Bilanz 2024 für den Landkreis Eichstätt

„Ein durchwachsenes Jahr am regionalen Arbeitsmarkt“

15.01.2025 | Presseinfo Nr. 4

„Die seit nunmehr zwei Jahren anhaltende wirtschaftliche Schwächephase hat 2024 den bis dato robusten regionalen Arbeitsmarkt zunehmend beeinträchtigt. Neben den konjunkturellen Faktoren bremsen an unserem nach wie vor industriell geprägten Standort zudem strukturelle Umbrüche die Dynamik. Die fortdauernde Stagnation hatte im Laufe der vergangenen zwölf Monate einen Anstieg der Arbeitslosigkeit um 231 Personen zur Folge. Mit einer durchschnittlichen Arbeitslosenquote von 2,5 Prozent blicken wir für den Landkreis Eichstätt dennoch auf ein Jahr in Vollbeschäftigung zurück“, fasst Johannes Kolb, Leiter der Agentur für Arbeit Ingolstadt, die Entwicklung des zu Ende gegangenen Jahres zusammen. „Eine durchgreifende Verbesserung ist allerdings nicht in Sicht. Konsumzurückhaltung, schwache Investitionstätigkeit und ein verhaltener Außenhandel bei geopolitisch unsicheren Rahmenbedingungen wirken weiterhin hemmend.“

Beschäftigung

Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten mit Unterbrechung während der Corona-Pandemie weiter an, wenn auch zuletzt etwas gedämpft. Aktuell (Stand Juni 2024) sind auf dem Gebiet der Landkreises Eichstätt 42.626 Personen beschäftigt, 163 mehr als noch vor Jahresfrist. Betrachtet man einzelne Branchen, stellt sich die Entwicklung unterschiedlich dar: Während beispielsweise die Arbeitnehmerüberlassung Personal abbaute, nahm die Beschäftigung im Gesundheitswesen, bei Erziehung und Unterricht sowie in der öffentlichen Verwaltung zu. Welche zunehmende Bedeutung in Zeiten des demografischen Wandels ausländischen Arbeitskräften zukommt, belegt die Beschäftigtenstatistik. Waren im März 2019 noch 35.422 deutsche Staatsangehörige im Landkreis sozialversicherungspflichtig beschäftigt, sank deren Zahl bis März 2024 auf 34.824. Im gleichen Zeitraum stieg der Anteil Nichtdeutscher von 6.120 auf 7.596. 
„Unabhängig von diesen Entwicklungen ist es wichtig, den Ausgleich zwischen Angebot und Nachfrage am Arbeitsmarkt zu forcieren. Qualifizierung, Weiterbildung und Anpassung der Kenntnisse an die sich vor allem in unserer Region aufgrund Transformation und Digitalisierung schnell ändernden Anforderungen, gewinnen zunehmend an Bedeutung“, erklärt Johannes Kolb. Zudem wird es nach Einschätzung des Agenturleiters künftig noch stärker darum gehen, freiwerdende Potenziale möglichst nahtlos dort anzusetzen, wo Fachkräfte dringend gesucht werden.

Arbeitslosigkeit

Zum Ende des Jahres 2023 waren innerhalb der Stadtmauern insgesamt 1.724 Personen arbeitslos gemeldet. Der witterungsbedingte Anstieg im Januar und Februar 2024 war temporär, der im Anschluss erhoffte Frühjahrsaufschwung fiel dann allerdings beinahe vollständig aus. Dennoch sank die Arbeitslosigkeit bis Mai auf 1.745. Ab Juni wurden die Folgen der konjunkturellen Krise und der Transformation dann deutlich spürbar. In den Sommermonaten stieg die Zahl der arbeitslos gemeldeten Personen stark an und erreichte Ende August mit 2.121 Bürgerinnen und Bürgern ihren vorläufigen Höchststand. Die Zuwächse im Vorjahresvergleich überschritten mehrfach die 20-Prozent-Marke. Bei ebenfalls ausbleibender Herbstbelebung sank die Zahl der Beschäftigungssuchenden bis November lediglich auf 2.008, ehe das regionale Arbeitsmarktjahr 2024 im Dezember mit 1.992 Arbeitslosen schloss. Die Arbeitslosenquote schwankte zwischen 2,3 Prozent im Mai und 2,7 Prozent im August. Jahresdurchschnittlich waren 1.929 von Arbeitslosigkeit Betroffene gemeldet (2023: 1.698). Im Schnitt pendelte sich die Arbeitslosenquote bei 2,5 Prozent ein (2023: 2,2   Prozent).
Dass der Anstieg der Arbeitslosigkeit in erster Linie auf die anhaltende wirtschaftliche Schwächephase zurückzuführen ist, belegen auch die Daten der beiden Rechtskreise. Während in der konjunkturnahen Arbeitslosenversicherung (Agenturen für Arbeit) die jahresdurchschnittliche Zahl der Beschäftigungssuchenden von 794 im Jahr 2023 auf 1.008 im Berichtsjahr (26,9 Prozent) erheblich anstieg, fiel der Zuwachs beim Bürgergeld (Jobcenter) mit 18 (1,9 Prozent) deutlich geringer aus.

Entwicklung offener Stellen

Auch beim Bestand an gemeldeten offenen Stellen eine negative Tendenz erkennbar. 1.076 vakante Arbeitsplätze standen den Fachkräften der Arbeitsagentur jahresdurchschnittlich zur Vermittlung zur Verfügung, 120 weniger als noch vor Jahresfrist, 2 weniger als 2022. Insgesamt meldeten die Betriebe und Unternehmen im zu Ende gegangenen Jahr 1.683 Beschäftigungsmöglichkeiten, ein deutlicher Rückgang gegenüber 2023 um 300. Im Vergleich zu 2022 sank die Zahl um 54. „Eine gewisse Verunsicherung sowie eine nachvollziehbar abwartende und vorsichtige Haltung reduzierten auf Arbeitgeberseite die Bereitschaft zur Schaffung neuer Arbeitsplätze und verlangsamten die Rekrutierungsprozesse“, erklärt Johannes Kolb.

Entwicklung am Ausbildungsmarkt

Im zurückliegenden Beratungsjahr 2023/2024 meldeten die Betriebe der Region der Agentur für Arbeit Eichstätt zum Ausbildungsstart im September insgesamt 1.008 Berufsausbildungsplätze (2022/2023: 988) und bestätigten die weiterhin hohe Ausbildungsbereitschaft. Die Zahl der gemeldeten Bewerber für eine betriebliche Lehrestelle stieg ebenfalls etwas an. 650 Ausbildungsinteressenten und damit 16 mehr als ein Jahr zuvor wurden von der Agentur für Arbeit Ingolstadt auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle unterstützt: „Auch im Beratungsjahr 2023/24 lag das Ausbildungsangebot der Betriebe wieder deutlich über der Nachfrage der Jugendlichen. Beide Seiten zusammenzuführen bleibt weiterhin eine Herausforderung. Ausbildung lohnt sich. Eine abgeschlossene Berufsausbildung bietet eine gute Grundlage für den weiteren Berufsweg und den beruflichen Erfolg“, erläutert der Agenturchef.

Finanzen (Region 10 gesamt)

Auch 2024 investierte die Arbeitsagentur Ingolstadt intensiv in Leistungen der aktiven Arbeitsmarktförderung, wie beispielsweise Weiterbildung, Eingliederung, Gründungszuschüsse und Leistungen für Jugendliche. 
Insbesondere Transformation und Digitalisierung begründen den Anstieg der Ausgaben für Beschäftigte von 7,6 Mio. Euro in 2023 auf knapp 10,0 Mio. Euro in 2024. Insgesamt wurde die aktive Arbeitsmarktförderung mit knapp 18,3 Mio. Euro unterstützt (Vorjahr 16,2 Mio. Euro). Für den Bereich der beruflichen Rehabilitation und die Förderung schwerbehinderter Menschen beliefen sich die Leistungen in 2024 auf rund 14,0 Mio. Euro. Wurden 2023 beim konjunkturellen Kurzarbeitergeld knapp 7,4 Mio. aufgewendet, waren es im vergangenen Jahr noch 4,2 Mio. Euro. Die Ausgaben für das Arbeitslosengeld (incl. aller Ausgaben für die Sozialversicherung der Leistungsempfänger) beliefen sich im vergangenen Jahr auf etwas über 102 Mio. Euro (2023: 79,0 Mio. Euro).

Prognose 2025 (Region 10 gesamt)

Legt man die Prognosen der führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute zu Grunde, ist für 2025 nicht mit einer durchgreifenden konjunkturellen Besserung zu rechnen. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit rechnet in 2025 mit einer Zunahme der Arbeitslosigkeit. Für die Region 10 wird dabei ein Anstieg von 5,9 Prozent (jahresdurchschnittlich etwa 500 Betroffene mehr) prognostiziert (Bund: 2,2 Prozent, Bayern: 3,6 Prozent). Bei der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung wird vom Nürnberger Forschungsinstitut sowohl für Bayern als auch für den Bund ein Plus von 0,5 Prozent erwartet, während für das Stadtgebiet Ingolstadt und die Landkreise Eichstätt, Neuburg-Schrobenhausen und Pfaffenhofen insgesamt ein Minus von 0,5 Prozent (etwa 500) vorhergesagt wird.
 

Diagramm Bestand an Arbeitslosen und gemeldeten Arbeitsstellen in Eichstätt 2022-2024