„Trotz der wirtschaftlichen Unsicherheiten ist die Situation auf dem regionalen Ausbildungsmarkt stabil und die vogtländischen Unternehmen setzen weiter auf die betriebliche Ausbildung zur Sicherung des Fachkräftebedarfes. Auch im abgelaufenen Ausbildungsjahr verzeichnen wir mehr Ausbildungsstellen als Bewerberinnen und Bewerber, die eine Lehrstelle suchen – wenngleich sich die rechnerische Lücke zwischen beiden Marktseiten leicht verringert hat. Das ist zumindest rein rechnerisch eine gute Situation für die Jugendlichen. Jedoch haben die Herausforderungen, junge Menschen und Ausbildungsstellen zusammenzubringen, zugenommen. Wir müssen alle Potenziale wie beispielsweise schulschwächere Bewerber, Studienabbrecher, jungen Erwachsene und ausländische Bewerber nutzen, um dem steigenden Fachkräftebedarf entgegenzuwirken. Mit Nachhilfeunterricht und Coaching unterstützen wir, so dass Betriebe auch Bewerber berücksichtigen können, die noch nicht alle gewünschten Voraussetzungen erfüllen. Fakt ist: Jeder junge Mensch hat Talente, wird gebraucht und sollte entsprechend seiner Möglichkeiten einen guten Start ins Berufsleben erfahren“, betont Agenturchef Andreas Fleischer in seiner Jahresbilanz zum Ausbildungsmarkt im Vogtland und ergänzt: „Ich rate den Jugendlichen, die bis jetzt noch keinen Lehrvertrag unterschrieben haben, am Ball zu bleiben und sich weiter zu bewerben. Auch wenn das Ausbildungsjahr bereits begonnen hat, kann bis Jahresende in Ausbildung gestartet werden. Unsere Berufsberaterinnen und Berufsberater vor dem Erwerbsleben unterstützen über den gesamten Herbst hinweg und beraten auch zu Alternativen zum Wunschberuf.“
Seit Beginn des Beratungsjahres haben insgesamt 1.037 Bewerberinnen und Bewerber die Ausbildungsvermittlung bei der Suche nach einer Ausbildungsstelle in Anspruch genommen. Das waren 8 weniger als im Vorjahr. Von Oktober 2024 bis September 2025 wurden insgesamt 1.359 Ausbildungsstellen – davon 1.295 betriebliche Ausbildungsstellen – gemeldet. Das waren 129 bzw. 8,7 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.
Den vogtländischen Unternehmen rät Andreas Fleischer: „Setzen Sie weiterhin auf die duale Ausbildung als strategische Investition in die Zukunft und sichern Sie sich damit Ihren langfristigen Fachkräftebedarf. Nutzen Sie Gelegenheiten für das gegenseitige Kennenlernen oder bieten Sie Praktika und Ferienjobs direkt in Ihrem Unternehmen an. Mit einem Praktikum erhält man einen echten Einblick in die Arbeitswelt. Jugendliche sammeln praktische Erfahrungen und lernen, wie Abläufe, Teamarbeit und Kommunikation im Berufsalltag aussehen. Auch Sie als Unternehmer profitieren – Sie lernen Nachwuchskräfte in der Praxis kennen und können sie nach Möglichkeit langfristig binden.“
IHK-Vizepräsident Torsten Böhm: „Die duale Berufsausbildung bleibt für viele Unternehmen ein bewährtes Instrument zur Sicherung des Fachkräftenachwuchses. Allerdings nimmt die Zahl geeigneter Bewerberinnen und Bewerber spürbar ab. Unternehmen stehen zunehmend vor Herausforderungen wie psychischen Belastungen und gesundheitlichen Problemen bei Auszubildenden. Diese Faktoren führen nicht selten zu Motivations- und Leistungsschwächen. Um dem entgegenzuwirken, investieren Betriebe verstärkt Zeit und Ressourcen in die Ausbildung. Sie stellen sich bewusst auf Jugendliche mit höherem Betreuungsbedarf ein und schaffen gleichzeitig Möglichkeiten, leistungsstarke Auszubildende gezielt zu fördern. Auch kleinere Unternehmen im Handel und Dienstleistungssektor setzen auf eine individuelle Betreuung. Die Ausbildung wird in enger Abstimmung mit den Auszubildenden gestaltet, was den organisatorischen Aufwand für die Betriebe deutlich erhöht hat.“
Dr. Olaf Richter, Geschäftsführer Bildung der Handwerkskammer Chemnitz: „Der positive Trend im Handwerk bei den neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen hält weiter an – trotz wirtschaftlicher Krise, die auch vor dem Handwerk keinen Halt macht. Daher ist das Wachstum im Vergleich zum Vorjahr noch höher zu bewerten und es zeigt, dass für die Betriebe die Investition in die eigenen Fach- und Arbeitskräfte von entscheidender Bedeutung ist, egal wie gut oder schlecht die Auftragslage aktuell ist. Trotz der guten Zahlen befindet sich die Wirtschaft weiterhin in einem tiefen Tal, was sich irgendwann zwangsläufig auch auf den Ausbildungsmarkt auswirken wird. Umso wichtiger ist es daher, dass jetzt endlich sowohl im Land als auch im Bund die entscheidenden Reformschritte kommen. Das heißt: breite Investitionen mit kurzen Planungs- und Genehmigungsprozessen, endlich eine Reform der Sozialsysteme, ein nachhaltiger Bürokratieabbau, Digitalisierung und mit Blick auf die Ausbildungszahlen natürlich auch ein klarer Fokus auf Bildung und Ausbildung.“
„Nur wer in Ausbildung investiert, sichert langfristig Qualität, Innovation und die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens. Wir setzen auf qualifizierten Nachwuchs und bieten attraktive Arbeits- und Ausbildungsplätze. Je Lehrjahr werden bis zu 10 Auszubildende verschiedener Berufsgruppen beschäftigt. Auch die frühzeitige Berufsorientierung spielt eine große Rolle bei uns. Seit dem Schuljahr 2024 absolvieren die achten Klassen der Oberschule Lengenfeld mit insgesamt 80 Schülerinnen und Schülern verbindlich im Lehrplan verankerten Unterricht in der Produktion. Im Rahmen des Pilotprojektes „Grundlagen Industrieller Produktion“ (GIP) geben wir den Schülern einen tieferen Einblick in MINT-Bereiche (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) und wollen damit das Interesse vor allem an technischen Berufen wecken“, betont Holger Stichel, Geschäftsführender Gesellschafter der KOBRA Formen GmbH.
Zum Ende des Berichtsjahres im September waren noch 235 Lehrstellen unbesetzt, zugleich haben 87 Jugendliche noch keinen Ausbildungsvertrag unterschrieben. Rein rechnerisch stehen somit fast drei Ausbildungsstellen für die unversorgten Jugendlichen zur Verfügung.
Ausbildungschancen gibt es noch in vielen Bereichen. So gibt es z. B. noch Lehrstellen für Verkäufer, Kaufleute im Einzelhandel, Zerspanungsmechaniker, Maschinen- und Anlagenführer und Mechatroniker. Es werden aber auch noch Industriemechaniker, Fachkräfte Lagerlogistik und Konstruktionsmechaniker gesucht.
Hintergrundinformationen:
• 148 mehr freie Lehrstellen als noch suchende Bewerberinnen und Bewerber
235 noch unbesetzte Ausbildungsplätze stehen 87 unversorgten Jugendlichen gegenüber – eine Differenz zwischen Angebot und Nachfrage von 148.
• Gemeldete Ausbildungsstellen der Unternehmen
Ausbildungsstellen - TOP 10 der Berufe:
| Kaufmann/-frau im Einzelhandel | 129 |
| Verkäufer/in | 98 |
| Maschinen- und Anlagenführer/in | 48 |
| Fachkraft Lagerlogistik | 46 |
| Kaufmann/-frau – Büromanagement | 39 |
| Zerspanungsmechniker/in | 36 |
| Konstruktionsmechaniker/in | 36 |
| Industriemechaniker/in | 35 |
| Mechatroniker/in | 35 |
| Fachwirt/in Handel | 27 |
• Wunschberufe bleiben unverändert
Die beliebtesten Berufe der Bewerberinnen und Bewerber im Vogtland sind:
| Verkäufer/in | 88 |
| Kfz.mechatroniker - PKW-Technik | 57 |
| Fachlagerist/in | 43 |
| Kaufmann/-frau - Büromanagement | 39 |
| Fachinformatiker/in - Anwendungsentwicklung | 37 |
| Kaufmann/-frau im Einzelhandel | 34 |
| Koch/Köchin | 26 |
| Fachinformatiker/in – Systemintegration | 23 |
| Verwaltungsfachangest. Kommunalverw. | 22 |
| Friseur/in | 22 |
Etwa ein Drittel aller Jugendlichen entschied sich für einen dieser zehn Berufe – aus insgesamt rund 330 Ausbildungsberufen. Die Berufswünsche sind nach wie vor geschlechtstypisch geprägt. Während sich viele junge Männer für technische Berufe interessieren, streben Frauen häufig Berufe im Verkauf oder Berufe im Büro an.
• Arbeitgeber müssen für ihre guten Ausbildungsbedingungen werben
Unternehmen müssen um Auszubildende werben und sind deshalb gut beraten, Gelegenheiten für das gegenseitige Kennenlernen zu schaffen. Bei der Auswahl sind Betriebe mehr denn je gefordert, stärkenorientiert vorzugehen. Mögliche schulische Defizite können Arbeitsagenturen über Nachhilfeunterricht ausgleichen – sollten also nicht im Vordergrund stehen. Auch junge Erwachsende ohne Berufsabschluss bis Mitte dreißig – also sogenannte Zukunftsstarter - oder Studienzweifler/-abbrecher sind Kandidaten für freie Lehrstellen.
• Die Bundesagentur für Arbeit bietet zahlreiche Online- und Präsenzangebote zur Unterstützung für Ausbildungssuchende und Unternehmen an.
meinBERUF– das neue online-Portal der BA zur Berufsorientierung
meinBERUF liefert Orientierung im gesamten Berufswahlprozess – von der ersten Idee bis zur erfolgreichen Bewerbung.
Hier finden sich Themen wie:
1. Noch planlos – Hilfe beim Einstieg in die Berufsorientierung
2. Berufe & Wege – Überblick über Berufe, Ausbildungs- und Studienwege
3. Praktikum – Inhalte zu Praktika, Praktikumssuche und Vorbereitung
4. Ausbildung – Informationen zu Ausbildungsarten und Ablauf
5. Studium – Inhalte zu Studienfeldern, Studienformen und Vorbereitung
6. Bewerbung – Unterstützung vom Lebenslauf bis zum Vorstellungsgespräch
Zusätzlich richtet sich meinBERUF auch an diejenigen, die junge Menschen dabei begleiten, also Eltern und Erziehungsberechtige und Lehrende und Beratende. meinBERUF ergänzt damit das persönliche Dienstleistungsangebot der Berufsberatung vor dem Erwerbsleben.
meinBERUF löst die bisherigen online Angebote abi.de und planet-beruf.de ab und bündelt deren Informationen auf einer Seite.
Vermittlungsservice für Jugendliche:
Schulabgänger, die noch auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle sind bzw. noch nicht wissen, wie es nach der Schule weitergeht und sich über berufliche Alternativen informieren möchten, empfehlen wir mit der Berufsberatung unter 0800 4 5555 00 in Kontakt zu treten und online einen persönlichen Gesprächstermin zu vereinbaren.
Vermittlungsservice für Arbeitgeber:
Freie Ausbildungsstellen können jederzeit telefonisch beim gemeinsamen Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit Plauen und des Jobcenters Vogtland unter den bekannten Durchwahlnummern oder unter der gebührenfreien Hotline 0800 4 5555 20 gemeldet werden.
