„Die Sommerflaute am Arbeitsmarkt startet in diesem Jahr etwas verfrüht bereits im Juni“, stellt Frauke Schwietert, Leiterin der Herforder Arbeitsagentur, mit Blick auf den Arbeits-markt im Kreis Minden-Lübbecke fest. „Dabei muss man aber auch anmerken, dass dieser verfrühte Start in den letzten Jahren eher Standard geworden ist: Begann der saisontypische Anstieg vor der Corona-Pandemie in der Regel im Juli, hat sich der Beginn dieser Entwicklung in den letzten Jahren auf den Juni vorverlagert“, analysiert die Expertin weiter.
Einen Grund dafür sieht sie auch in der konjunkturellen Lage: „Je robuster der Arbeitsmarkt ist, desto länger kann er gegen saisonale Tendenzen bestehen. Die veränderte wirtschaftliche Lage beeinflusst diese Widerstandsfähigkeit jedoch entsprechend.“
Mit Blick auf die Personengruppen ergibt sich im Vorjahresvergleich ein besonders hoher Anstieg bei den Älteren, sowie bei den Langzeitarbeitslosen. „Dass ältere Menschen, teils nach langer Tätigkeit in einem Betrieb, ihren Job verlieren und dann nur langsam wieder am Markt Fuß fassen können, ist bedauerlich. Zwar ist die Förderung von Nachwuchskräften gerade aufgrund des demografischen Wandels von großer Bedeutung – aber nur ältere Arbeitnehmer können das vorhandene Wissen an die junge Generation weitergeben. Das sollten die Betriebe ebenfalls nicht aus den Augen verlieren“, erklärt die Expertin.
Arbeitslosigkeit
Die Zahl der Arbeitslosen im Kreis Minden-Lübbecke steigt im Juni 2025. Insgesamt sind 11.208 Personen arbeitslos. Dies sind zum Vormonat 161 Personen mehr (+1,5 Prozent). Im Vergleich zum selben Monat des Vorjahres steigt die Zahl der Arbeitslosen um 438 Personen (+4,1 Prozent). Die Arbeitslosenquote beträgt im Juni 6,5 Prozent. Vor einem Jahr belief sie sich auf 6,2 Prozent (+0,3 Prozentpunkte).
Entwicklung in der Arbeitslosenversicherung (SGB III)
In der Arbeitslosenversicherung sind in diesem Monat 4.131 Personen gemeldet. Dies sind 108 Personen mehr als vor einem Monat (+2,7 Prozent). Zum selben Monat des Vorjahres steigt die Zahl um 273 Personen (+7,1 Prozent).
Entwicklung im Bürgergeld (SGB II)
Bürgergeld erhalten 53 Arbeitslose mehr als im Vormonat (+0,8 Prozent) und 165 mehr als im Vorjahr (+2,4 Prozent). Insgesamt zählen 7.077 Personen und damit 63,1 Prozent aller Arbeitslosen zum Bürgergeld gemäß SGB II.
Jugendarbeitslosigkeit
1.230 Arbeitslose sind im Juni 2025 im Kreis Minden-Lübbecke unter 25 Jahre alt. Dies sind 56 Personen mehr als im Vormonat (+4,8 Prozent). Zum selben Monat des Vorjahres sind 26 junge Menschen weniger arbeitslos (-2,1 Prozent).
Arbeitslose ab 50 Jahre
Die Anzahl arbeitsloser Menschen ab 50 Jahren steigt zum Vormonat um 27 Personen (+0,8 Prozent). Im Vergleich zum Vorjahr sind es 316 Arbeitslose mehr (+9,9 Prozent). Insgesamt sind 3.523 Menschen ab 50 Jahren im Kreis Minden-Lübbecke arbeitslos.
Langzeitarbeitslose
Die Zahl der Langzeitarbeitslosen im Kreis Minden-Lübbecke sinkt um 37 Personen (-0,8 Prozent). 4.549 Personen sind länger als ein Jahr nicht sozialversicherungspflichtig beschäftigt, darunter zählen 88,5 Prozent (4.024 Personen) zum Bürgergeld. Im Vergleich zum Vorjahr steigt die Zahl dieser Arbeitslosen um 351 Personen (+8,4 Prozent).
Unterbeschäftigung
Die Unterbeschäftigung im Kreis Minden-Lübbecke sinkt im Juni 2025. Insgesamt sind 13.858 Personen ohne Beschäftigung. Dies sind zum Vormonat 55 Personen weniger (-0,4 Prozent). Im Vergleich zum selben Monat des Vorjahres sinkt die Unterbeschäftigung um 402 Personen (-2,8 Prozent). Die Unterbeschäftigung setzt sich zusammen aus der Anzahl der Menschen, die arbeitslos gemeldet sind, und denjenigen, die Arbeitslosengeld oder Bürgergeld erhalten, dem Arbeitsmarkt jedoch aktuell nicht zur Verfügung stehen und daher rechtlich nicht als arbeitslos gelten – wenn man zum Beispiel an einer Fördermaßnahme teilnimmt oder in Mutterschutz ist.
Stellenangebot
Die Arbeitgeber aus dem Kreis Minden-Lübbecke haben in diesem Monat 451 Stellen gemeldet und damit 12 weniger als im Vormonat (-2,6 Prozent). Im Vergleich zum selben Monat des Vorjahres sinkt die Anzahl der neuen Stellenmeldungen um 24 Stellen (-5,1 Prozent). Im Bestand befinden sich insgesamt 2.566 offene Stellen, 58 weniger als vor einem Monat (-2,2 Prozent) und 660 weniger als vor einem Jahr (-20,5 Prozent).