Keine Winterpause am Arbeitsmarkt

Arbeitslosigkeit im Ahrkreis steigt zu Jahresbeginn kaum an

01.02.2022 | Presseinfo Nr. 3

Im Januar befindet sich der Arbeitsmarkt üblicherweise in der Winterpause: Die Arbeitslosigkeit steigt vorübergehend an, weil Saisonbetriebe mangels Gästen Ferien machen oder wegen der kühlen Witterung nur eingeschränkt arbeiten können. Im flutgeschädigten Landkreis Ahrweiler ist dieser saisonale Rhythmus derzeit weitegehend außer Kraft gesetzt. Und so steigt die Zahl der Arbeitslosen, die im Dezember sogar noch einmal deutlich gesunken war, nun nur sehr moderat an: 2.593 Frauen und Männer aus dem Ahrkreis sind zum Monatsende bei der Agentur für Arbeit Koblenz-Mayen arbeitslos gemeldet – 55 mehr als vor vier Wochen und 681 weniger als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote liegt bei 3,7 Prozent. Im Dezember lag sie bei 3,6 und im Januar 2021 bei 4,7 Prozent.

Sogar der Vergleich mit dem Vor-Corona-Winter fällt günstig aus. So waren im Januar 2020 sogar 95 Personen mehr arbeitslos gemeldet. Die Arbeitslosenquote lag bei 3,8 Prozent, also um 0,1 Punkte höher als derzeit.

„Trotz der zusätzlichen Belastung, die die Jahrhundertflut des letzten Sommers auch für den Arbeitsmarkt im Landkreis darstellte, erholt dieser sich ebenso schnell von der Corona-Pandemie wie die Nachbarregionen“, erklärt Agenturleiter Frank Schmidt. Tatsächlich wirke sich zumindest der Saisoneffekt in den ebenfalls zum Agenturbezirk gehörenden Landkreisen Mayen-Koblenz und Cochem-Zell, aber auch in der Stadt Koblenz derzeit sogar wesentlich stärker aus als an der Ahr. „Auf eine solche Entwicklung hätte vor einem halben Jahr wohl niemand zu hoffen gewagt.“ 

Dies spreche unter anderem dafür, dass zumindest einige Betriebe im Landkreis die Flutschäden soweit beseitigt hätten, dass sie nun vom allgemeinen Wiederaufbau profitieren könnten. „Obwohl das Leben im Ahrtal jenseits der Statistik natürlich noch sehr weit von der Normalität entfernt ist. Das gilt auch für den Arbeitsmarkt, denn die Situation an der Ahr ist sehr viel komplexer als die bloßen Zahlen das vermuten lassen.“ Dies zeige sich zum Beispiel an Hotellerie und Gastronomie. „Diese Betriebe leiden nicht nur besonders unter den Corona-Schutzmaßnahmen, vielen von ihnen hat die Flut die Grundlage ihrer Existenz genommen, denn es wird womöglich Jahre dauern, bis das Ahrtal für Touristen wieder attraktiv ist.“

Trotz allem sind auch die Signale vom Stellenmarkt positiv. 123 neue Angebote nahm der Arbeitgeberservice im Januar auf, womit aus dem Ahrkreis zum Monatsende 876 offene Stellen gemeldet sind – 273 mehr als vor einem Jahr

Dass die Folgen von Pandemie und Flut deutlich abgemildert werden konnten, liegt nicht zuletzt an den großzügigen Kurzarbeitergeld-Regeln, die die Bundesregierung zu Beginn der Corona-Krise erlassen und seitdem immer wieder verlängert hat.

Nachdem die Nachfrage nach der Flutkatastrophe im Juli und August noch einmal deutlich angestiegen war, ging sie zuletzt wieder zurück. Im Januar zeigten 21 Betriebe aus dem Landkreis für 256 Beschäftigte Kurzarbeit an. Vor einem Jahr waren es noch 126 Betriebe und 847 Beschäftigte. Insgesamt gingen seit Beginn der Pandemie im März 2020 aus dem Ahrkreis 2.537 Anzeigen für knapp 21.000 Beschäftigte ein, mehr als 2000 Betriebe sicherten sich die Unterstützung in den ersten zwölf Monaten der Pandemie.

Auch wenn der Arbeitsmarkt sich angesichts der gravierenden Herausforderungen der letzten beiden Jahre außergewöhnlich robust zeige, blieben Unwägbarkeiten bestehen, die einer verbindlichen Prognose entgegenstehen, betont Frank Schmidt. „Wir haben die aktuellen Krisen bislang mit Bravour bestanden, aber die Zukunft hält mit ziemlicher Sicherheit noch einige Herausforderungen für uns bereit. Digitaler und demografischer Wandel, aber auch der ökologische Umbau der Gesellschaft, globale Rohstoffknappheit und politische Auseinandersetzungen wirken auf die Weltwirtschaft ein und werden zu Veränderungen führen, die sich heute noch gar nicht in all ihren Facetten abschätzen lassen. Umso beruhigender, dass der Arbeitsmarkt sich bislang als äußerst krisensicher erwiesen hat.“

Direkt oder indirekt von der Flut betroffene Bürgerinnen und Bürger, die die Unterstützung der Arbeitsagentur benötigen, können unter Telefon 0261 – 405 405 Kontakt aufnehmen oder sich an die gebührenfreie Rufnummer 0800 - 4 55 55 00 wenden. Unternehmen steht die ebenfalls gebührenfreie Hotline 0800 - 4 55 55 20 zur Verfügung. Das Jobcenter ist unter Telefon 02641 – 91 160, die Berufsberatung unter 02651 – 950 333 erreichbar. Aktuelle Informationen, Termine und Standorte des mobilen Beratungsbusses:
https://www.arbeitsagentur.de/vor-ort/koblenz-mayen/hochwasser