Im Schwalm-Eder-Kreis sind bis Ende September mehr neue Ausbildungsverträge abgeschlossen worden als im Vorjahr. Dennoch konnten erneut nicht alle gemeldeten Ausbildungsplätze besetzt werden. Dies wurde bei der Bilanz zum Ausbildungsjahr 2024/25 deutlich, die heute die Agentur für Arbeit Korbach sowie die Kreishandwerkerschaft Schwalm-Eder und das Servicezentrum Schwalm-Eder der IHK Kassel-Marburg bei einem Vor-Ort-Termin in Spangenberg bei der VolaPlast GmbH zogen.
Agentur für Arbeit Korbach
Im Schwalm-Eder-Kreis sank die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen im Berichtsjahr (Oktober 2024 bis September 2025) um 43 auf 900 (minus 4,6 Prozent). Es meldeten sich 858 Bewerberinnen und Bewerber, 52 mehr als im Jahr zuvor (plus 6,5 Prozent).
Zum Vergleich: Im gesamten Agenturbezirk, der auch den Landkreis Waldeck-Frankenberg umfasst, waren 2020 Ausbildungsstellen gemeldet, 81 weniger als ein Jahr zuvor (minus 3,9 Prozent) sowie 1793 Bewerberinnen und Bewerber (plus 67, plus 3,9 Prozent).
„Erfreulicherweise gibt bei den jungen Menschen im Schwalm-Eder-Kreis wieder mehr Interesse an einer Ausbildung, die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber ist immerhin um 6,5 Prozent gestiegen“, kommentierte der Korbacher Agenturleiter Volker Breustedt. Weil die Unternehmen gleichzeitig weniger Ausbildungsstellen gemeldet haben, hat sich die Schere zwischen der Zahl der Bewerber und der Ausbildungsplätze etwas verkleinert. Auf 100 Ausbildungsstellen im Schwalm-Eder-Kreis kamen zuletzt rein rechnerisch 98 Interessierte für eine Ausbildung. Im Vorjahr waren es 88 und im Ausbildungsjahr 2022/23 nur 70. Zwar hätten Unternehmen wegen der unsicheren wirtschaftlichen Lage teilweise ihre Ausbildungsaktivitäten zurückgefahren. Aber gleichzeitig gebe es Betriebe, die dringend auf beruflichen Nachwuchs angewiesen seien.
Zurückgegangen im Jahresvergleich ist die Zahl der unversorgten Bewerber sowie der unbesetzten Ausbildungsplätze: 122 offenen Ausbildungsstellen standen Ende September 49 unversorgte Bewerber gegenüber (Vorjahr: 150 offene Stellen, 76 unversorgte Bewerber). Diese positive Entwicklung, so Agentur-Geschäftsführer Bernd Wilke, dürfe nicht darüber hinwegtäuschen, dass es zum Teil erhebliche Passungsprobleme zwischen Angebot und Nachfrage gebe. Neben der räumlichen Entfernung spielten dabei auch die Anforderungen an den Ausbildungsplatz bzw. den Bewerber eine Rolle. Hier könne die Arbeitsagentur mit verschiedenen Maßnahmen und Förderungen den Weg in eine Ausbildung unterstützen.
Bei allen Fragen rund um eine Berufsausbildung hilft die Berufsberatung für Jugendliche weiter. Ein Termin mit der Berufsberatung kann ganz einfach online über www.arbeitsagentur.de/link/termin gebucht werden.
TOP 5 der Berufe im Schwalm-Eder-Kreis
Die beliebtesten Berufe bei den Bewerberinnen und Bewerbern in Schwalm-Eder waren im Berichtsjahr
- Kaufmann/-frau Büromanagement
- Kfz-Mechatroniker - Pkw-Technik
- Fachlagerist/in
- Verkäufer/in
- Elektroniker/in- Energie-/Gebäudetechnik
Bei den gemeldeten Ausbildungsstellen bildeten die Spitzengruppe
- Kaufmann/-frau Einzelhandel
- Industriekaufmann/-frau
- Verkäufer/in
- Fachwirt/in – Handel (Ausbildung)
- Zahnmedizinische/r Fachangestellte/r
IHK-Servicezentrum Schwalm-Eder
Zum Stichtag 30. September 2025 hat die IHK Kassel-Marburg im Schwalm-Eder-Kreis 612 neu abgeschlossene Berufsausbildungsverträge registriert. Damit konnte das hohe Niveau aus dem Vorjahr (2024: 593) sogar leicht übertroffen werden. Insgesamt stieg die Zahl der eingetragenen Ausbildungsverträge somit um 3,2 Prozent.
Die Neueintragungen verteilen sich wie folgt: Für eine Ausbildung im technisch-gewerblichen Bereich haben sich 2025 vier Azubis mehr (insgesamt 224) entschieden als noch im Vorjahr (220). Bei den kaufmännischen Berufen kam es sogar zu einem Anstieg von 373 auf 388 Verträge, was einem Plus von vier Prozent entspricht. Erfreulich ist der leichte Anstieg in fast allen Branchen der Region, sowohl im gewerblich-technischen als auch im kaufmännischen Bereich. Zu nennen sind hier unter anderem die Branchen Versicherungsgewerbe, Papier und Druck sowie Chemie/Physik/Biologie.
Die duale Ausbildung ist und bleibt ein wichtiges Fundament für den Fachkräftenachwuchs im Landkreis, betonen Bildungsberater Jonas Freudenstein und Regionalbetreuer Eugen Knoth. Im Gegensatz zum Zuwachs bei den Ausbildungsverträgen im Schwalm-Eder-Kreis sei im gesamten IHK-Bezirk Kassel-Marburg ein Rückgang um 6,1 Prozent zu verzeichnen, hessenweit um minus 6,8 Prozent. Angesichts des allgemeinen Fachkräftemangels, der hohen Studierneigung und der Auswirkungen der aktuellen Konjunkturentwicklung seien die 612 neue Ausbildungsverträge ein sehr gutes Ergebnis.
Um die duale Ausbildung stärker in den öffentlichen Fokus zu rücken, setzt die IHK Kassel-Marburg auf innovative Formate. So hatten IHK-Mitgliedsbetriebe im Sommer und Herbst die Möglichkeit, sich mit kostenfreien Bauzaunbannern an der bundesweiten Kampagne „Jetzt #Könnenlernen – Ausbildung macht mehr aus uns“ zu beteiligen. Insgesamt stellte die IHK fünfzig Banner in unterschiedlichen Designs bereit. Wie Unternehmen Auszubildende aus Ländern außerhalb der EU gewinnen und erfolgreich in den Betrieb integrieren können, war Thema des IHK-Bildungskongresses, der am 29. Oktober in Kassel stattfand.
Mit Maßnahmen wie Bauzaunbannern, einem Bildungskongress und dem YouTube-Kanal „AzuPOV“, der Ausbildungsberufe aus der Sicht junger Menschen präsentiert, stärkt die IHK Kassel-Marburg die Sichtbarkeit und Attraktivität der dualen Ausbildung.
Kreishandwerkerschaft Schwalm-Eder
Im Schwalm-Eder-Kreis stieg die Zahl der neuabgeschlossenen Ausbildungsbildungsverträge im Handwerk auf 310 (Vorjahr 299). Das ist eine Steigerung um 3,7 Prozent.
Im Gebiet der Handwerkskammer Kassel sank demgegenüber die Zahl der neuabgeschlossenen Ausbildungsverträge von 2.752 auf 2.727 (minus 0,9 Prozent).
Im Berichtszeitraum bis zum 30. September 2025 zeige sich, dass die Ausbildung im Wirtschaftsbereich Handwerk weiterhin eine stabile Größe darstellt. Die Kreishandwerkerschaft Schwalm-Eder mit rund 900 Mitgliedsbetrieben sei ein starker Partner in der dualen Ausbildung, so Geschäftsführer Wolfgang Scholz. „Auch in diesem Jahr konnten, trotz großer Bemühungen von Betrieben und Innungen, nicht alle Ausbildungsplätze im Handwerk besetzt werden. Die Bereitschaft der Betriebe, junge Menschen in den verschiedenen Handwerksberufen auszubilden, ist trotz der anhaltenden Konjunktur- und Investitionsschwäche, weiterhin vorhanden. Eine Belebung der Nachfrage für handwerkliche Berufe wird festgestellt.“
Die schwache wirtschaftliche Konjunktur sei allerdings für eine stärkere Erholung abträglich. Hier sind laut Scholz besonders die starken Probleme in der Industrie sowie die rückläufigen Auftragseingänge im Bauhaupt- und in den Baunebengewerken zu nennen, die Einfluss auf die Handwerksbetriebe haben. Hinzu komme eine starke Zurückhaltung öffentlicher Ausschreibungen. So seien die drei Bereiche öffentliche Hand, gewerbliche Auftraggeber sowie private Nachfrage rückläufig. Entsprechend werde die Personalplanung bei den Betrieben angepasst. Inwieweit sich das auf die Ausbildungsstellenangebote auswirke, bleibe abzuwarten.
VolaPlast
Erfahrungen aus der Praxis schilderten anschließend Dorothea Brede, Geschäftsführerin von VolaPlast, die Ausbilder Luisa Stöber, Marco Range und Axel Budde, die Auszubildenden Marlon Schröder und Zhoro Iliev sowie Praktikant Christian Cidone. Die VolaPlast GmbH & Co. KG mit rund 250 Mitarbeitenden an zwei Standorten (Spangenberg und Kyustendil, Bulgarien) stellt technische Kunststoffteile auf höchstem Niveau für die Automobilindustrie und Medizintechnik her. Das Unternehmen bildet in 5 Ausbildungsberufen aus, derzeit zählen insgesamt vier (perspektivisch 6-8) Auszubildende zur Belegschaft.