Der Ausbildungsmarkt 2024/2025

Die angespannte wirtschaftliche Lage hat sich auch am Ausbildungsmarkt im Nordschwarzwald ausgewirkt.

11.11.2025 | Presseinfo Nr. 67

Die angespannte wirtschaftliche Lage hat sich auch am Ausbildungsmarkt im Nordschwarzwald ausgewirkt. Die Chefin der Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim, Martina Lehmann, zieht eine gemischte Bilanz für das Anfang September begonnene Ausbildungsjahr: „Einerseits ist die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen deutlich zurückgegangen, andererseits interessieren sich wieder mehr junge Menschen für eine betriebliche Berufsausbildung, das ist gut. Wir haben nach wie vor einen bewerberfreundlichen Ausbildungsmarkt mit mehr gemeldeten Ausbildungsstellen als Bewerberinnen und Bewerbern.“

Ausbildungsstellen
Von Oktober 2024 bis September 2025 wurden dem Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim insgesamt 3.497 Ausbildungsstellen gemeldet, 443 oder 11,2 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. 
„Mir ist bewusst, dass es für unsere Unternehmen derzeit nicht leicht ist, Ausbildungsplätze anzubieten. Ich bin deshalb dankbar, dass viele weiterhin auf die eigene Ausbildung zur Sicherung ihres zukünftigen Fachkräftebedarfs setzen und appelliere an alle Ausbildungsbetriebe, bei ihren Ausbildungsbemühungen nicht nachzulassen, um auch zukünftig Wettbewerbsfähigkeit zu sein,“ so Lehmann.“
Die Top Ten der gemeldeten Ausbildungsstellen führen die Kaufleute im Einzelhandel (420) an, gefolgt von den Verkäuferinnen/Verkäufern (217), den Fachwirtinnen/Fachwirten – Handel (179), den Industriekaufleuten (129), den Industriemechanikerinnen/Industriemechanikern (102) und den Köchinnen/Köchen (99).
Von den gemeldeten betrieblichen Ausbildungsstellen waren Ende September noch 588 unbesetzt. Gegenüber dem Vorjahr waren das 129 oder 18,0 Prozent weniger. Die meisten freien Ausbildungsstellen gab es bei den Kaufleuten im Einzelhandel (38), Köchinnen/Köchen (36), Hotelfachleuten (36), Fachleuten für Restaurants- und Veranstaltungsgastronomie (32) und Verkäuferinnen/Verkäufern (25).

Bewerberinnen und Bewerber um eine Ausbildungsstelle
Einen Ausbildungsplatz mit Unterstützung der Berufsberatung der Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim suchten 2.924 Bewerberinnen und Bewerber, 178 oder 6,5 Prozent mehr als vor einem Jahr.
„Das Interesse an einer betrieblichen Berufsausbildung ist aktuell bei Jugendlichen wieder hoch, das war nicht immer so. Diese Entwicklung kommt zur richtigen Zeit, denn in den kommenden Jahren werden Unternehmen und Betriebe aufgrund der demografischen Entwicklung mehr denn je auf gut ausgebildeten Nachwuchs angewiesen sein“, so Lehmann weiter.
Auch im vergangenen Berichtsjahr haben die Berufsberaterinnen und Berufsberater der Arbeitsagentur wieder intensiv und mit Erfolg daran gearbeitet, die Attraktivität der dualen Berufsausbildung ins Bewusstsein der Jugendlichen zu rücken. „Um die Jugendlichen gut zu erreichen, setzten wir beispielsweise wieder auf unsere große Ausbildungs- und Studienmesse „Beruf aktuell“ im CongressCentrum Pforzheim (CCP) und natürlich auf unsere niederschwelligen Beratungsangebote in Schulen, Freibädern oder Jugendhäusern aber auch auf die Top Job Messen in Calw, Nagold und Freudenstadt sowie die Ausbildungsmesse in Mühlacker,“ erläutert Lehmann.
Auch Praktikumsangebote wie etwa die landesweiten Praktikumswochen haben den Jugendlichen Einblicke in verschiedene Berufsfelder ermöglicht und so das Interesse an einer betrieblichen Ausbildung geweckt.
Hauptberufswünsche der Jugendlichen waren Kraftfahrzeugmechatroniker/-in - PKW-Technik (164), Industriekaumann/Industriekauffrau (145), Kaufmann/-frau für Büromanagement (138), Industriemechaniker/-in (108), Medizinische/r Fachangestellte/r (107 ) und Kaufmann/-frau im Einzelhandel (93).
23,8 Prozent aller bei der Arbeitsagentur gemeldeten Bewerberinnen und Bewerber hatten einen Hauptschulabschluss, 52,6 Prozent hatten einen mittleren Schulabschluss, 18,4 Prozent hatten die Fachhochschul- oder Hochschulreife. Nur 1,4 Prozent verfügten über keinen Schulabschluss.
Das wachsende Interesse an einer dualen Ausbildung ist auch auf junge Menschen zurückzuführen, die keine deutsche Staatsangehörigkeit haben. Die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber mit deutscher Staatsangehörigkeit ist gegenüber dem Vorjahr lediglich um 69 oder 3,2 Prozent gestiegen, bei ausländischen Bewerberinnen und Bewerbern gab es dagegen eine Zunahme um 109 oder 18,5 Prozent. „Diese jungen Menschen müssen wir intensiv unterstützen und tun das auch. Alles andere wäre fahrlässig,“ betont die Agenturchefin.
Zum Ende des Berichtsjahres gab es deutlich mehr unbesetzte Ausbildungsstellen (588) als unversorgte Bewerberinnen und Bewerber (82). Trotzdem ist es nicht allen Bewerberinnen und Bewerbern gelungen, einen Ausbildungsplatz zu finden. An-gebot und Nachfrage passen oftmals regional, berufsfachlich oder qualifikatorisch nicht zusammenpassen. 
Auf 100 unbesetzte Berufsausbildungsstellen kommen 14 unversorgte Bewerberinnen und Bewerber. Vor einem Jahr waren es nur neun unversorgte Bewerberinnen und Bewerber auf 100 unbesetzte Ausbildungsstellen. Ein Indiz dafür, dass die Passungsprobleme zugenommen haben.
Um Ausbildungsstellen zu besetzen oder den passenden Ausbildungsplatz zu finden ist Flexibilität auf beiden Seiten gefragt. „Wenn sich eine Chance abzeichnet, unbedingt nutzen, auch wenn die angebotene Stelle oder, aus der Sicht der Unternehmen, die Bewerberinnen und Bewerber auf den ersten Blick nicht zu 100 Prozent den Vorstellungen entsprechen,“ betont Lehmann.
Damit Chancen aktiv genutzt werden können, bieten wir zahlreiche Unterstützungs- und Förderangebote an, beispielsweise die Assistierte Ausbildung (AsA). Diese schlägt eine Brücke zwischen den Anforderungen von Betrieben und den Fähigkeiten junger Menschen, um eine erfolgreiche Berufsausbildung zu ermöglichen. Durch die Unterstützung für Betriebe und Auszubildende können Hürden, die zu Ausbildungsabbrüchen führen könnten, überwunden und ein Ausbildungsabschluss erreicht werden.

Nachvermittlung
Um die noch unversorgten Bewerberinnen und Bewerber mit den noch unbesetzten Ausbildungsstellen zusammenzubringen, wird die Arbeitsagentur ihre Vermittlungsanstrengungen bis mindestens Ende des Jahres fortsetzen. Viele Unternehmen suchen auch jetzt noch Nachwuchs, auch wenn das Ausbildungsjahr bereits begonnen hat.
„Wer noch einen Ausbildungsplatz sucht und dabei professionelle Unterstützung möchte, sollte keine Zeit verstreichen lassen und ganz schnell Kontakt zur Berufsberatung aufnehmen,“ empfiehlt Lehmann. 
Unter der kostenfreien Servicerufnummer 0800 4 5555 00 erhalten Jugendliche auch kurzfristig Termine bei der Berufsberatung.