Job-Turbo: Wie die Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten gelingt

Im Oktober 2023 haben die Bundesregierung und die Bundesagentur für Arbeit mit Partnern aus der Wirtschaft den Job-Turbo ins Leben gerufen. Ziel ist es, arbeitsuchende Geflüchtete mit Ende ihres Sprachkurses in Beschäftigung zu bringen.

17.04.2024 | Presseinfo Nr. 19

Bereits heute haben viele Geflüchtete einen Einstieg in den baden-württembergischen Arbeitsmarkt gefunden. Wie der Einstieg gelingt, zeigen die folgenden zwei Beispiele.

Aktuell leben knapp 113.000 Ukrainerinnen und Ukrainer im erwerbsfähigen Alter in Baden-Württemberg, davon sind 74.400 (65,8 Prozent) bei den Jobcentern und Arbeitsagenturen gemeldet. Knapp 37 Prozent (27.566 Personen) waren im März arbeitslos gemeldet und 8.800 werden im zweiten Quartal 2024 ihren Sprachkurs beenden
Zum Personenkreis des Job-Turbo zählen die arbeitsuchend gemeldeten Geflüchteten aus der Ukraine sowie aus den stärksten Asylherkunftsländern, die zwischen Herbst 2023 und Juli 2024 ihren Sprachkurs beenden. 

Die Jobcenter intensivieren bereits in der letzten Phase des Sprachkurses die Beratungsgespräche, um gemeinsam zeitnah – wenn möglich direkt im Anschluss – eine geeignete Beschäftigung zu finden. Wer einen Integrationskurs absolviert hat, soll so schnell wie möglich Arbeitserfahrung sammeln und - wo möglich und sinnvoll - weiter qualifiziert werden, mit dem mittelfristigen Ziel einer möglichst nachhaltigen und potenzialadäquaten Integration in den Arbeitsmarkt. 

In Baden-Württemberg liegt die Beschäftigungsquote (Stand Januar 2024) der Ukrainerinnen und Ukrainern bei 24,3 Prozent, die der Asylberechtigten bei 46,8 Prozent. Die wesentlichen Gründe für die noch geringere ukrainische Beschäftigungsquote liegen in dem deutlich höheren Frauenanteil, der notwendigen Kinderbetreuung sowie dem Faktor Zeit. Viele Ukrainerinnen und Ukrainer beendeten erst beziehungsweise werden ihren Sprachkurs demnächst beenden.
Die Ergebnisse für das erste Quartal 2024 zeigen, dass der Job-Turbo zu wirken beginnt. Insgesamt haben die Beschäftigungsaufnahmen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um mehr als ein Drittel zugenommen; die Beschäftigungsaufnahmen von arbeitslosen Ukrainerinnen und Ukrainer haben sich ausgehend von einem niedrigen Niveau sogar verdoppelt. 

So hat eine ukrainische Geflüchtete aus dem Rems-Murr Kreis im Herbst 2023 eine Ausbildung als Altenpflegehelferin begonnen. In ihrem Heimatland war sie zuvor in der Verwaltung tätig. In Deutschland besuchte sie zunächst einen Integrationskurs, den sie mit dem Sprachniveau B1 beendete. Danach absolvierte sie ein Praktikum im Pflegeheim und wurde im Anschluss als Alltagsbetreuerin eingestellt. Den erfolgreichen Integrationsprozess gemanagt haben die Integrationsfachkräfte des Jobcenters Rems-Murr-Kreis, die seit Jahren auf ein spezialisiertes Integrationsteam für Geflüchtete setzen.

Eine weitere Kundin aus der Ukraine, alleinlebend mit drei Kindern, konnte mit der Unterstützung und Begleitung des Jobcenters Baden-Baden im Januar 2024 eine Teilzeitbeschäftigung in ihrem erlernten Beruf als Buchhalterin aufnehmen. Sie war seit 2004 als Buchhalterin in der Ukraine tätig und ist unmittelbar nach Kriegsbeginn, im März 2022, nach Deutschland eingereist. Nach dem Integrationskurs nahm sie an einer Qualifizierung für geflüchtete Frauen teil, in die ein Praktikum als Buchhalterin integriert war. Die Einarbeitung beim neuen Arbeitgeber wurde vom Jobcenter gefördert. Parallel zur Arbeit besucht sie einen Berufssprachkurs mit dem Ziel, das Sprachniveau B2 zu erreichen.

Regionale Veranstaltungen mit dem Ziel, Unternehmen für eine Beschäftigung von Geflüchteten aufzuschließen
Den Auftakt bildeten die „Aktionstage Job-Turbo“ Ende Januar mit rund 50 lokalen Veranstaltungen. Vom 22.-26. April 2024 findet nun die „Kampagnenwoche Job-Turbo“ statt. Im Rahmen der Kampagne finden in Baden-Württemberg über 80 lokale Veranstaltungen statt (zum Beispiel Betriebsbesuche, Tag der offenen Tür, Info-Veranstaltungen), die für Beschäftigungsmöglichkeiten in den unterschiedlichen Berufen und Branchen in Baden-Württemberg werben. 

Beschäftigung ist der Schlüssel für eine gelingende Integration in Baden-Württemberg
Beschäftigung bedeutet Integration in die Gesellschaft sowie finanzielle Sicherheit. Die Menschen sammeln Arbeitserfahrung, finden in den Arbeitskolleginnen und -kollegen Unterstützung und erweitern ihre Netzwerke für sich und ihre Familie. Viele Unternehmen im Land suchen Fach- und Arbeitskräfte. Die „Kampagnenwoche Job-Turbo“ möchte dieses Potenzial nutzen und Menschen mit Fluchthintergrund und Unternehmen, die Beschäftigte suchen, zusammenbringen. Des Weiteren setzen die Jobcenter und Agenturen für Arbeit vor Ort verstärkt auf eine eng abgestimmte Zusammenarbeit mit Migrationsverbänden, Wohlfahrtsverbänden sowie Ehrenamtsstrukturen 

Martina Musati, Vorsitzende der Geschäftsführung der Regionaldirektion Baden-Württemberg der Bundesagentur für Arbeit: „Arbeit ist der Schlüssel für eine gelingende Integration und damit gesellschaftliche Teilhabe. Ein Drittel mehr Beschäftigungsaufnahmen im Land können uns zuversichtlich stimmen – doch wir dürfen nicht nachlassen. Ich danke allen Betrieben, die Geflüchteten jetzt eine Chance geben, auch wenn diese noch nicht perfekt Deutsch sprechen“. 

Die Veranstaltungen der Kampagnenwoche Job-Turbo in Baden-Württemberg finden Sie hier: https://www.arbeitsagentur.de/vor-ort/rd-bw/kampagnenwoche-job-turbo

Die Agenturen für Arbeit und Jobcenter können Praktika und Einarbeitungen fördern. Der Arbeitgeber-Service der Bundesagentur für Arbeit informiert und berät Sie gerne.

Hier finden interessierte Unternehmen das breite Spektrum der finanziellen Unterstützungsmöglichkeiten: https://www.arbeitsagentur.de/k/job-turbo