Nach dem deutlichen Anstieg zum Jahresbeginn ist die Arbeitslosigkeit im Ennepe-Ruhr-Kreis im März bereits zum zweiten Mal spürbar gesunken. Die Zahl der Arbeitslosen ging um 177 oder 1,4 Prozent auf 12.798 zurück, die Arbeitslosenquote um 0,1 Punkte auf 7,3 Prozent. Vor einem Jahr waren es 476 Arbeitslose weniger, die Quote lautete 7,1 Prozent.
„Die Entwicklung kam nicht unerwartet. Der Rückgang der Arbeitslosigkeit ist im Kreis deutlich höher als im Landesdurchschnitt. Auch der noch ungünstige Vorjahresvergleich wird dabei immer kleiner. Aktuell gibt es 476 Arbeitslose mehr als vor genau einem Jahr“, so Katja Heck, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Hagen. „Die Höhe der Neu- und Abmeldungen von Arbeitslosen ist ähnlich wie im Vormonat. Die Arbeitskräftenachfrage ist erfreulicherweise weiter gestiegen“. Und zu den Aussichten: „Angesichts der insgesamt ungünstigen konjunkturellen Rahmenbedingungen sind Prognosen schwieriger geworden, aber im April sollte sich die Frühjahresbelebung fortsetzen.“
In der Arbeitsagentur und im Jobcenter EN entwickelten sich die Arbeitslosenzahlen im März weiterhin ähnlich. 4.108 Arbeitslose waren Kunden der Arbeitsagentur (105 oder 2,5 Prozent weniger als im Vormonat), 8.690 wurden durch das Jobcenter EN betreut (72 oder 0,8 Prozent weniger). Die Tendenzen für die Zielgruppen waren mit einer Ausnahme fallend. Bei den jüngeren Arbeitslosen unter 25 Jahren gab es einen Rückgang um 52 oder 4,4 Prozent auf 1.118, bei den Älteren über 50 Jahren eine Abnahme um 41 oder 0,9 Prozent auf 4.377. Die Arbeitslosigkeit von Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit nahm um 146 oder 3,0 Prozent auf 4.791 ab, die Zahl der arbeitslosen Menschen mit Schwerbehinderung um 40 oder 4,1 Prozent auf 936. Nur die Entwicklung bei den Langzeitarbeitslosen zeigte einen aktuellen Anstieg um 26 oder 0,5 Prozent auf 5.300. Gleichzeitig waren es aber auch 29 oder 0,6 Prozent mehr als vor einem Jahr, womit sich hier der Vorjahresvergleich aktuell verschlechtert hat.
Gemeldete Kräftenachfrage weiter belebt
Der gemeldete Kräftebedarf nahm im März nochmals leicht zu. Unternehmen aus dem Kreis meldeten 349 offene Stellen, 42 oder 13,7 Prozent mehr als im Februar, gleichzeitig exakt auch 42 oder 13,7 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Den größten Kräftebedarf hatten Personaldienstleister (105 Stellen, nach 62 im Vormonat), das verarbeitende Gewerbe (75), freiberufliche Arbeitgeber (Rechtsanwälte, Steuerberater etc., 41 Stellen für Assistenzkräfte), der Handel (30), das Baugewerbe (25), das Gesundheits- und Sozialwesen (24) und die öffentliche Verwaltung (17). Die Zahl der insgesamt bei der Arbeitsagentur zur Besetzung gemeldeten Stellen sank um sechs oder 0,3 Prozent auf 1.825 und in Relation zum Vorjahresmonat um vier oder 0,2 Prozent.
Aktuell sind 63,1 Prozent aller Arbeitsstellen im Kreis für Fachkräfte auf dem Niveau der dualen Ausbildung gemeldet, für Helfer hingegen nur 18,2 Prozent.
Kurzarbeit und tatsächliche Inanspruchnahme
Im März gab es im Ennepe-Ruhr-Kreis 15 neue Anzeigen von Kurzarbeit für 124 potentiell betroffene Arbeitnehmer. Dies entspricht nur einem Bruchteil der Daten aus den pandemiegeprägten Jahren. Erst nach Ablauf von einigen Monaten zeigt sich die tatsächliche Inanspruchnahme von Kurzarbeit, da die Betriebe innerhalb dieses Zeitraums nachträglich abrechnen. Für Oktober liegen inzwischen Daten zur effektiven Inanspruchnahme für den Kreis vor. Danach wurde Kurzarbeitergeld an 75 Betriebe für 1.500 Arbeitnehmer tatsächlich ausgezahlt.
Lokale Besonderheiten
Die Arbeitslosigkeit entwickelte sich auch im März wieder regional unterschiedlich. In Gevelsberg (+ 3 auf 1.193), Herdecke (+ 9 auf 745 Arbeitslose), Schwelm (+ 18 auf 1.533), und Sprockhövel (+ 18 auf 590) gab es weitere kleine Anstiege. Dagegen hatten Breckerfeld (- 15 auf 258), Ennepetal (- 22 auf 1.182), Wetter (- 24 auf 869), Hattingen (- 39 auf 1.808) und Witten (- 125 auf 4.620) die deutlich höheren Rückgänge.
Gesamteinschätzung
„Die aktuelle Entwicklung im Ennepe-Ruhr-Kreis kann weiterhin als saisontypisch bezeichnet werden. Die Fortsetzung der leichten Besserung der Arbeitsmarktlage aus dem Februar war zu erwarten. Auch der Zugang von jüngeren Arbeitslosen nach Beendigung der zwei- und dreieinhalbjährigen Berufsausbildungen ist wieder zurückgegangen. Sie werden als Fachkräfte dringend gebraucht und sind nur für eine kurze Übergangszeit arbeitslos“, so Katja Heck weiter. „Der aktuelle Anstieg an neuen Stellen belegt, dass genug Arbeit vorhanden ist. Doch mehr als 63 Prozent der gemeldeten Stellen sind nur für Fachkräfte ausgeschrieben, Tendenz steigend. Generell befinden wir uns im „Zangengriff zwischen Wirtschaftskrise und Fachkräftemangel“. Die Beschäftigung sinkt in ehemals starken Branchen und wird durch die Zuwächse in Pflege, Gesundheit und anderen Bereichen derzeit nicht kompensiert. Damit wird die Arbeitslosigkeit generell mittelfristig steigen. Springt die Konjunktur wieder an, ist ein schwacher Aufwärtstrend bei der Erwerbstätigkeit zu erwarten, getragen aber von Teilzeitbeschäftigung, während sie in Vollzeit eher im Sinken begriffen ist. Das Missverhältnis zwischen dem vorhandenen Qualifikationsniveau und den Anforderungen spiegelt sich in der überproportionalen Arbeitslosigkeit von Geringqualifizierten. Hier heißt es gegensteuern, durch Weiterentwicklung der Arbeitskräfte in und für aufstrebende Bereiche. Das heißt verstärkte Aktivitäten bei Beratung, Qualifizierung, Vermittlung und Förderung der Mobilität.“