Der Ausbildungsmarkt war auch 2020/2021 stark von den Folgen der Pandemie-Maßnahmen geprägt.
„Die Berufsorientierung fiel Jugendlichen schwer und führte zu einem weiteren Rückgang der Bewerbendenzahlen. Praktika, Messen und Veranstaltungen mit direktem Kontakt zu Unternehmen konnten nicht wie üblich stattfinden. Auch die gewohnten Wege zur Berufsberatung zum Beispiel über die Schulen waren eingeschränkt und konnten durch digitale Angebote nicht vollständig ersetzt werden. Ein Teil der jungen Menschen sah aufgrund der aktuellen Situation nur geringe individuelle Chancen und hat sich eher für Alternativen wie zum Beispiel weiterführenden Schulbesuch oder Studium entschieden. Deshalb ist auch der Anteil jüngerer Bewerbender und Schulabgehender aus dem aktuellen Berichtsjahr zurückgegangen sowie der Anteil Älterer gestiegen“, erläutert Markus Dusch, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Lübeck.
„Das Stellenangebot erreichte nicht das hohe Vor-Corona-Niveau. Der Rückgang betraf verstärkt Ausbildungsberufe bei Unternehmen, die von den Lockdowns besonders betroffen waren. Dennoch blieb auch in diesem Jahr das Angebot an Ausbildungsstellen höher als die Zahl der bei der Berufsberatung gemeldeten Jugendlichen. Die Ausbildungsmöglichkeiten für junge Menschen sind in unsere Region weiterhin sehr gut und Fachkräfte werden händeringend gesucht“, ergänzt er.
„Obwohl das aktuelle Ausbildungsjahr schon längst gestartet ist, können Jugendliche auch jetzt noch mit einer Ausbildung beginnen. Junge Menschen, die flexibel und offen für Alternativen sind, haben bis Jahresende noch gute Chancen auf einen Ausbildungsvertrag. Den Stoff müssen die Auszubildenden für die verpassten Monate zwar nachholen, aber das lohnt sich, denn eine fundierte Ausbildung ist ein wichtiger Grundstein für die berufliche Zukunft“, ermutigt Dusch.
„Auch Schulabgängerinnen und Schulabgänger 2022 sollten jetzt schon starten. Viele Jugendliche gehen davon aus, dass es ausreicht, wenn sie sich mit dem Halbjahreszeugnis bewerben, doch in einigen Ausbildungsberufen und dualen Studiengängen wird es längst Zeit, aktiv zu werden. Uns liegen bereits über 1.700 Ausbildungsstellen vor. Die Berufsberatung unterstützt gerne bei der Berufswahl oder der Suche nach Alternativen“, bietet der Agenturleiter an.
Kontakt zur Berufsberatung
Gespräche mit der Berufsberatung können Jugendliche telefonisch unter der regionalen Rufnummer 0451 588-501 oder per E-Mail luebeck.berufsberatung@arbeitsagentur.de vereinbaren.
Entwicklung im Agenturbezirk
Trotz der Corona-Auswirkungen bleibt das Angebot an Ausbildungsstellen das fünfzehnte Jahr in Folge höher als die Zahl der bei der Berufsberatung gemeldeten Jugendlichen. Der Arbeitsagentur Lübeck wurden im sogenannten Berufsberatungsjahr, das von Oktober 2020 bis September 2021 dauerte, 3.393 Ausbildungsstellen gemeldet. Das waren 160 oder 4,5 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. 2.132 Jugendliche haben die Berufsberatung bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz eingeschaltet, 360 oder 14,4 Prozent weniger als im Vorjahr. Damit standen rein rechnerisch jedem Jugendlichen 1,59 Ausbildungsstellen (Vorjahr 1,43) zur Verfügung. Am Ende des Beratungsjahres waren noch 321 Bewerber*innen auf der Suche und 608 Stellen nicht besetzt; rechnerisch waren das 1,89 Ausbildungsstellen je Jugendlichem.
Karriereperspektiven mit Lehre
In den nächsten Jahren gehen die Babyboomer-Jahrgänge in Rente und die Fachkräftebedarfe steigen. Betriebliche Ausbildung bietet oft gute Verdienstmöglichkeiten und hervorragende Karrierechancen. „Dennoch entscheiden sich viele Jugendliche für einen weiterführenden Schulbesuch. Sie bleiben damit in einem Umfeld, das sie kennen und streben einen höheren Schulabschluss an. Dabei kann man bereits mit einer erfolgreich abgeschlossenen Berufsausbildung einen höheren allgemeinbildenden Abschluss erreichen. Auch für Abiturienten bietet eine anspruchsvolle Ausbildung oder ein duales Studium gute Karriere- und Verdienstmöglichkeiten. Informieren Sie sich bei der Berufsberatung zu den Möglichkeiten, direkt beruflich durchzustarten“, rät Markus Dusch.
Alternativen für Ausbildungssuchende 2021
„Für die Jugendlichen, die noch keine Ausbildungsstelle gefunden haben, gehen die Vermittlungsbemühungen selbstverständlich weiter. Neben der Vermittlung in Ausbildung werden gemeinsam mit den jungen Menschen auch Alternativen wie zum Beispiel Einstiegsqualifizierungen gesucht. Während des Langzeitpraktikums können sich die Jugendlichen beweisen und den Betrieb von ihren Stärken überzeugen“, so Dusch.
Angebote für Unternehmen
„Lassen Sie nicht in Ihrer Ausbildungsbereitschaft nach. Die demografische Entwicklung lässt sich nicht zurückdrehen. Jede Fachkraft, die jetzt nicht ausgebildet wird, fehlt in naher Zukunft am Arbeitsmarkt. Geben Sie auch jungen Menschen mit Ecken und Kanten eine Chance. Bei Bedarf können wir mit Nachhilfe oder sozialpädagogischer Betreuung beim erfolgreichen Abschluss unterstützen. Gerne informiert Sie der Arbeitgeber-Service zu den Möglichkeiten“, bietet Dusch Unternehmen an.
Eine Entscheidungshilfe kann das Bundesprogramm „Ausbildungsplätze sichern“ sein. Kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die von der Corona-Krise betroffen sind, können eine Ausbildungsprämie beantragen. Informationen und Anträge zum Bundesprogramm bietet die Internetseite www.arbeitsagentur.de/unternehmen/finanziell/bundesprogramm-ausbildungsplaetze-sichern.
Daten für die Hansestadt Lübeck
Die Auswirkungen der Corona-Pandemie zeigten sich in der Hansestadt Lübeck weniger deutlich als in Ostholstein und das Ausbildungsangebot blieb nahezu unverändert. Es wurden 1.901 Ausbildungsstellen zur Besetzung angeboten, 8 oder 0,4 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Die Verunsicherung war bei jungen Menschen groß. Ihnen fehlten die gewohnten Zugangswege zum Beispiel über die Schule und konnten durch digitale Angebote nicht vollständig ersetzt werden. Es haben 1.245 Bewerber*innen die Berufsberatung bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz eingeschaltet, 244 oder 16,4 Prozent weniger als im Vorjahr. Rein rechnerisch standen jedem Jugendlichen 1,53 Ausbildungsstellen zur Verfügung (Vorjahr 1,28). Am Ende des Beratungsjahres waren noch 202 Bewerber*innen auf der Suche und 304 Stellen nicht besetzt.
Daten für den Kreis Ostholstein
Im Kreis Ostholstein gab es einen spürbaren Rückgang an gemeldeten Stellen und betraf verstärkt Ausbildungsberufe bei Unternehmen, die von den Lockdowns besonders betroffen waren. Es wurden 1.492 Ausbildungsstellen zur Besetzung angeboten, 152 oder 9,2 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Ein niedrigeres Angebot gab es zuletzt 2017. Die Verunsicherung war bei jungen Menschen groß. Ihnen fehlten die gewohnten Zugangswege zum Beispiel über die Schule und konnten durch digitale Angebote nicht vollständig ersetzt werden. 887 Bewerber*innen haben die Berufsberatung bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz eingeschaltet, 116 oder 11,6 Prozent weniger als im Vorjahr. Rein rechnerisch standen jedem Jugendlichen wie im Vorjahr 1,68 Ausbildungsstellen zur Verfügung (Vorjahr 1,64). Am Ende des Beratungsjahres suchten noch 119 Bewerber*innen einen Ausbildungsplatz und 304 Stellen waren nicht besetzt.
Berufe
Rund ein Drittel aller Ausbildungsstellen wurden für Berufe in den Bereichen kaufmännische Dienstleistungen, Handel/Verkauf, Vertrieb sowie Tourismus/Hotel- und Gastgewerbe (1.089) angeboten. Ein weiterer Schwerpunkt lag in Berufen der Produktion und Fertigung (811). In den Berufskategorien Gesundheit/Soziales wurden 290 und in Bauberufen 347 Ausbildungsplätze bereitgestellt. Dabei gab es auch Bereiche, die mehr Ausbildungsstellen anboten als im Vorjahr, wie zum Beispiel Gartenbau, Energie- und Elektrotechnik, Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik, Informatik, Herstellung von Lebensmitteln oder Verkauf.
Auch bei den Jugendlichen zeigte sich eine Präferenz für Dienstleistungsberufe (504) sowie Fertigungsberufe (452). Für das Berufsfeld Gesundheit/Soziales interessierten sich 267 und für Bauberufe 168 Bewerber*innen.
Top 10 der Berufswünsche
Nach wie vor konzentrieren sich 51,2 Prozent der 826 Bewerberinnen und 38,4 Prozent der 1.306 Bewerber auf zehn Berufe, die nahezu unverändert zum Vorjahr sind.
Bewerberinnen:
Verkäuferin
Medizinische Fachangestellte
Kauffrau – Büromanagement
Kauffrau im Einzelhandel
Zahnmedizinische Fachangestellte
Friseurin
Tiermedizinische Fachangestellte
Verwaltungsfachangestellte
Hotelfachfrau
Konditorin
Bewerber:
Verkäufer
Kfz-Mechatroniker
Fachlagerist
Kaufmann – Bürokommunikation
Kaufmann im Einzelhandel
Elektroniker – Energie-/Gebäudetechnik
Fachinformatiker – Anwendungsentwicklung
Koch
Tischler
Maurer
Struktur der Bewerbenden
Es haben sich sowohl weniger junge Männer (-15,0 Prozent) als auch junge Frauen (-13,6 Prozent) bei der Berufsberatung für eine Ausbildungsstelle gemeldet als im Vorjahr. Der Anteil weiblicher Bewerbenden lag bei 38,7 Prozent (Vorjahr 38,4 Prozent) und bei den männlichen Bewerbenden bei 61,3 (Vorjahr 61,6) Prozent.
319 junge Menschen hatten eine ausländische Nationalität. Das waren 1 (-0,3 Prozent) weniger als im Vorjahr. Ende des Berichtsjahres suchten 59 noch eine Ausbildung, 10 oder 20,4 Prozent mehr als letztes Jahr.
Der Anteil der gemeldeten Jugendlichen, die in früheren Jahren die Schule verlassen haben, ist auf 59,7 Prozent gestiegen. Entsprechend ist auch der Anteil von älteren Bewerber*innen auf 50 Prozent gestiegen. 23,7 Prozent der Ausbildungssuchenden waren jünger als 18 Jahre und 26,3 Prozent waren 18 beziehungsweise 19 Jahre alt.
Die überwiegende Zahl der Jugendlichen, die sich bei der Berufsberatung meldeten, hatte einen Mittleren Schulabschluss (ehemals Realschule 35,6 Prozent) und einen Ersten allgemeinbildenden Schulabschluss (ehemals Hauptschule 34,6 Prozent). Eine Fachhochschul- oder Hochschulreife besaßen 21,2 Prozent.
Verbleib der Bewerbenden
45,5 Prozent der jungen Menschen, die mit Hilfe der Arbeitsagentur eine Ausbildungsstelle gesucht haben, mündeten in eine Berufsausbildung ein. Die anderen Jugendlichen haben mit einem Schulbesuch oder Studium (9,8 Prozent) sowie einer Fördermaßnahme (2,9 Prozent) begonnen oder eine Beschäftigung aufgenommen (9,8 Prozent). Während in den früheren Jahren um die 40 Jugendliche mit einem Freiwilligendienst starteten, gab es dieses Jahr Corona-bedingt keine entsprechenden Einmündungen.