Jahresbericht Ausbildungsmarkt - Kreis Herford

Das Berichtsjahr 2024/2025 am Ausbildungsmarkt 

05.11.2025 | Presseinfo Nr. 123

  • Mehr Bewerber als Ausbildungsstellen im Berichtsjahr 2024/2025: 143 Bewerber auf 100 Stellen
  • Zahl der gemeldeten Bewerber steigt leicht, Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen im Kreis sinkt im Vorjahresvergleich
  • 232 Bewerber suchen im Wittekindkreis noch einen Ausbildungsplatz, 104 Stellen sind noch unbesetzt

Im Kreis Herford meldeten sich bis Ende September 2.015 Bewerber. Im Vergleich zum vorherigen Berichtsjahr haben sich somit aus dem Kreis Herford 32 oder 1,6 Prozent mehr Bewerber bei der Berufsberatung der Agentur für Arbeit Herford gemeldet. Gleichzeitig wurden dem Arbeitgeber-Service im Berichtsjahr 2024/2025 für den Kreis Herford 1.408 betriebliche Ausbildungsstellen gemeldet, 78 oder 5,2 Prozent weniger als im Vorjahr.

Frauke Schwietert, Leiterin der Herforder Arbeitsagentur, analysiert die Entwicklung des Ausbildungsmarkts im Kreis Herford: „Der Rückgang der Ausbildungsstellenmeldungen im Kreis Herford ist bedauerlich. Wir bewegen uns bei den Stellenmeldungen in diesem Berichtsjahr auf einem Niveau, welches wir zuletzt vor circa acht Jahren hatten. In den letzten Jahren hatte sich die Anzahl der gemeldeten Ausbildungsstellen im Kreis – sicherlich auch unter den Eindrücken des Fachkräftemangels und des drohenden demografischen Wandels – nach und nach deutlich erhöht. Seit dem letzten Jahr sind die Zahlen aber leider wieder rückläufig.“

Dabei hat die Expertin Verständnis für die relative Zurückhaltung der Unternehmen: „Wir leben in einer sehr unruhigen Zeit, Kosten steigen, und was die Zukunft bringt, ist unsicher. Das hat auch deutliche Auswirkungen auf die wirtschaftliche Lage und damit die finanzielle Situation in den Betrieben der Region. Dass unter solchen Umständen andere Dinge im Fokus eines Unternehmens stehen, ist nachvollziehbar.“ Dennoch betont sie: „Bei allem Verständnis ändert das aber leider nichts an den Fakten: Circa ein Viertel der heutigen Fachkräfte erreichen in den nächsten zehn Jahren das durchschnittliche Renteneintrittsalter von 65 Jahren. Der demografische Wandel wartet nicht auf bessere Zeiten – und wenn diese besseren Zeiten kommen, werden viele Unternehmen mit einem noch stärker ausgeprägten Fachkräftemangel zu kämpfen haben.“

Die Bewerberzahlen steigen währenddessen leicht an. Für das kommende Jahr rechnet Agenturleiterin Schwietert allerdings mit einer negativen Entwicklung: „Das ist eine relativ sichere Prognose, denn im nächsten Jahr entfällt aufgrund des Wechsels von G8 auf G9 an allen Gymnasien im Kreis der Abiturjahrgang. Dann müssen wir mit weniger Bewerberinnen und Bewerbern rechnen. Für Betriebe, die sich um Nachwuchskräfte bemühen, wird es dann noch schwieriger werden, geeignete Bewerber zu finden,“ so die Expertin und fügt hinzu: „Auch deshalb empfehle ich Unternehmen, auch Bewerbern mit schwächeren Schulnoten eine Chance zu geben. Wichtig ist immer die Motivation, bei schulischen Schwächen kann die Agentur für Arbeit mit Förderungen unterstützen.“

Trotz aller Besetzungsschwierigkeiten gibt es im Wittekindkreis aktuell deutlich mehr Bewerberinnen und Bewerber als Stellen. Dass das auch die Jugendlichen bei der Ausbildungsplatzsuche vor eine große Herausforderung stellt, ist ihr bewusst. Daher empfiehlt sie: „Für junge Menschen ist es vor allen Dingen wichtig, sich auch nach Alternativen zu ihrem Wunschberuf umzuhören. Es gibt über 300 Ausbildungsberufe, und einige davon weisen inhaltliche Ähnlichkeiten auf. Unsere Berufsberatung kann bei Bedarf individuell beraten und Möglichkeiten aufzeigen. Denn, wer sich auf zwei oder drei verschiedene Ausbildungsberufe bewirbt, hat schon rein statistisch bessere Chancen als jemand, der nur einen Beruf in Betracht zieht.“
Auch die beiden Kammern ziehen Bilanz zum vergangenen Berichtsjahr und dem nun begonnenen Ausbildungsjahr.

IHK Ostwestfalen: Ausbildungsmarkt im Kreis Herford – Chancen jetzt nutzen

Im Kreis Herford hat die Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen (IHK) zum 30. September 854 Ausbildungsverträge registriert. Das ist ein Rückgang von 11,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Bei den gewerblichen-technischen Berufe wurden 396 Neueintragungen (−5,7 Prozent) abgeschlossen, bei den kaufmännischen 458 (−15,3 Prozent).
„Trotz konjunkturellen Gegenwinds bleibt der Ausbildungsmarkt in Bewegung – viele Plätze sind noch frei“, sagt IHK-Referatsleiter gewerblich-technische Ausbildung Uwe Gößling. „Das bietet Jugendlichen die Chance, auch jetzt noch ihren Berufseinstieg zu sichern. Und Unternehmen können das Potenzial nutzen und sich ihre Fachkräfte von morgen rekrutieren.“
Auf der IHK Plattform www.ausbildung.nrw/ostwestfalen finden beide Seiten schnell und einfach zusammen: Unternehmen können dort kostenfrei Ausbildungsplätze einstellen, Jugendliche gezielt nach Stellen in der Region suchen. Ergänzend unterstützt die IHK mit der „Passgenauen Besetzung“, die durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert wird, individuell beim Matching. „Unser Team hilft Unternehmen und Jugendlichen, damit freie Plätze besetzt und Berufswünsche realisiert werden“, so Gößling.
Für die Zukunft gelte es, die Berufsorientierung junger Menschen weiter zu stärken. Viele Jugendlich fokussieren sich auf nur wenige bekannte Berufsbilder. Im Kreis Herford entfallen mehr als ein Drittel (317) aller neu eingetragenen Ausbildungsverträge auf fünf Berufe, Spitzenreiter sind die Industriekaufleute. „Dabei gibt es 167 spannende IHK-Ausbildungsberufe allein im Bezirk der IHK Ostwestfalen. Wir setzen uns dafür ein, den Blick auf diese Vielfalt zu erweitern, etwa durch Schulkooperationen und den Einsatz unserer Ausbildungsbotschafterinnen und -botschafter, die aus eigener Erfahrung berichten“, erklärt Uwe Gößling.

Handwerkskammer: Abgeschlossene Ausbildungsverträge in OWL auf stabilem Niveau

Mit knapp 3.700 neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen befinden sich die Ausbildungszahlen im ostwestfälisch-lippischen Handwerk weiterhin auf einem hohen Niveau. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Anzahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverhältnisse zum 30. September zwar um 3,6 Prozent gesunken. „Aber angesichts der Tatsache, dass die Zahl der Schulabgängerinnen und -abgänger in diesem Jahr und auch schon im letzten Jahr um etwa fünf Prozent zurückgegangen ist, konnte das Handwerk seine Position halten“, erklärt Carl-Christian Goll, Geschäftsführer Berufsbildung der Handwerkskammer OWL. Damit seien die Ausbildungszahlen im OWL-Handwerk gegen den Trend stabil. Die Gesamtzahl der Auszubildenden beläuft sich zum 30. September auf 10.483. Im Kreis Herford ist die Anzahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge um 2,7 Prozent auf insgesamt 404 gesunken.

„Auch in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten bleibt das Handwerk ein Stabilitätsanker und bietet kontinuierlich Ausbildungsplätze an, um jungen Menschen eine sichere berufliche Perspektive zu ermöglichen“, betont Carl-Christian Goll.

Ein Einstieg in eine handwerkliche Ausbildung ist auch für Spätentschlossene weiterhin möglich. „Das Handwerk bietet sichere Arbeitsplätze mit guter Bezahlung und Karrierepotenzial“, erklärt Carl-Christian Goll, Geschäftsführer Berufsbildung der Handwerkskammer. Zahlreiche Fort- und Weiterbildungen im Anschluss an die Ausbildung ermöglichen eine Spezialisierung im eigenen Berufsfeld und eine persönliche Weiterentwicklung. Der Meistertitel ist dem akademischen Bachelorabschluss gleichgestellt. „Mit dem Meisterbrief in der Tasche ist der Weg in die Selbstständigkeit frei“, betont Goll.
Wer sich noch nicht sicher ist, wie die berufliche Zukunft aussehen soll, kann im Rahmen des „Freiwilligen HandwerksjahrPLUS“ bis zu vier Handwerksberufe ausprobieren.

Um noch suchenden Jugendlichen und Unternehmen zu helfen, haben die IHK Ostwestfalen und die HWK Ostwestfalen-Lippe, gemeinsam mit den Jobcentern und den Arbeitsagenturen in Ostwestfalen Anfang Oktober Nachvermittlungsaktionen durchgeführt. So auch im Kreis Herford: Am 01.10. haben Kammern, das Jobcenter Herford und die Berufsberatung der Agentur für Arbeit Herford gemeinsam daran gearbeitet, noch möglichst viele Jugendliche mit Ausbildungsstellen zusammenzubringen.

Zum Thema Nachvermittlung, aber auch zum Ausbildungsstart 2025 unterstützt der Arbeitgeberservice der Arbeitsagentur Unternehmen bei der Besetzung freier Ausbildungsplätze kostenfrei unter 0800 4555520. Junge Menschen, die Hilfe bei der Ausbildungssuche benötigen, melden sich jederzeit unter 05221 985 678 bei der Berufsberatung an.