Der Arbeitsmarkt im Ennepe-Ruhr-Kreis zeigte sich auch im Juni nicht erholt. Die Zahl der Arbeitslosen stieg weiter um 95 oder 0,7 Prozent auf 12.797, die Arbeitslosenquote von 7,3 Prozent veränderte sich dadurch nicht. Vor genau einem Jahr waren es 548 Arbeitslose weniger, die Quote lautete 7,0 Prozent. „Es bleibt dabei: Der heimische Arbeitsmarkt zeigt sich völlig saisonuntypisch schwach und entwickelt sich gegen den landesweiten Trend. Noch vor der „Sommerpause“ steigt die Arbeitslosigkeit im Juni zum zweiten Mal in Folge. Die negativen konjunkturellen Rahmenbedingungen sorgen für eine nachlassende Dynamik“, so Katja Heck, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Hagen. „Die Kräftenachfrage zeigt dagegen wieder Bewegung, während die Kurzarbeit weiterhin kein aktuelles Thema ist“. Ihre Einschätzung für die nächsten Monate: „Im Juli und August ist schon wegen der Hauptferienzeit nicht mit einer Belebung zu rechnen“. In den Zuständigkeitsbereichen der Arbeitsagentur und des Jobcenters EN entwickelten sich die Arbeitslosenzahlen auch im Juni unterschiedlich. 4.099 Arbeitslose waren Kunden der Arbeitsagentur (99 oder 2,5 Prozent mehr als im Vormonat), 8.698 wurden durch das Jobcenter EN betreut (vier oder 0,05 Prozent weniger). Die Tendenzen für die Zielgruppen waren ebenfalls ungleich. Bei den jüngeren Arbeitslosen unter 25 Jahren gab es einen Anstieg um 18 oder 1,7 Prozent auf 1.066, bei den Älteren über 50 Jahren eine Zunahme um 24 oder 0,5 Prozent auf 4.430. Die Arbeitslosigkeit von Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit nahm um elf oder 0,2 Prozent auf 4.741 zu, die Zahl der arbeitslosen Menschen mit Schwerbehinderung stieg um 13 oder 1,3 Prozent auf 998. Die Entwicklung bei den Langzeitarbeitslosen wies dagegen einen aktuellen Rückgang um 36 oder 0,7 Prozent auf 5.300 auf. Gleichzeitig waren es aber auch sieben oder 0,1 Prozent mehr als vor einem Jahr, womit sich der Vorjahresvergleich minimiert hat.
Gemeldete Kräftenachfrage bewegt sich
Die Bereitschaft zur Einstellung von Arbeitskräften ist zuletzt gestiegen. Unternehmen aus dem Kreis meldeten im Juni 321 offene Stellen, 78 oder 32,1 Prozent mehr als im Mai, gleichzeitig auch 62 oder 23,9 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Den größten Kräftebedarf hatten freiberufliche Arbeitgeber (Rechtsanwälte, Steuerberater etc., 116 Stellen für Assistenzkräfte), Personaldienstleister (60), das verarbeitende Gewerbe (39), das Baugewerbe (25), das Gesundheits- und Sozialwesen (18), der Handel (17), die öffentliche Verwaltung (15) und das Gastgewerbe (10). Die Zahl der insgesamt bei der Arbeitsagentur zur Besetzung gemeldeten Stellen stieg um 94 oder 5,4 Prozent auf 1.821, sank aber in Relation zum Vorjahresmonat um 68 oder 3,6 Prozent. Aktuell sind 61,7 Prozent aller Arbeitsstellen im Kreis für Fachkräfte auf dem Niveau der dualen Ausbildung gemeldet, für Helfer hingegen nur 20,2 Prozent.
Kurzarbeit und tatsächliche Inanspruchnahme
Im Juni gab es im Ennepe-Ruhr-Kreis nur zehn neue Anzeigen von Kurzarbeit für 32 potentiell betroffene Arbeitnehmer. Dies entspricht nur einem Bruchteil der Daten aus den pandemiegeprägten Jahren. Erst nach Ablauf von einigen Monaten zeigt sich die tatsächliche Inanspruchnahme von Kurzarbeit, da die Betriebe innerhalb dieses Zeitraums nachträglich abrechnen. Für Januar liegen inzwischen Daten zur effektiven Inanspruchnahme für den Kreis vor. Danach wurde Kurzarbeitergeld an 80 Betriebe für 1.928 Arbeitnehmer tatsächlich ausgezahlt.
Lokale Besonderheiten
Die Arbeitslosigkeit entwickelte sich im Juni weiterhin regional sehr unterschiedlich. Steigende Zahlen hatten Gevelsberg (+ 11 auf 1.172), Herdecke (+ 16 auf 775), Wetter (+ 21 auf 895 Arbeitslose), Schwelm (+ 21 auf 1.527), Ennepetal (+ 24 auf 1.212) und Witten (+ 75 auf 4.726). Rückläufige Daten gab es in Breckerfeld (- 10 auf 233), Sprockhövel (- 10 auf 545) und Hattingen (- 53 auf 1.712).
Gesamteinschätzung
„Der Ennepe-Ruhr-Kreis ist arbeitsmarktlich im landesweiten Vergleich von der Ausgangssituation her immer noch im besten Drittel, doch zeigt die aktuelle Entwicklung gegen den Trend die Probleme vor Ort“, so Katja Heck weiter. „Nachdem im Vormonat ein Anstieg der Arbeitslosigkeit überwiegend im Bereich der Grundsicherung festzustellen war, sind es aktuell zunehmende Zugangszahlen in der Arbeitslosenversicherung. Dabei ist hier weitaus überwiegend das verarbeitende Gewerbe betroffen. Das sind nicht nur Großbetriebe, sondern durchaus auch kleine und mittlere Unternehmen. Personen, die jetzt arbeitslos werden, sind zumeist Männer, die traditionell stark in dieser Branche vertreten sind. Sie sind aber auch das Potential, das wir haben. Es gibt für sie Perspektiven, weil gerade im gewerblichen Bereich Kräfte nicht nur freigesetzt, sondern auch gesucht werden. Die Nachfrage ist da, wie die aktuell steigenden Stellenzugänge beweisen, doch muss auch das Matching gelingen. Wir unterstützen, wo wir können, um mögliche Anpassungsdefizite der Arbeitsuchenden mit Qualifizierung zu beseitigen. Die Unternehmen sollten das vorhandene Potential freigesetzter Fachkräfte mit viel Erfahrung nutzen, denn andere gibt es hier derzeit nicht.“