 

Hinzukommen aber weitere Aspekte: Der 30. Juni markiert häufig das Ende von befristeten Arbeitsverträgen, der Beginn der Arbeitslosigkeit fällt dann in den Juli. Aber auch Zugänge von Ausbildungsabsolventinnen und -absolventen, die ihre schulische Lehre beendet haben oder von ihren Betrieben nicht übernommen werden konnten, sind um diese Zeit zu verzeichnen“, so die Arbeitsmarktexpertin. „Das führt wiederkehrend zu einem zeitlich begrenzten Anstieg der Jugendarbeitslosigkeit, da sich auch junge Menschen vorübergehend melden, die bis zum Beginn des Studiums oder ihrer Ausbildung eine Beschäftigung suchen.“ So waren im Juli insgesamt 1.675 unter 25jährige im Agenturbezirk arbeitslos gemeldet, 169 (11,2 Prozent) mehr als im Juni, allerdings 59 (3,4 Prozent) weniger als im Vorjahresmonat.

Die Zahl der neu gemeldeten Arbeitsstellen in der Region blieb gegenüber dem Vormonat relativ konstant. Insgesamt 1.080 Angebote wurden bei der Agentur für Arbeit neu aufgegeben, 68 (6,7 Prozent) mehr als im Juni und 163 (17,8 Prozent) mehr als vor Jahresfrist. Deutlich geschrumpft ist hingegen der Bestand an offenen Stellen. Dieser lag im Juli bei 3.991 Arbeitsofferten und damit zwar knapp über dem Juni-Wert (23 bzw. 0,6 Prozent), allerdings deutlich unter der Zahl vom Juli 2024. Vor einem Jahr waren noch 5.027 Stellen bei der Arbeitsagentur für den Bezirk gelistet. Das entspricht einem Rückgang von 20,6 Prozent bzw. 1.036 Stellenangeboten.

„Weder der gegenüber dem Vorjahresmonat leicht gestiegene Zugang an neuen Stellenangeboten, noch die gegenüber Juli 2024 gesunkene Zahl der Arbeitslosen kann darüber hinwegtäuschen, dass der Arbeitsmarkt sich in den letzten Monaten auch bei uns in Südniedersachsen eingetrübt hat“, bilanziert Silbermann. „Der Rückgang der Arbeitslosigkeit gegenüber dem Vorjahrsmonat ist ausschließlich im Bereich der Jobcenter zu spüren. Die konjunkturelle Verfassung des Arbeitsmarktes spiegelt sich zeitnah jedoch insbesondere in den Zahlen der Arbeitslosenversicherung wieder, für die die Agentur für Arbeit zuständig ist. Hier bilden sich Einstellungen wie Entlassungen früher ab als in der Grundsicherung für Arbeitsuchende. Und hier steigen die Zahlen leider zur Zeit beständig.“ 

Im Rechtskreis SGB III (Agentur für Arbeit) lag die Arbeitslosigkeit bei 5.658 Personen. Das waren 449 Personen (8,6 Prozent) mehr als im Vormonat und 580 Personen (11,4%) mehr als vor einem Jahr. Im Rechtskreis SGB II (Jobcenter) waren 10.568 Arbeitslose registriert. Damit waren 34 Personen (0,3 Prozent) weniger als im Vormonat arbeitslos und 990 Personen (8,6 Prozent) weniger als im Vorjahresmonat. Durch die Träger der Grundsicherung (Jobcenter) werden derzeit 65,1 Prozent aller Arbeitslosen im Agenturbezirk betreut.

Unterbeschäftigung

Ergänzend zur gesetzlich definierten Arbeitslosenzahl veröffentlicht die Agentur für Arbeit Angaben zur Unterbeschäftigung. Dabei zählen zusätzlich zu den Arbeitslosen solche Personen, die nicht als arbeitslos gelten, die aber z.B. im Rahmen von arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen gefördert werden[1]

Die Unterbeschäftigung betrug nach vorläufigen Angaben im Juli 19.023. Der Wert sank damit um 1.055 bzw. 5,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat.

Ausbildungsmarkt

Kurz vor dem Start der ersten Berufsanfängerinnen und -anfänger in den Betrieben gibt es noch zahlreiche offene Ausbildungsstellen, aber auch viele Jugendliche, die noch auf einen Ausbildungsplatz hoffen. 

Von den insgesamt seit Oktober gemeldeten 2.152 Ausbildungsuchenden waren im Juli noch 683 ohne Lehrstelle. Auf der anderen Seite waren von den 2.442 gemeldeten Ausbildungsplätzen noch 830 unbesetzt. 

„Wir haben noch zahlreiche attraktive Ausbildungsstellen im Angebot, es lohnt sich, am Ball zu bleiben“, macht Arbeitsmarktexpertin Silbermann denjenigen Mut, die noch keine Zusage erhalten haben. „Und wer sich bisher noch nicht so recht an das Thema Ausbildungsuche und Berufswahl herangetraut hat, kann auch kurzfristig einen Termin bei der Berufsberatung vereinbaren.“ 

Eine Anmeldung ist zum Beispiel telefonisch möglich unter der kostenfreien Service-Rufnummer 0800 4 5555 00.

Entwicklung in den Landkreisen des Agenturbezirks Göttingen

Die Arbeitslosigkeit im Landkreis Northeim ist im Juli 2025 gestiegen. 4.681 Menschen waren arbeitslos gemeldet, 242 Personen (5,5 Prozent) mehr als im Juni und 151 Personen (3,3 Prozent) mehr als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote beträgt 6,6 Prozent und liegt mit 0,3 Prozentpunkten über dem Vormonatsniveau. Vor einem Jahr lag sie bei 6,4 Prozent.

Auch im Landkreis Göttingen ist die Arbeitslosigkeit im Juli 2025 gestiegen. 11.545 Menschen waren hier arbeitslos gemeldet, 173 Personen mehr (1,5 Prozent) als im Juni, aber 561 Personen bzw. 4,6 Prozent weniger als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote beträgt 6,6 Prozent und liegt mit 0,1 Prozentpunkten über dem Vormonatsniveau. Vor einem Jahr lag sie bei 7 Prozent.


 


[1] Dazu gehören Personen, die mit Arbeitsmarktmaßnahmen wie z.B. beruflicher Weiterbildung, Arbeitsgelegenheiten oder Gründungszuschuss gefördert werden, oder sich in einem arbeitsmarktpolitischen Sonderstatus befinden. Aufgrund der Vorläufigkeit der Daten zur Förderstatistik können sich hier in den kommenden Monaten noch Änderungen ergeben. Nicht enthalten sind Beschäftigte in Kurzarbeit, da diese Daten erst mit mehrmonatiger zeitlicher Verzögerung erhoben werden können.