Im August ist die Zahl der arbeitslos gemeldeten Frauen und Männer im Landkreis Vorpommern-Greifswald gestiegen. Insgesamt waren 10.725 Menschen ohne Arbeit. Das sind 260 mehr als im Juli. Die Arbeitslosenquote liegt derzeit bei 9,4 Prozent.
„Wir beobachten aktuell eine jahreszeitlich typische Entwicklung“, so Katja Gottschalk, Bereichsleiterin der Agentur für Arbeit Greifswald. „Der Anstieg der Arbeitslosenzahlen ist im Sommer üblich und hängt mit der Ferienzeit zusammen. Da Mecklenburg-Vorpommern spät in die Sommerferien startete, spüren wir auch in diesem Jahr die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt bis in den August hinein“, erklärt sie. Maßgeblich dafür seien drei Hauptursachen: Arbeitsverhältnisse, die an das Schuljahr gebunden sind, laufen aus, junge Menschen melden sich nach Abschluss ihrer Ausbildung arbeitslos und Neueinstellungen werden während der Sommerurlaubszeit aufgeschoben.
Das zeigt sich auch in der Betrachtung nach Rechtskreisen: Während die Arbeitslosigkeit im Bereich der Arbeitslosenversicherung (SGB III/ Arbeitsagentur) im Vergleich zum Vormonat um 281 Personen anstieg, sank sie im Bereich der Grundsicherung (SGBII/ Jobcenter) im Vergleich zum Juli sogar leicht um 21 Personen.
Gegenüber August 2024 sind 403 Frauen und Männer mehr arbeitslos gemeldet. Damals lag die Arbeitslosenquote bei 9,1 Prozent (10.322 Personen). „Diese Entwicklung beobachteten wir bereits seit in den letzten Monaten“, so Gottschalk. „Neben größeren Entlassungen, die aktuell den regionalen Arbeitsmarkt belasten, sind Unternehmen insgesamt zurückhaltender bei Neueinstellungen.“
„Insgesamt erweist sich der Arbeitsmarkt in Vorpommern-Greifswald jedoch weiterhin als robust“, so die Einschätzung der Bereichsleiterin. Seit 2020 hätten verschiedene Krisen den globalen und regionalen Arbeitsmarkt belastet. Hinzu kämen die Herausforderungen durch Digitalisierung und demografischen Wandel. „Um wettbewerbsfähig zu bleiben, rate ich den Unternehmen, frühzeitig in die Weiterbildung ihrer Beschäftigten zu investieren und sie dürfen nicht nachlassen in ihren Bemühungen, junge Menschen auszubilden.“ Die Arbeitsagentur unterstützt in Form von Beratung und finanzieller Förderung.
Im Berichtsmonat befanden sich 834 Personen in einer beruflichen Weiterbildung. Das sind 143 mehr als im August 2024.
Ausbildungsmarkt
Betriebe aus den verschiedensten Branchen suchen aktuell noch Auszubildende. Insgesamt gibt es noch 360 freie Ausbildungsplätze. Darunter sind auch Berufe, die weniger bekannt sind, aber gute Berufsperspektiven bieten, wie Brunnenbauer/in, Operationstechnische/r Assistent/in, Schilder- und Lichtreklamehersteller/in, Technische/r Produktdesigner/in und viele mehr.
Um keinen Ausbildungsplatz unbesetzt zu lassen, intensivieren die Arbeitsagentur, das Jobcenter Vorpommern-Greifswald und die Kammern jetzt noch einmal ihre Vermittlungsaktivitäten. Zwischen dem 9. und 16. September laden sie Jugendliche aus Vorpommern-Greifswald ein, die sich noch nicht aus der Berufsberatung abgemeldet haben. Basierend auf ihren Interessen, Fähigkeiten und Kenntnissen bringen sie die jungen Menschen mit suchenden Unternehmen zusammen, wie Katja Gottschalk erklärt.
Eine besondere Herausforderung sei, dass einige Unternehmen einen höheren Schulabschluss erwarten, als die Jugendlichen mitbringen. „Dabei haben sie oft mehr drauf, als es auf den ersten Blick scheint. Noten sagen nicht alles“, appelliert die Bereichsleiterin an Personalverantwortliche. „Qualifikationen lassen sich entwickeln und wir als Arbeitsagentur beraten und unterstützen Unternehmen, wenn sie Jugendlichen ohne oder mit schwächerem Schulabschluss eine Chance geben.“ Die Fördermöglichkeiten der Arbeitsagentur reichen von der Nachhilfe und sozialpädagogischen Betreuung bis zur Bezuschussung eines sozialversicherungspflichtigen Praktikums, der sogenannten Einstiegsqualifizierung. „Die Einstiegsqualifizierung bereitet junge Leute, die sich bereits für einen konkreten Beruf entschieden haben, auf eine Ausbildung vor. So können Unternehmen junge Menschen im betrieblichen Alltag kennenlernen und gezielt an die Inhalte der Ausbildung heranführen.“
Den aktuell noch 210 ausbildungssuchend gemeldeten Jugendlichen rät Katja Gottschalk, sich nicht auf nur auf einen Wunschberuf zu versteifen. „Die Auswahl an Ausbildungsberufen ist immer noch groß und auch spätere Einstiege sind oftmals noch möglich. Unsere Berufsberaterinnen und Berufsberater helfen den jungen Menschen, sich einen Überblick zu verschaffen und unterstützen sie auch bei der Vorbereitung auf Vorstellungsgespräche.“
Termine können online unter www.arbeitsagentur.de/greifswald oder telefonisch unter der kostenfreien Rufnummer 0800 4 5555 00 vereinbart werden.
Arbeitslosenquoten in den Geschäftsstellen
Anklam 10,5 Prozent, Greifswald 8,1 Prozent, Pasewalk 12,5 Prozent, Ueckermünde 11,9 Prozent, Wolgast 7,6 Prozent
Gegenüber dem Vorjahresmonat wurde in fast allen Geschäftsstellen ein Anstieg der Arbeitslosigkeit registriert. Lediglich in der Geschäftsstelle Ueckermünde sank der Bestand an arbeitslos gemeldeten Frauen und Männern um 15 Personen, was keinen Einfluss auf die Arbeitslosenquote hat. Sie liegt wie im Vorjahr bei 11,9 Prozent.
Unterschiede zwischen den Rechtskreisen im Vorjahresvergleich
SGB III + 3,1 Prozent
SGB II + 4,3 Prozent
Die Agentur für Arbeit (Rechtskreis SGB III, Arbeitslosenversicherung) betreute im August 3.493 Arbeitslose und damit 106 mehr als vor einem Jahr. Das Jobcenter (Rechtskreis SGB II, Grundsicherung) war für 7.232 arbeitslose Personen zuständig, 297 mehr als im August 2024.
Stellenmarkt
Im August sind noch einmal 357 neue Arbeitsangebote beim Arbeitgeber-Service von Arbeitsagentur und Jobcenter eingegangen. Seit Jahresbeginn übermittelten die Unternehmen insgesamt 3.290 freie Stellen. Für 2.306 Offerten laufen aktuell die Besetzungsverfahren.
Die meisten neuen Stellenangebote stammen aus den Bereichen Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen (57), Gesundheits- und Sozialwesen (49), Erziehung und Unterricht (40) Handel (42) und dem Gastgewerbe mit 38 neuen Stellenangeboten.
Dahinter verbergen sich die verschiedensten Berufe, von A wie Anlagenmechaniker/in bis Z wie Zahntechniker/in. Aber auch ungewöhnlichere Berufe wie Destillateurmeister/in, Lebensmittelkontrolleur/in, Einrichtungsfachberater/in, Justizfachmeister/in, Kartenkontrolleur/in, Fahrzeugpfleger/in und viele mehr.
Das zeigt, dass der Arbeitsmarkt weiterhin Chancen bietet.
Ausblick
Üblicherweise sorgt nach dem Ende der Sommerferien eine Herbstbelebung für mehr Dynamik und somit auch einen Rückgang der Arbeitslosigkeit.

