Die Agentur für Arbeit Limburg-Wetzlar hat jetzt für den Lahn-Dill-Kreis eine Bilanz für das Ausbildungsjahr 2024/2025 gezogen. 1.419 Jugendliche suchten von Oktober 2024 bis September 2025 mit Hilfe der Arbeitsagentur und des Jobcenters einen Ausbildungsplatz. Das waren 130 Jugendliche oder 10,1 Prozent mehr, als ein Jahr zuvor. Im Vorjahr habe man noch einen Verlust von 8,2 Prozent verzeichnen müssen, heißt es in der Veröffentlichung der Agentur für Arbeit. Dennoch: Vor gut zehn Jahren standen den heimischen Unternehmen noch annähernd doppelt so viele Ausbildungsplatzbewerber zur Verfügung, wie heute. Erfreulich sei, so berichtet Petra Kern, Vorsitzende der Geschäftsführung der Arbeitsagentur Limburg-Wetzlar, dass insbesondere der Anteil der Ausbildungssuchenden mit (Fach-)Hochschulreife stetig steige – in diesem Jahr um 25,5 Prozent. Inzwischen sei jeder fünfte gemeldete Ausbildungsplatzbewerber an Lahn und Dill diesem Personenkreis zuzuordnen.
Dass man in Hessen auch mit einer abgeschlossenen Ausbildung und einem Abschlussnote besser 2,5 auch ganz ohne Abitur für viele Studienfächer die Studienberechtigung erlange und dann später neben dem abgeschlossenen Studium auch eine Berufsausbildung vorweisen könne, seien sicher gute Argumente für die Abiturienten, sich immer öfter um eine duale Ausbildung zu bemühen, betonte die Chefin der Arbeitsagentur. Zudem zeigt die Entwicklung auch, dass Berufliche Orientierung auch an den Schulzweigen im Sekundarbereich II einen deutlich höheren Stellenwert genieße, als noch vor einigen Jahren.
Auf Platz eins der Wunschberufe der Jugendlichen aus dem Kreisgebiet standen in diesem Jahr die Verkäufer/innen, gefolgt von den Kaufleuten - Büromanagement und den Kfz.-Mechaniker/innen. "Die klassischen Ausbildungsberufe nehmen erneut die Spitzenplätze bei den Wünschen der Jugendlichen ein. Unser heimischer Arbeitsmarkt bietet dabei viele interessante Alternativen. Wir ermuntern alle Ausbildungssuchenden, sich bei Arbeitsagentur und Jobcenter über die vielfältigen Angebote des Ausbildungsmarktes zu informieren. Oft gibt es auch in Wohnortnähe interessante Ausbildungsangebote, die den Jugendlichen nicht bekannt sind. Hier können die Arbeitsagentur und das Jobcenter zielgerichtet beraten und vermitteln", rät Sebastian Kleist, der Vorstand des Kommunalen Jobcenters Lahn-Dill.
Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen geht im zweiten Jahr in Folge zurück
Die Suche der Unternehmen nach geeigneten Auszubildenden habe in diesem Jahr an Lahn und Dill erneut nachgelassen. 1.760 Ausbildungsstellen meldeten die heimischen Betriebe und Verwaltungen der Arbeitsagentur zur Besetzung. Hinzu kamen weitere 53 außerbetriebliche Ausbildungsplätze, welche die Arbeitsagentur zur Verfügung stellte. Dies waren insgesamt 224 Ausbildungskapazitäten weniger als im Ausbildungsjahr zuvor (-11,0 Prozent). „Trotz des Rückgangs haben sich die heimischen Unternehmen in einem wirtschaftlich schwierigem Umfeld erneut stark in der Ausbildung engagiert. Der Fachkräftemangel und das Ausscheiden der Babyboomer setzen die Betriebe und Verwaltungen weiter unter Druck“, sagte Kern weiter. Von den 1.760 gemeldeten Stellen konnten letztlich 1.058 (59,3 Prozent) besetzt werden. 506 Lehrstellen wurden von den Personalverantwortlichen storniert, 63 aus anderen Gründen abgemeldet. 155 Ausbildungsstellen blieben zum 30. September noch unbesetzt, die meisten davon als Kaufleute im Einzelhandel (12). Unbesetzte Berufsausbildungsstellen nennenswertem Umfang gab es auch für Verkäuferinnen, Bäckereiverkäuferinnen, Fachkräfte Lagerlogistik und Zahnmedizinische Fachangestellte.
587 Jugendliche aus Lahn-Dill schließen einen Ausbildungsvertrag
In diesem Ausbildungsjahr konnten insgesamt 587 bei Arbeitsagentur und Jobcenter gemeldete Jugendliche aus dem Lahn-Dill-Kreis Ausbildungsverträge schließen. Dies waren 41 weniger als 2024 (-6,5 Prozent). Die Divergenz zwischen 587 einmündenden Jugendlichen und 1.058 besetzen Ausbildungsstellen ergibt sich unter anderem aus der Tatsache, dass auch Jugendliche, die nicht oder nicht mehr bei der Berufsberatung gemeldet waren oder aus benachbarten Agenturbezirken kommen, über andere Kanäle (z.B. Jobbörse der Arbeitsagentur) auf die freien Ausbildungsstellen aufmerksam wurden.
208 Ausbildungsplatzsuchende entschieden sich in diesem Jahr mangels Ausbildungsvertrages für eine Alternative, wie beispielsweise eine weiterführende Schule, ein Studium, eine Erwerbstätigkeit, einen sozialen Dienst oder eine Fördermaßnahme. 546 Bewerber meldeten sich im laufenden Jahr bei der Berufsberatung ab, ohne Gründe dafür mitzuteilen. 78 Ausbildungssuchende blieben zum Stichtag Ende September unversorgt. Die Leiterin der Arbeitsagentur ist zuversichtlich, dass ein Großteil der unversorgten Bewerber und offenen Stellen noch zusammengeführt werden können. Die Berater und Vermittler hätten noch gute Argumente und wirksame Förderinstrumente, um für einen weiteren Ausgleich zu sorgen. Insbesondere mit der Assistierten Ausbildung (AsAflex) könne die Berufsberatung junge Menschen in jeder Phase der Ausbildung durch die Förderung fachtheoretischen Unterrichts oder sozialpädagogischer Begleitung unterstützen. „Und auch die heimischen Unternehmen zeigen sich weit nach dem offiziellen Ausbildungsbeginn zum 1. August, bzw. 1. September offen für junge Menschen, die noch in diesem Jahr in eine Ausbildung starten wollen. „Auch in der sogenannten Nachvermittlungsphase bis Jahresende ist noch viel in Bewegung“, so Kern.