Gleiche Chancen, sicheres Einkommen – entscheidende Bausteine gegen Fachkräftemangel und Altersarmut

• 53 Prozent aller sozialversicherungspflichtig beschäftigten Frauen im Lahn-Dill-Kreis arbeiten Teilzeit
• Viele Frauen setzen noch immer auf die Existenzsicherung durch den Partner

27.02.2025 | Presseinfo Nr. 43

Zum ‚Equal Pay Day‘ am 7. März und dem ‚Internationalen Weltfrauentag‘ am 8. März 2025 hebt Petra Kern, Vorsitzende der Arbeitsagentur Limburg-Wetzlar, die zentrale wirtschaftliche und gesellschaftliche Bedeutung der Erwerbsarbeit von Frauen hervor: „Frauen spielen eine entscheidende Rolle auf dem Arbeitsmarkt, sowohl als Arbeitskräfte als auch als Unternehmerinnen. Ihre Teilhabe fördert wirtschaftliches Wachstum, Innovation und soziale Gerechtigkeit. Eine auskömmliche Erwerbstätigkeit bedeutet für Frauen nicht nur finanzielle Unabhängigkeit, sondern auch bessere soziale Absicherung, mehr Chancengleichheit und eine stärkere gesellschaftliche Teilhabe. Zudem trägt sie zur Verringerung von Geschlechterungleichheiten bei und stärkt insgesamt die wirtschaftliche Stabilität von Familien und Gesellschaften. Die Erwerbsbeteiligung von Frauen ist darüber hinaus ein zentraler Lösungsansatz zur Steigerung des Fachkräfteangebots, insbesondere in Zeiten demografischer Herausforderungen.“ Die Arbeitsmarktexpertin weist in diesem Zusammenhang auf frauenspezifische Arbeitslosen- und Beschäftigungsdaten für den Lahn-Dill-Kreis:

 

Erwerbsbeteiligung von Frauen ist auch im Lahn-Dill-Kreis steigerungsfähig 

So waren im letzten Jahr rund um Wetzlar und Dillenburg durchschnittlich 3.799 Frauen arbeitslos gemeldet. Der Frauenanteil an allen Arbeitslosen betrug damit 45,8 Prozent. Darunter befanden sich durchschnittlich 766 Alleinerziehende. Insgesamt gab es zur Jahresmitte 2024 im Kreis 97.106 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, darunter 42.802 Frauen (44,1 Prozent). Während 53,4 Prozent der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Frauen in Teilzeit arbeiteten, lag der Teilzeit-Anteil bei den Männern bei 10,0 Prozent. Auf dem Vollzeitsektor nahm die Zahl der Beschäftigten gegenüber dem Vorjahr um 880 Beschäftigte ab, demgegenüber verzeichnete der Teilzeitarbeitsmarkt im gleichen Zeitraum einen Beschäftigungsaufbau von 364 sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen. Ferner waren zu diesem Zeitpunkt an Lahn und Dill noch 25.354 Frauen in einem Minijob beschäftigt. 14.622 von ihnen gingen neben dieser geringfügigen Tätigkeit keiner weiteren Erwerbstätigkeit nach. Aus Sicht der Agenturchefin sei dies eine riskante Beschäftigungsstrategie, denn die meisten dieser Frauen setzen bei der Existenzsicherung und der Sicherung des Familieneinkommens nach wie vor auf die Erwerbstätigkeit des Partners, ohne ausreichend eigene Altersvorsorge zu betreiben.

                                                                                                                                  

Gender-Pay-Gap liegt jetzt bei 530 Euro monatlich

Geschlechtsspezifisch traten 2023 (aktuellste Zahlen) an Lahn und Dill unter den Vollzeitbeschäftigten deutliche Unterschiede auf. Männer verdienten 3.941 Euro und somit 530 Euro mehr als vollzeitbeschäftigte Frauen (3.411 Euro). Damit hat sich die Schere im Vergleich zum Vorjahr um sechs Euro vergrößert. Eine Entwicklung, der Petra Kern entschieden entgegentritt: „Gleiche Arbeit verdient gleichen Lohn. Die Lohnlücke zwischen Frauen und Männern ist nicht nur ein Relikt vergangener Zeiten, sondern ein handfester wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Nachteil. Eine auskömmliche und gerechte Entlohnung ist ein starkes Argument, wenn es darum geht, Frauen nach einer Familienpause wieder zur Aufnahme einer Beschäftigung zu motivieren. Es ist Zeit, dass Leistung, Qualifikation und Verantwortung über das Gehalt entscheiden – nicht das Geschlecht. Lohngerechtigkeit ist kein Privileg, sondern ein Schlüssel zum Erfolg – sie ermöglicht mehr Frauen den Zugang zu guten Jobs, bekämpft den Fachkräftemangel und schützt vor Altersarmut“.