Neubrandenburg | Im Juli waren in der Seenplatte 187 Menschen mehr arbeitslos gemeldet als im Juni. Insgesamt 11.452. Das entspricht einer Arbeitslosenquote von 9,0 %. Im Vergleich zum Juli des Vorjahres 352 Arbeitslose mehr.
Saisonale Effekte prägen die Juli-Zahlen
„Der Anstieg der Arbeitslosenzahl ist kein Zeichen einer strukturellen Verschlechterung des Marktes, sondern das Ergebnis saisonaler Effekte, die wir jedes Jahr beobachten“, ordnete Wegner die aktuelle Entwicklung ein. Im Vergleich zum Vormonat und zum Vorjahresmonat steigt die Arbeitslosigkeit bei nahezu allen Personengruppen. Eine Ausnahme bilden jedoch die älteren Arbeitslosen: Während die Zahl der 50-Jährigen und Älteren im Vorjahresvergleich rückläufig ist (–21), bleibt sie im Monatsvergleich nahezu stabil (+19). Bei den über 55-Jährigen ist sogar ein leichter Rückgang sowohl zum Vormonat (–4) als auch zum Vorjahr (–26) zu verzeichnen.
Drei typische Faktoren wirkten dabei im Juli zusammen:
- Kündigungstermin 30. Juni: Viele befristete Beschäftigungsverhältnisse enden zum Halbjahreswechsel – ein klassischer Kündigungstermin.
- Ende von Schul- und Ausbildungsverhältnissen: Schul- und Ausbildungsabsolventinnen und -absolventen melden sich vorübergehend arbeitslos, bevor sie im Herbst in Ausbildung, Studium oder Beschäftigung starten.
- Zurückhaltung bei Neueinstellungen: In der Ferienzeit verschieben viele Unternehmen Neueinstellungen auf die Zeit nach dem Sommerurlaub.
„Diese Konstellation führt dazu, dass insbesondere junge Menschen unter 25 Jahren überdurchschnittlich von Arbeitslosigkeit betroffen sind“, so Wegner weiter. „Wichtig ist aber: Es handelt sich fast immer um kurzfristige Übergänge – und unsere Beraterinnen und Berater begleiten diese jungen Menschen intensiv.“
Jugendarbeitslosigkeit: Übergangsphase statt Perspektivlosigkeit
Die Zahl arbeitslos gemeldeter Jugendlicher und junger Erwachsener ist sowohl gegenüber dem Vormonat als auch gegenüber dem Vorjahr deutlich gestiegen. Für die Agentur für Arbeit ist das ein klarer Handlungsauftrag.
„Gerade der Übergang von der Schule oder Ausbildung in den Beruf ist entscheidend für die spätere Erwerbsbiografie“, betonte Wegner. „Unsere Berufsberatung – im Jugendservice MSE, kurz "JuSe" – setzt deshalb auf frühzeitige Ansprache, individuelle Begleitung und schnelle Vermittlung. Kein junger Mensch soll ohne Perspektive bleiben.“
Mit Blick auf die kommenden Wochen zeigt sich Wegner zuversichtlich: „Ich bin überzeugt, dass sich die Lage mit dem Ende der Ferienzeit wieder entspannen wird. Dann starten viele Jugendliche in eine Ausbildung oder eine andere berufliche Perspektive. Wichtig ist, dass wir sie in dieser Übergangsphase gut begleiten – genau dafür steht unsere Berufsberatung bereit.“
Erfreuliche Signale aus der Wirtschaft
Trotz konjunktureller Unsicherheiten und der Ferienzeit bleibt die Arbeitskräftenachfrage im Landkreis hoch. Die Arbeitgeberserviceteams von Arbeitsagentur und der Jobcenter im Landkreis akquirierten im Juli 442 neue Stellenangebote – das sind 43 bzw. 11 Prozent mehr als im Juni und 44 bzw. ebenfalls 11 Prozent mehr als im Juli des Vorjahres. Der Bestand offener Stellen liegt aktuell bei 3.021.
„Das ist ein deutliches Signal aus der Wirtschaft – auch wenn viele Neueinstellungen erst nach der Sommerpause umgesetzt werden“, stellte Wegner fest. „Besonders im Baugewerbe, im verarbeitenden Gewerbe, im Handel, in der Pflege, im Gastgewerbe sowie in tourismusnahen Branchen bestehen weiterhin gute Chancen für Bewerberinnen und Bewerber.“
Qualifizierung als Schlüssel zur Fachkräftesicherung
Parallel zur Entwicklung am Stellenmarkt rückt die Agentur für Arbeit Neubrandenburg das Thema Fachkräftesicherung durch Qualifizierung weiter in den Mittelpunkt – sowohl für Arbeitslose als auch für Beschäftigte. „Wer heute gezielt in Weiterbildung investiert, sichert morgen die eigene Beschäftigungsfähigkeit“, betonte Wegner. „Wir reden dabei nicht über abstrakte Programme, sondern über ganz konkrete Chancen zur Neuorientierung und Weiterentwicklung.“
Das Spektrum der Qualifizierungsangebote reicht von Umschulungen und Weiterbildungen bis hin zu berufspraktischen Maßnahmen. Ziel ist es, individuelle Bildungswege zu entwickeln und passgenaue Angebote zu vermitteln.
„Gerade in Zeiten des technologischen Wandels ist das entscheidend – für Betriebe ebenso wie für Beschäftigte“, so Wegner weiter. Auch Unternehmen werden aktiv eingebunden: „Wer seine Mitarbeitenden weiterqualifiziert, sichert sich Wettbewerbsvorteile und begegnet dem Fachkräftemangel wirksam.“
Die Arbeitgeberserviceteams von Arbeitsagentur und der Jobcenter im Landkreis beraten dazu individuell und unterstützen bei der Umsetzung entsprechender Qualifizierungsmaßnahmen.
Unterschiedliche Entwicklung in den Rechtskreisen
• SGB III (Bereich der Arbeitslosenversicherung): Zunahme um 137 Personen bzw. 4 % zum Vormonat und 360 Personen bzw. 11 % zum Vorjahresmonat.
• SGB II (Bereich der Jobcenter - Bezieher von Bürgergeld): Leichter Anstieg um 50 Personen bzw. 0,6 % zum Vormonat. Im Vergleich zum Vorjahr sogar ein Rückgang um 8 Personen bzw. 0,1 %.
„Der Anstieg im SGB III zeigt, dass es sich größtenteils um kurzfristige Übergänge handelt, etwa nach dem Ende befristeter Verträge oder Ausbildungen. Die Entwicklung im Bereich des Jobcenters ist dagegen vergleichsweise stabil“, so Wegner.
Entwicklung der Arbeitslosigkeit nach Personengruppen
Nach Personengruppen entwickelte sich die Arbeitslosigkeit recht unterschiedlich. Die Spanne der Veränderungen reicht im Juli von –1 % bei Ausländern bis +12 % bei 15-bis unter 25-Jährigen.
Geldleistungen
Insgesamt 3.364 Personen erhielten im Juli Arbeitslosengeld, 278 mehr als vor einem Jahr. Die Zahl der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten in der Grundsicherung für Arbeitsuchende (SGB II) lag im Juli bei 14.364. Gegenüber Juli 2024 war dies ein Rückgang von 584 Personen.
Gemeldete Arbeitsstellen
Die gemeinsamen Arbeitgeberservice-Teams der Arbeitsagentur und Jobcenter im Landkreis haben im 1. Halbjahr des Jahres 3.489 sozialversicherungspflichtige Stellen akquiriert. Das sind 376 oder 12 % mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. In Bezug auf den Vormonat Juni: 43 oder 11 % mehr - insgesamt 442.
Die größte Nachfrage gab es im Juni aus den Bereichen: Baugewerbe 385 freie Stellen im Bestand; Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen (319); verarbeitendes Gewerbe (297); Gesundheits- und Sozialwesen (271); sowie im Gastgewerbe (205).
Unternehmen in der Seenplatte, die noch keinen festen Ansprechpartner haben, erreichen den Arbeitgeberservice telefonisch unter der kostenfreien Arbeitgeber-Service-Rufnummer: 0800 4 5555 20.
Der Arbeitsmarkt in den Dienststellen des Agenturbezirks
Im Agenturbezirk Neubrandenburg entwickelte sich der Arbeitsmarkt im Juli recht unterschiedlich. Vergleichsweise günstig war die Veränderung der Arbeitslosigkeit im Geschäftsstellenbezirk Neustrelitz; dort sank der Bestand an Arbeitslosen gegenüber dem Vorjahresmonat um 1 %. Demgegenüber steht die Entwicklung im Bezirk der Geschäftsstelle Demmin mit einer Zunahme von 7 %.
Ausbildungsmarkt im Fokus: Gute Chancen für unversorgte Jugendliche
Zum Abschluss ging der Arbeitsagenturchef auf die Entwicklung am Ausbildungsmarkt im Landkreis ein. „Der Juli markiert traditionell den Beginn des neuen Ausbildungsjahres – und auch in diesem Jahr zeigt sich: Der Ausbildungsmarkt ist weiter in Bewegung. Aktuell sind in der Region noch 592 Ausbildungsstellen unbesetzt – das sind 19 mehr als im Vorjahr. Gleichzeitig suchen 445 junge Menschen weiterhin eine passende Ausbildungsstelle – das sind 26 weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.
Das zeigt: Wer jetzt den Einstieg ins Berufsleben sucht, hat noch immer gute Chancen. Mein Appell an alle Schulabgängerinnen und Schulabgänger lautet deshalb: Bleiben Sie dran! Nutzen Sie die Angebote unserer Berufsberatung im Jungendservice MSE – gemeinsam finden wir Wege, wie es mit der Ausbildung doch noch klappen kann.
Allen, die bislang vergeblich nach einer Ausbildungsstelle gesucht haben, empfehle ich dringend, sich bei unserer Berufsberatung zu melden. Unsere Beraterinnen und Berater stehen mit Erfahrung, Wissen und guten Kontakten zur Seite, um die passende Ausbildungsstelle zu finden.
Und auch an die Unternehmen richte ich einen Appell: Geben Sie jungen Menschen auch weiterhin eine Chance – auch denen, deren Lebenslauf nicht ganz geradlinig ist. Mit Offenheit, Engagement und guter Begleitung können viele Ausbildungsbeziehungen erfolgreich starten – und langfristig tragfähig sein.“