Zum Ende des Ausbildungsjahres 2024/25 zieht die Arbeitsagentur Hagen Bilanz für den Ennepe-Ruhr-Kreis. Das Angebot an Ausbildungsstellen ist leicht gesunken. Der Trend zum Bewerbermarkt ist spürbar zurückgegangen. Trotzdem bestehen weiterhin relativ gute Chancen für die Jugendlichen – sie müssen sie aber auch nutzen.
„Das Ausbildungsinteresse von Jugendlichen hat zuletzt deutlich zugenommen. Die duale Ausbildung steht wieder höher im Kurs als noch vor wenigen Jahren“, so Katja Heck, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Hagen. „Die Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen im Ennepe-Ruhr-Kreis ist dagegen leicht zurückgegangen, sie meldeten weniger Stellen als in den Vorjahren. Viele Betriebe sind wegen der unsicheren konjunkturellen Rahmenbedingungen sehr zurückhaltend, manch andere suchen dagegen händeringend Nachwuchskräfte. Insgesamt ist die Entwicklung vom Stellen- zum Bewerbermarkt im Kreis weiter rückläufig.“, zieht die Ausbildungsmarktexpertin Bilanz. „Trotzdem sind die Chancen für Jugendliche auf eine Ausbildungsstelle auch für dieses Jahr noch ganz gut, was die hohe Zahl von unbesetzten Stellen zu diesem Zeitpunkt beweist. Sie sollten die Möglichkeiten nutzen und nicht aufgeben. Es ist noch nicht zu spät, sich für eine qualifizierte Berufsausbildung zu entscheiden, denn diese ist immer noch die beste Versicherung gegen Arbeitslosigkeit.“
Die aktuelle wirtschaftliche Krise ist auch am Ausbildungsmarkt angekommen. In diesem Ausbildungsjahr gab es keinen Zuwachs beim Angebot. Von den Unternehmen im Kreis wurden 2.043 Ausbildungsstellen angeboten, drei oder 0,1 Prozent weniger als im Vorjahr. Im übrigen Bezirk war es ungünstiger: In der Stadt Hagen gab es einen Rückgang um 212 oder 13,6 Prozent auf 1.345 Stellen.
Im Ennepe-Ruhr-Kreis nahmen bis zum Ende des Beratungsjahres 2.344 Bewerber die Berufsberatung in Anspruch und suchten eine Ausbildungsstelle. Damit stieg ihre Zahl im Vergleich zu 2024 um 227 (+ 10,7 Prozent), in der Stadt Hagen um 144 oder 8,6 Prozent auf 1.819. „Trotzdem wäre generell noch mehr Interesse an betrieblicher Ausbildung wünschenswert. Vor der Pandemie hatten wir im Kreis rund 300 Bewerberinnen und Bewerber mehr“, so Heck weiter. „Offensichtlich müssen wir mit den Partnern am Ausbildungsmarkt dafür noch individuellere Projekte der beruflichen Orientierung initiieren. Und Ersatzmaßnahmen sind für die Jugendlichen angesichts zahlreicher unbesetzter Ausbildungsstellen keine zielgerichtete Lösung.“
Der Großteil der jungen Menschen, die an Ausbildung interessiert sind, verfügen über einen qualifizierten Schulabschluss. Rund 20,9 Prozent haben einen Hauptschulabschluss, 32,7 Prozent verfügen über den Realschulabschluss und 38,1 Prozent über Fachhochschul- oder Hochschulreife.
Die Zahl der jungen Menschen, die bislang noch keinen passenden Ausbildungsbetrieb gefunden haben, ist im Kreis mit genau 202 um 95 oder 88,8 Prozent höher als im Vorjahr. Über zwei Drittel von ihnen verfügen mindestens über den mittleren Abschluss.
„166 unbesetzte Stellen und gleichzeitig 202 unversorgte Bewerber zum Ende des Ausbildungsjahres bedeuten anhaltende Passungsprobleme. Angebot und Nachfrage sind eben nicht deckungsgleich. Insgesamt bleibt der Ausbildungsmarkt mit der aktuellen Entwicklung im Ungleichgewicht“, so Katja Heck weiter. „Die Attraktivität der dualen Ausbildung muss weiter steigen. Manche Unternehmen schaffen zusätzliche Anreize wie Teambuilding-Events, Fitness-Abos oder E-Bike-Leasing. Man muss aber aufpassen, dass diese Boni nicht den Blick verstellen auf das, was im Job auf lange Sicht glücklich macht. Die Ausbildungsbetriebe sollten noch mehr Möglichkeiten bieten, hinter die Kulissen zu schauen und Berufsbilder probeweise zu erleben. Und wir Partner am Ausbildungsmarkt müssen alle Vorzüge transparent machen, wo Jugendliche für diese Botschaften empfänglich sind, sei es auf Social Media, bei angesagten Veranstaltungen und natürlich in der individuellen Beratung.“
Aktuell sind im Ennepe-Ruhr-Kreis mit 166 Ausbildungsstellen genau 22 weniger unbesetzt als vor einem Jahr. „Dabei ist noch ein großes Berufsspektrum vorhanden. Die Schwerpunkte sind im Handel, bei Freiberuflern, im verarbeitenden Gewerbe und im Baugewerbe. Noch ist es nicht zu spät für den Ausbildungsbeginn – der Einstieg ist bis Anfang 2026 in vielen Fällen ohne Weiteres möglich“, erläutert Heck. „Um die noch freien Stellen und die unversorgten Bewerberinnen und Bewerber zusammenzubringen, werden die Vermittlungsaktivitäten bis mindestens Ende des Jahres fortgesetzt. Außerdem melden sich in diesen Wochen erfahrungsgemäß noch junge Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen (wieder) auf der Suche nach einer Ausbildung sind. Auch Betriebe melden Ausbildungsstellen, die frei geworden sind. Allen interessierten Jugendlichen bieten wir in der Beratung individuelle Lösungen!“
Jugendliche im EN-Kreis, die eine Ausbildung suchen, können sich jederzeit bei der Berufsberatung melden unter 0800 / 4 5555 00 oder 02302 / 929 450. Auch online können Termine gebucht werden. Videoberatung ist ebenso möglich.
Wichtige Informationen bietet auch die Homepage der Jugendberufsagentur Witten für Bewerberinnen und Bewerber aus der Ruhrstadt:
www.enkreis.de/arbeit-beruf/ jugendberufsagentur-witten
Arbeitgeber können jederzeit freie Arbeits- und Ausbildungsplätze kostenfrei melden unter 0800 / 4 5555 20. Hier können sie auch Beratung zu Förderleistungen erhalten.