Gesundheitswirtschaft in Baden-Württemberg:

„Wie steht es um diesen beschäftigungsstarken Bereich?“

10.11.2022 | Presseinfo Nr. 33

Die Gesundheitswirtschaft ist eine der beschäftigungsstärksten Bereiche in Baden-Württemberg. Mehr als 15 Prozent aller Beschäftigten im Bundesland arbeiten in diesem Bereich. Am häufigsten werden Berufe in der Gesundheits- und Altenpflege ausgeübt. Das Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB) Baden-Württemberg gibt in einer aktuellen Studie einen umfassenden Überblick über die Gesundheitswirtschaft in Baden-Württemberg und zeigt dabei Potenziale, aber auch Herausforderungen für die aktuelle und zukünftige Versorgung mit Arbeitskräften.

Die Beschäftigung in der Gesundheitswirtschaft ist seit 2013 deutlich gestiegen: das Beschäftigungswachstum von über 20 Prozent zeigt die zunehmende Bedeutung dieser Branche für Wirtschaft und Gesellschaft. Mit Blick auf die zukünftig zu erwartender Zahl an Pflegebedürftigen und angesichts des demografischen Wandels ist das Halten von Fachkräften und die Rekrutierung von weiterem Personal allerdings unabdingbar.

Um diesem Fachkräfteengpass entgegenzusteuern, beschreibt das IAB Baden-Württemberg folgende Strategien:

Erhöhung der Arbeitszeit von Frauen
Potenzial zur Gewinnung qualifizierter Arbeitskräfte bietet insbesondere die Erhöhung der Arbeitszeit von Frauen. In Baden-Württemberg arbeiten fast 75 Prozent Frauen in der Gesundheits- und Krankpflege mit einem hohen Anteil von Teilzeitbeschäftigung (fast 50 Prozent). Hier kann zusätzliches Potenzial in erheblichem Umfang gewonnen werden, sofern es gelingt, Teilzeitbeschäftigte in eine Vollzeitbeschäftigung zu bringen oder zumindest die Erhöhung ihrer Arbeitszeit zu ermöglichen. Derzeit scheint allerdings die Teilzeitbeschäftigung oft bevorzugt zu werden. So ist beispielsweise die Dauer dieser Beschäftigungen länger als die von Vollzeitbeschäftigten.

Steigerung der (finanziellen) Attraktivität
Als weitere Strategie, um Fachkräfte für den Gesundheitsbereich zu gewinnen und auch zu halten, können Anreize für die Beschäftigten erhöht werden, z. B. durch die Verbesserung der Arbeitsbedingungen oder auch der Bezahlung. In den letzten Jahren sind die Löhne und Gehälter in der Pflegeberufen überdurchschnittlich gestiegen. Somit erzielen inzwischen neben den Fachkräften (in Vollzeit) in der Krankenpflege auch jene in der Altenpflege überdurchschnittliche Entgelte. Auch der Lohnabstand auf Helferebene ist geschrumpft, allerdings verdienen Altenpflegehelferinnen und Altenpflegehelfer immer noch weniger als Helferinnen und Helfer in anderen Berufen, besonders auch verglichen mit der Krankenpflege.

Beschäftigungsstabilität durch Qualifizierung
Die Analyse des IAB zeigt, dass eine formale Qualifikation, über die zum Beispiel examinierte Krankenpflegerinnen und Krankenpfleger verfügen eine höhere Beschäftigungsdauer als von Helferinnen und Helfer mit sich bringt. Wenn es gelingt, möglichst viele Beschäftigte auf Helferebene in einer abschlussorientierten Weiterbildung zu qualifizieren, werden einerseits Fachkräfte dazu gewonnen und andererseits steht ihr Potenzial tendenziell längerfristiger zur Verfügung.

Zuwanderung
Den Berechnungen des IAB zu Folge, sind bis 2040 zwischen 95.000 und 130.000 Stellen (in Vollzeit berechnet) zu besetzen. Um diesen Bedarf zu decken benötigt es neben Potenzial aus dem Inland auch eine gesteuerte Zuwanderung. Im Rahmen des Programms „Triple Win“ sollen Sprachkurse für ausländische Pflegekräfte im Ausland gefördert werden mit dem Ziel, diese möglichst schnell als qualifizierte Fachkräfte für eine Beschäftigung in der Pflege in Baden-Württemberg zu gewinnen. 

Christian Rauch, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion Baden-Württemberg der Bundesagentur für Arbeit, fasst zusammen: „Der Bericht des IAB zeigt, dass bereits einige erfolgsversprechende Strategien angewandt wurden, aber noch weitere große Anstrengungen nötig sind, damit sich auch zukünftig ausreichend Arbeitskräfte für eine langfristige Tätigkeit im Gesundheitsbereich und in der Pflege in Baden-Württemberg entscheiden.“

Link zu den Berichten des IAB-Baden-Württemberg:
https://iab.de/die-gesundheitswirtschaft-in-baden-wuerttemberg

Link zum Dokument:
https://doku.iab.de/regional/BW/2022/regional_bw_0122.pdf

Für Nachfragen stehen Ihnen Christian Faißt, Silke Hamann und Dr. Rüdiger Wapler zur Verfügung:

E-Mail: Christian.Faisst@arbeitsagentur.de
Tel.: 0711/941-1455

E-Mail: Silke.Hamann2@iab.de
Tel.: 0711/941-1424

E-Mail: Ruediger.Wapler@iab.de
Tel.: 0711/941-1451