Für den Hagener Arbeitsmarkt hat auch der Juni nicht die erhoffte Entlastung gebracht. Die Arbeitslosigkeit stieg sogar weiter an – gegen den landesweiten Trend. Die Zahl der Arbeitslosen erhöhte sich aktuell um genau 100 oder 0,8 Prozent auf 12.862, die Arbeitslosenquote um 0,1 Punkte auf 12,5 Prozent. Vor einem Jahr waren es 557 Arbeitslose weniger, die Quote lautete 12,0 Prozent.
„Es bleibt dabei: Der heimische Arbeitsmarkt zeigt sich völlig saisonuntypisch schwach und entwickelt sich gegen den landesweiten Trend. Noch vor der „Sommerpause“ steigt die Arbeitslosigkeit im Juni zum wiederholten Mal. Die negativen konjunkturellen Rahmenbedingungen sorgen für eine ungünstige Dynamik“, so Katja Heck, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Hagen. „Die Kräftenachfrage zeigt dagegen wieder Bewegung, während die Kurzarbeit weiterhin kein aktuelles Thema ist“. Ihre Einschätzung für die nächsten Monate: „Im Juli und August ist schon wegen der Hauptferienzeit nicht mit einer Belebung zu rechnen“.
In der Arbeitsagentur und im Jobcenter entwickelten sich die Arbeitslosenzahlen im Juni unterschiedlich. 3.375 Arbeitslose waren Kunden der Arbeitsagentur (175 oder 5,6 Prozent mehr als im Vormonat), 9.487 wurden durch das Jobcenter Hagen betreut (78 oder 0,8 Prozent weniger). Bei den Zielgruppen sah es sehr unterschiedlich aus. Die Anzahl der jüngeren Arbeitslosen unter 25 Jahren nahm um 13 oder 1,2 Prozent auf 1.069 ab. Die Arbeitslosigkeit von Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit erhöhte sich um 15 oder 0,2 Prozent auf 6.074. Bei den Älteren über 50 Jahren gab es einen Anstieg um 29 oder 0,7 Prozent auf 4.209. Bei Menschen mit Behinderung war es ein kleines Plus von fünf oder 0,6 Prozent auf 885. Und bei den Langzeitarbeitslosen waren es mit 5.564 genau sechs oder 0,1 Prozent weniger. Gleichzeitig waren es 236 oder 4,4 Prozent mehr als vor einem Jahr, womit sich der Vorjahresvergleich etwas verbessert hat.
Gemeldete Kräftenachfrage leicht belebt
Die Bereitschaft zur Einstellung von Arbeitskräften war nicht mehr so schwach wie noch im Mai. Hagener Unternehmen meldeten im Juni 247 Stellen und damit genau 50 oder ein Viertel mehr als noch im Vormonat und 57 oder 30,0 Prozent mehr als vor einem Jahr. Den größten Kräftebedarf hatten das verarbeitende Gewerbe (57), freiberufliche Arbeitgeber (Rechtsanwälte, Steuerberater etc., 52 Stellen für Assistenzkräfte), gefolgt von Personaldienstleistern (37), der öffentlichen Verwaltung (26), dem Handel (23), und dem Gesundheits- und Sozialwesen (18). Das Baugewerbe hatte neun Stellenangebote, die Logistik nur sechs. Die Zahl der insgesamt bei der Arbeitsagentur zur Besetzung gemeldeten Stellen stieg um 24 oder 1,3 Prozent auf 1.836 und in Relation zum Vorjahresmonat sogar um 225 oder 14,0 Prozent. Aktuell sind 61,6 Prozent aller Arbeitsstellen für Fachkräfte auf dem Niveau der dualen Ausbildung gemeldet, für Helfer hingegen nur 17,8 Prozent
Kurzarbeit und tatsächliche Inanspruchnahme
Im Juni gab es in Hagen nur vier neue Anzeigen von Kurzarbeit für 68 potentiell betroffene Arbeitnehmer. Das entspricht nur einem Bruchteil der Daten aus den pandemiegeprägten Jahren. Erst nach Ablauf von einigen Monaten zeigt sich die tatsächliche Inanspruchnahme von Kurzarbeit, da die Betriebe innerhalb dieses Zeitraums nachträglich abrechnen. Für Januar liegen inzwischen Informationen zur effektiven Inanspruchnahme für die Stadt Hagen vor. Danach wurde Kurzarbeitergeld nur an 37 Betriebe für rund 1.500 Arbeitnehmer tatsächlich ausgezahlt.
Gesamteinschätzung
„Die aktuelle anhaltende Entwicklung gegen den Trend zeigt die Probleme vor Ort“, so Katja Heck weiter. „Nachdem im Vormonat ein Anstieg der Arbeitslosigkeit überwiegend im Bereich der Grundsicherung festzustellen war, sind es aktuell zunehmende Zugangszahlen in der Arbeitslosenversicherung. Dabei ist hier weitaus überwiegend das verarbeitende Gewerbe betroffen. Das sind nicht nur Großbetriebe, sondern durchaus auch kleine und mittlere Unternehmen. Personen, die jetzt arbeitslos werden, sind zumeist Männer, die traditionell stark in dieser Branche vertreten sind. Sie sind aber auch das Potential, das wir haben. Es gibt für sie Perspektiven, weil gerade im gewerblichen Bereich Kräfte nicht nur freigesetzt, sondern auch gesucht werden. Die Nachfrage ist da, wie die aktuell steigenden Stellenzugänge beweisen, doch muss auch das Matching gelingen. Wir unterstützen, wo wir können, um mögliche Anpassungsdefizite der Arbeitsuchenden mit Qualifizierung zu beseitigen. Die Unternehmen sollten das vorhandene Potential freigesetzter Fachkräfte mit viel Erfahrung nutzen, denn andere gibt es hier derzeit nicht.“