Wie sehr sich Mandy K. mit der Bundesagentur für Arbeit (BA) identifiziert, zeigt sich im ersten Moment eher nebenher, als sie mit ihrem Schlüsselbund hantiert. An einer Kette sind außer ihrem Namen die Abkürzungen ‚BGF‘, ‚AA‘ und ‚OF‘ zu lesen. Auf die Frage, was sie bedeuten, schmunzelt sie. AA OF steht für Agentur für Arbeit Offenbach und BGF ist das interne Kürzel für das Büro der Geschäftsführung – hier hat Mandy K. nach ihrem Praktikum mehrere Monate mit Überzeugung gearbeitet.
Da sie dauerhaft bei der Agentur für Arbeit bleiben möchte und ihr die Wichtigkeit einer fundierten Ausbildung bewusst ist, beginnt die junge Frau im September die dreijährige Ausbildung zur „Fachangestellten für Arbeitsmarktdienstleistungen“.
Geboren wurde Mandy K. im indischen Bundesstaat Punjab. Hier wuchs sie auf und absolvierte nach dem Abitur eine Ausbildung zur Web- und Grafikdesignerin. 2009 folgte sie ihrem Mann zur Familie nach Griechenland und war dort in der Gastronomie beschäftigt. Da sie immer wieder von Arbeitslosigkeit bedroht war und auf Dauer keine Entwicklungschancen sah, war sie nicht wirklich zufrieden, zumal auch ein Kind zu versorgen war. Die junge Familie entschloss sich schweren Herzens, nach Deutschland zu gehen.
Das war kein leichter Weg; es fehlte vor allem an Sprachkenntnissen und Alltagswissen. Schritt für Schritt lebte sich Mandy mit ihrer Familie ein, lernte beharrlich Deutsch und fand allerlei Jobs, um Geld zu verdienen und den Unterhalt zu sichern. Sie arbeitete als Luftsicherheitsassistentin am Flughafen, als zahnärztliche Hilfskraft, im Verkauf und als Sekretärin. Ihr Ziel, eine dauerhafte und sinnstiftende Arbeit zu finden, verlor sie dabei nie aus den Augen. Sie lernte weiter eifrig Deutsch, finanzierte selbst Kurse bis zum Level C1 und qualifizierte sich nebenher als Laiendolmetscherin.
Bei der Agentur für Arbeit meldete sie sich zunächst als Nicht-Leistungsempfängerin, die vor allem qualifizierte Beratung suchte. „Ich wurde so gut beraten und habe mich wirklich ‚gesehen‘ gefühlt. Die Kolleginnen haben mit mir gemeinsam überlegt, wie ich meine Vorkenntnisse und meine Talente beruflich einsetzen kann und mich ermuntert, viel Berufspraxis zu erwerben“, schwärmt die künftige Auszubildende. „Da ich schon immer von der Verwaltung geträumt habe, wollte ich auch dort ein Praktikum machen, und so habe ich die Arbeitsagentur auch von innen kennengelernt.“ Auch von
Rückschlägen ließ sie sich nicht einschüchtern. Die erste Bewerbung bei der Arbeitsagentur scheiterte, aber mit der zweiten hat es dann geklappt. „Es gab auch immer Fürsprecher, die sich für mich eingesetzt und an mich geglaubt haben. Das hat mir viel Stärke verliehen“, ist sie sich sicher.
„Mit ihrem absoluten Leistungswillen und ihrer Hartnäckigkeit hat mich Frau K. vom ersten Augenblick an beeindruckt und ich weiß mittlerweile, dass auch mein Vorgänger, Herr Iser, sie immer ermunterte, weiterzumachen“, bestätigt Carmen Giss, Vorsitzende der Geschäftsführung der Offenbacher Arbeitsagentur. „Im Bewerbungsgespräch für die Ausbildungsstelle war sie nahezu perfekt - wie aus dem Bilderbuch. Ich bin sicher, dass wir mit ihr eine Top-Nachwuchskraft bekommen, wie sie sich jedes Unternehmen wünscht.“
Dem Ausbildungsstart am 1. September sieht Mandy K. mit Vorfreude und auch etwas Aufregung entgegen. Sie weiß, dass sie eine Berufswahl getroffen hat, die ihr viel abverlangen wird, die ihr aber auch viele Chancen eröffnet. Ihr langfristiges Ziel ist es, Menschen so beraten zu können, wie es ihr selbst widerfahren ist: „Es ist etwas Besonderes, Menschen dabei zu unterstützen, auf dem Arbeitsmarkt anzukommen. Dafür arbeiten zu können, bedeutet mir viel.“