Der Januar brachte die erwartete saisonale Verschlechterung auf dem Hagener Arbeitsmarkt. Die Zahl der Arbeitslosen stieg um 454 oder 3,7 Prozent auf 12.660, die Arbeitslosenquote um 0,4 Punkte auf 12,3 Prozent. Vor einem Jahr waren es 590 Arbeitslose weniger, die Quote war damals 11,8 Prozent.
„Man muss kein Hellseher sein, um an einem Jahresanfang mit einer sprunghaft steigenden Arbeitslosigkeit zu rechnen. Der Januar ist stets der Monat mit dem höchsten Anstieg, weil dies einfach saisontypisch ist und aktuell noch durch die schlechte Wirtschaftslage verstärkt wird“, so Katja Heck, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Hagen. „Die Zu- und Abgangsbewegungen haben nochmals deutlich nachgelassen, nur die Neumeldungen aus Beschäftigung sind gestiegen. Die schwierigen konjunkturellen Rahmenbedingungen zeigten sich besonders bei der Kräftenachfrage, die nach schwachen Monaten noch weiter gesunken ist“. Hecks Erwartungen für die nächste Zeit bleiben gedämpft: „Für den Februar rechne ich mit einem weiteren saisonalen Anstieg der Arbeitslosigkeit.“
Die Rechtskreise entwickelten sich im Januar wieder parallel. 3.227 Arbeitslose waren Kunden der Arbeitsagentur (168 oder 5,5 Prozent mehr als im Vormonat), 9.433 wurden durch das Jobcenter Hagen betreut (286 oder 3,1 Prozent mehr). Die Zielgruppen kannten auch nur eine Richtung. Bei den jüngeren Arbeitslosen unter 25 Jahren gab es einen Anstieg um acht oder 0,8 Prozent auf 1.060.
Die Ausländerarbeitslosigkeit stieg um 197 oder 3,4 Prozent auf 6.009. Bei den Älteren über 50 Jahren ergab sich ein Anstieg um 157 oder 3,8 Prozent auf 4.269. Bei arbeitslosen Menschen mit Behinderung gab es ein Plus von 41 oder 4,9 Prozent auf 878. Bei den Langzeitarbeitslosen waren es 146 oder 2,7 Prozent mehr auf 5.480. Gleichzeitig waren es 215 oder 4,1 Prozent mehr als vor einem Jahr, womit sich der Vorjahresvergleich leicht verschlechtert hat.
Gemeldete Kräftenachfrage weiter gesunken
Der gemeldete Kräftebedarf ging im Januar nochmals zurück. Hagener Unternehmen meldeten trotz des Weihnachtsgeschäftes nur 179 offene Stellen, 36 oder 16,7 Prozent weniger als noch im Dezember, gleichzeitig 20 oder 10,1 Prozent weniger als vor einem Jahr.
Den größten Kräftebedarf meldeten Personaldienstleister (41 Stellen) und die öffentliche Verwaltung (31), gefolgt von freiberuflichen Arbeitgebern (Rechtsanwälte, Steuerberater etc., 28 Stellen für Assistenzkräfte), dem verarbeitenden Gewerbe (19), dem Handel (18), dem Gesundheits- und Sozialwesen (11) sowie dem Gastgewerbe (10). Die Zahl der insgesamt bei der Arbeitsagentur zur Besetzung gemeldeten Stellen sank um 13 oder 0,8 Prozent auf 1.690, stieg hingegen in Relation zum Vorjahresmonat um 93 oder 5,8 Prozent. Aktuell sind 60,8 Prozent aller Arbeitsstellen für Fachkräfte auf dem Niveau der dualen Ausbildung gemeldet, für Helfer hingegen nur 18,8 Prozent.
Kurzarbeit und tatsächliche Inanspruchnahme
Im Januar gab es in Hagen nur zehn neue Anzeigen von Kurzarbeit für rund 100 potentiell betroffene Arbeitnehmer. Das entspricht nur einem Bruchteil der Daten aus den pandemiegeprägten Jahren. Erst nach Ablauf von einigen Monaten zeigt sich die tatsächliche Inanspruchnahme von Kurzarbeit, da die Betriebe innerhalb dieses Zeitraums nachträglich abrechnen. Für August liegen inzwischen Informationen zur effektiven Inanspruchnahme für die Stadt Hagen vor. Danach wurde Kurzarbeitergeld nur an 26 Betriebe für 729 Arbeitnehmer tatsächlich ausgezahlt, weitaus weniger als in der Pandemie.
Gesamteinschätzung
„Die wenig überraschenden saisonalen Faktoren und die ungünstigen konjunkturellen Rahmenbedingungen sorgen für einen deutlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit im Januar“, so Katja Heck weiter. „Dazu passt die anhaltend schwache Kräftenachfrage. Unternehmen melden weniger Stellen, und diese werden nur zögerlich besetzt. Daher bleiben Menschen länger arbeitslos. Das ist seit bereits über einem Jahr der wichtigste Grund für den Anstieg der Arbeitslosigkeit. Ein weiterer Grund ist das qualifikatorische Mismatch. Daher sind unsere Qualifizierungsangebote ein wichtiger Hebel, unseren Kundinnen und Kunden neue Chancen und Perspektiven am Arbeitsmarkt zu eröffnen.“
Die Arbeitsmarktexpertin weiter: „Es ist nicht alles schlecht. Trotz des Anstiegs der Arbeitslosigkeit ist die Entwicklung immer noch günstiger als im Landesdurchschnitt. Und in unserer umfangreichen Arbeitsmarktstatistik finden sich weitere Lichtblicke. Nicht nur, dass die Situation bei der Kurzarbeit – immerhin ein wichtiger Konjunkturindikator – weiterhin völlig unauffällig ist, sondern auch die Tatsache, dass beim Zugang von Arbeitslosen insgesamt und speziell aus Erwerbstätigkeit in Hagen und dem Ennepe-Ruhr-Kreis die landesweit günstigste Veränderungsrate festgestellt wurde, nämlich ein Rückgang von über zehn Prozent. Wir haben also eingetrübte Zeiten mit Aufheiterungen.“