Arbeitsmarkt trotzt bislang allen Krisen

Arbeitslosigkeit im Landkreis Ahrweiler geht im Februar zurück

02.03.2022 | Presseinfo Nr. 8

Es bleibt dabei: Der saisontypische Anstieg der Arbeitslosigkeit in den Wintermonaten fällt im Landkreis Ahrweiler bislang aus. Ende Februar zählten die Statistiker der Agentur für Arbeit Koblenz-Mayen 2.533 arbeitslose Menschen an der Ahr – 60 weniger als vor vier Wochen und 769 weniger als vor einem Jahr. Auch im längerfristigen Vergleich ist dieser Wert rekordverdächtig, denn selbst in den Vor-Corona-Jahren lag die Arbeitslosigkeit im Monat Februar deutlich höher. Die Arbeitslosenquote ist im Februar auf 3,6 Prozent gesunken. Im Januar lag sie bei 3,7 und vor einem Jahr bei 4,7 Prozent.

Es sei nach wie vor erstaunlich, wie unbeeindruckt sich der regionale Arbeitsmarkt von Jahrhundertkatastrophen wie Pandemie und Ahrflut zeige, betont Agenturleiter Frank Schmidt. „Selbst wenn das eine durchweg positive Überraschung für alle Experten ist: Die Welt ist auch in diesem Fall nicht so einfach erklärt, wie es die Statistik womöglich Glauben macht. Wer das Ahrtal besucht, sieht auf den ersten Blick, dass die Menschen noch weit von Normalität entfernt sind. Und obwohl es keine messbare Zunahme der Arbeitslosigkeit gibt, hat sich der Arbeitsmarkt in der Flutregion gravierend verändert – und das wird womöglich langfristig so bleiben.“

Tatsächlich gebe es Branchen, die zurzeit wegen des notwendigen Wiederaufbaus sogar von der Katastrophe profitieren. „Zum Beispiel das Handwerk, das die eingehenden Aufträge kaum bewältigen kann.“ Es gebe aber auch Geschäftsfelder, die durch Pandemie und Flut verloren hätten – allen voran die Gastronomie. „Und schließlich lässt sich vieles noch gar nicht genau abschätzen. Etwa, wie viele Fachkräfte die Region durch Wegzug oder Auspendeln dauerhaft verloren hat.“

Wie wichtig diese Fachkräfte für den Arbeitsmarkt sind, zeigt die rege Nachfrage. 161 Stellenangebote nahm der Arbeitgeberservice im Februar auf. Damit waren zum Monatsende aus dem Ahrkreis 861 offene Stellen gemeldet – 221 mehr als vor einem Jahr.

Dass der Arbeitsmarkt Corona bislang relativ gut überstanden zu haben scheint, liegt nicht zuletzt an den großzügigen Kurzarbeitergeld-Regeln, die die Bundesregierung zu Beginn der Krisen erlassen hat. Im Februar zeigten 10 Betriebe aus dem Landkreis für 79 Beschäf-tigte Kurzarbeit an. Vor einem Jahr waren es noch 67 Betriebe und rund 350 Beschäftigte. Insgesamt gingen seit Beginn der Pandemie im März 2020 aus dem Ahrkreis 2.552 Anzeigen für knapp 21.250 Beschäftigte ein.

Schwer tut sich Agenturleiter Schmidt derzeit mit einer Prognose, wie es in den nächsten Monaten weitergehen könnte. Bislang habe der Arbeitsmarkt in der Region die Pandemie und die Flutkatastrophe relativ gut verkraftet, betont er. Außerdem stehe der Frühling vor der Tür, eine Zeit, in der die Arbeitslosigkeit regelmäßig sinkt.

„Wie sich die aktuellen Ereignisse rund um den Ukrainekonflikt und die von EU und Bundesregierung beschlossenen Sanktionen auf die Wirtschaft vor Ort auswirken werden, lässt sich derzeit aber noch gar nicht abschätzen. Im Moment sieht es so aus, als könnte das in kurzer Zeit die dritte große Bewährungsprobe für den Arbeitsmarkt werden. Und natürlich darf man nicht vergessen, dass uns auch die ersten beiden Prüfungen – Corona und Flut –  wohl noch längere Zeit beschäftigen werden.“

Direkt oder indirekt von der Flut betroffene Bürgerinnen und Bürger, die die Unterstützung der Arbeitsagentur benötigen, können unter Telefon 0261 – 405 405 Kontakt aufnehmen oder sich an die gebührenfreie Rufnummer 0800 - 4 55 55 00 wenden. Unternehmen steht die ebenfalls gebührenfreie Hotline 0800 - 4 55 55 20 zur Verfügung. Das Jobcenter ist unter Telefon 02641 – 91 160, die Berufsberatung unter 02651 – 950 333 erreichbar. Aktuelle Informationen, Termine und Standorte des mobilen Beratungsbusses:
https://www.arbeitsagentur.de/vor-ort/koblenz-mayen/hochwasser