Arbeitsmarktbericht Dezember 2024: Arbeitslosigkeit steigt im Vorjahresvergleich deutlich an, Konjunktur weiterhin schwach

03.01.2025 | Presseinfo Nr. 1

  • Im Dezember ist die Arbeitslosigkeit in Bayern im Vergleich zum Vorjahr gestiegen: Insgesamt sind 293.189 Personen arbeitslos gemeldet, das sind 30.291 Personen mehr als noch im Dezember 2023. 
  • Die Arbeitslosenquote ist im Vergleich zum Vorjahr um 0,4 Punkte auf 3,8 Prozent gestiegen. 
  • Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten liegt weiterhin oberhalb der historischen 6-Millionen-Marke (6,02 Mio). Im Vergleich zum Vorjahr ist dies ein Plus von 28.700 (+0,5 Prozent) Beschäftigten.
Arbeitslosenzahl im Dezember:+7.712 auf 293.189 (+2,7 Prozent)
Arbeitslosenzahl im Vorjahresvergleich:+30.291 (+11,5 Prozent)
Arbeitslosenquote im Dezember:3,8 Prozent (+0,1 Prozentpunkte)
Arbeitslosenquote im Vorjahresvergleich:+0,4 Prozentpunkte
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte:6,02 Mio. (Oktober 2024)
Beschäftigung im Vorjahresvergleich:+28.700 bzw. +0,5 Prozent

"Der bayerische Arbeitsmarkt befindet sich mitten im Strukturwandel. Zusätzlich belastet die anhaltende wirtschaftliche Rezession besonders die heimischen, exportstarken Unternehmen. Beide Effekte resultieren in einem deutlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit um ca. 30.000 Menschen im Vorjahresvergleich", fasst Dr. Markus Schmitz, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion Bayern, die aktuelle Situation am bayerischen Arbeitsmarkt im Dezember 2024 zusammen. „Der Anstieg der Arbeitslosigkeit ist dabei eine bayernweite Entwicklung: In allen 7 Regierungs-, allen 23 Agenturbezirken und allen 96 Städten und Landkreisen fällt die Arbeitslosenquote im Dezember 2024 höher aus als ein Jahr zuvor. Und dennoch weisen wir weiterhin die niedrigste Arbeitslosenquote deutschlandweit auf. Darauf werden wir uns nicht ausruhen, sondern weiter Lösungen zur Unterstützung von Unternehmen, Beschäftigten und Arbeitslosen erarbeiten.“

Im Dezember steigt die Zahl der Arbeitslosen im Freistaat im Vergleich zum Vormonat um 7.712 bzw. +2,7 Prozent auf 293.189 an und liegt damit im für diese Jahreszeit üblichen Rahmen. Das Ansteigen der Arbeitslosigkeit flacht im Vergleich zum Vormonat leicht ab. Zum Vorjahresmonat Dezember 2023 zeigt sich dagegen eine deutliche Zunahme an Arbeitslosen um 30.291 Personen bzw. +11,5 Prozent. Vor allem in der Arbeitslosenversicherung hat sich die Arbeitslosigkeit im Vorjahresvergleich mit einem Anstieg von +21.323 Arbeitslosen oder +16,3 Prozent negativ entwickelt. Dies ist ein typisches Anzeichen für den anhaltenden Abschwung und spiegelt die Wirtschaftsschwäche wider. Die Arbeitslosenquote beträgt im Dezember 3,8 Prozent und ist damit im Vergleich zum November um 0,1 Prozentpunkte gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahresmonat Dezember 2023 stieg die Arbeitslosenquote um 0,4 Prozentpunkte. Die Arbeitslosenquote bei den 15- bis unter 25-Jährigen ist mit einem Plus von 0,5 Prozentpunkten binnen Jahresfrist überdurchschnittlich angestiegen. Dennoch belegt Bayern im Bundesländervergleich der niedrigsten Arbeitslosenquoten weiterhin den ersten Platz.

Im Zuge der Wirtschaftskrise ist eine deutlich ansteigende Anzahl bei den Anzeigen und Anträgen auf Kurzarbeitergeld zu verzeichnen. Positiv ist dabei zu werten, dass Unternehmen ihr Personal nicht sofort entlassen, sondern ihre wirtschaftliche Situation nur temporär angespannt betrachten und somit die Arbeitslosigkeit ihrer Mitarbeitenden vermeiden. Auffällig ist jedoch, dass im Vorjahresvergleich für fast 4.500 Personen mehr Kurzarbeit angezeigt wurde. Letztlich realisiert wurde ebenfalls deutlich mehr Kurzarbeit – für über 380 Betriebe und 10.700 Menschen mehr als im Vorjahr (letzter Datenstand: Juni 2024). Die Rückmeldungen aus den bayerischen Arbeitsagenturen in den letzten Wochen zeigen, dass sich dieser Trend auch in der 2. Jahreshälfte 2024 fortgesetzt hat. 

Nachfrage nach Arbeitskräften bleibt verhalten 

Der Ifo-Geschäftsklimaindex für Bayern zeigt erneut schwache Werte. Sowohl die Einschätzung der aktuellen wirtschaftlichen Lage als auch die Erwartungen an die Entwicklung im nächsten halben Jahr sind weiterhin negativ, verbessern sich jedoch etwas gegenüber dem Vormonat. Im Dezember wurden den bayerischen Arbeitsagenturen und Jobcentern 19.733 neue Arbeitsstellen gemeldet, das sind 5,3 Prozent weniger als im Vormonat und 13,1 Prozent weniger als im Vorjahr. Bei Betrachtung der gemeldeten Stellen seit Jahresbeginn ist ebenfalls ein Rückgang von über einem Zehntel festzustellen. Diese rückläufige Nachfrage nach Arbeitskräften zeigt sich in fast allen Branchen. Weiterhin besonders deutlich ist die negative Entwicklung der Stellenangebote im Bereich der Arbeitnehmerüberlassung und dem Verarbeitenden Gewerbe, hier insbesondere in der Metall- und Elektroindustrie. Aber auch bei der Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen und dem Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen ist die Arbeitskräftenachfrage bedeutend zurückgegangen. Mit einem derzeitigen Bestand von 119.825 gemeldeten Arbeitsstellen ist die Nachfrage nach Arbeitskräften im Vergleich zum Vormonat um 2,6 Prozentpunkte gesunken, im Vergleich zum Vorjahr sogar deutlich um 14,6 Prozentpunkte.

Im Oktober (aktuell hochgerechneten Daten) ist die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Vergleich zum Vormonat um 8.000 Beschäftigte (-0,1 Prozentpunkte) auf 6.018.800 gesunken, bleibt damit aber weiterhin oberhalb der historischen Marke von 6 Millionen. Im Vorjahresvergleich fällt das Plus mit 28.700 Beschäftigten (+0,5 Prozentpunkte) etwas geringer aus. Seit Jahresbeginn hat sich das Beschäftigungswachstum deutlich verlangsamt. Die Entwicklung nach Branchen ist unterschiedlich. Die Zahl der Beschäftigten im Gesundheitswesen ist binnen Jahresfrist um rund 12.000 gestiegen, was in absoluten Zahlen dem größten Wachstum der betrachteten Wirtschaftszweige entspricht. Das Verarbeitende Gewerbe (-11.900) und die Arbeitnehmerüberlassung (-12.300) weisen zum Vorjahr einen fünfstelligen Rückgang aus.

Prognose 2025 – Die Aussichten bleiben düster 

Die aktuelle Prognose 2025 des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zeigt für den Freistaat im Vergleich zu Gesamtdeutschland eine ungünstigere Entwicklung der Arbeitslosigkeit. Es wird erwartet, dass die Arbeitslosenzahl in Bayern mit einem Mittelwert von 3,6 Prozent (Bund: +2,2 Prozent) ansteigen wird. Dabei treten deutliche regionale Unterschiede zutage. Die Spannbreite reicht von einem Rückgang um 1,8 Prozent im Agenturbezirk Regensburg bis zu einem Anstieg um 5,9 Prozent in Ingolstadt und Landshut-Pfarrkirchen. Ein prognostizierter Rückgang wird allerdings die Ausnahme sein. Neben Regensburg wird dies nur noch für den Bezirk Ansbach-Weißenburg (-1,3 Prozent) erwartet. Nach operativer Einschätzung wird der Anstieg der Arbeitslosigkeit deutlich höher ausfallen.

Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung wird laut Forschungsinstitut für den Freistaat um knapp 33.000 Personen bzw. 0,5 Prozent (Bund ebenfalls 0,5 Prozent) ansteigen. Innerhalb Bayerns schwankt die Vorhersage zwischen einem Minus von 0,4 Prozent im Agenturbezirk Bamberg-Coburg und einem Plus von 1,3 Prozent im Bezirk München. Insgesamt ergibt sich noch für fünf weitere bayerische Agenturbezirke (Aschaffenburg, Schwandorf, Fürth, Weiden und Ingolstadt) ein Beschäftigungsrückgang. Während insbesondere im Produzierenden Gewerbe, im Bau und im Handel ein Beschäftigungsrückgang erwartet wird, rechnen die Experten in den Bereichen Öffentliche Verwaltung, Erziehung und Unterricht, Gesundheits- und Sozialwesen und - etwas abgeschwächt - Information und Kommunikation mit Zuwächsen.

"Die anhaltende wirtschaftliche Rezession wird uns auch im kommenden Jahr begleiten und insbesondere unseren bayerischen Arbeitsmarkt spürbar negativ beeinträchtigen. Eine durchgreifende Besserung ist nicht in Sicht. Neben den globalen Krisen und dem sich ankündigenden industriepolitischen Kurswechsel in den transatlantischen Wirtschaftsbeziehungen wirken sich zudem die Konsumzurückhaltung, eine schwache Investitionstätigkeit und der verhaltene Außenhandel nachteilig aus“, blickt Dr. Markus Schmitz, Chef der bayerischen Arbeitsagenturen und Jobcenter, mit arbeitsmarktpolitscher Sorge auf das Jahr 2025.

Blick in die bayerischen Regierungsbezirke 

Der Anstieg der Arbeitslosigkeit ist eine bayernweite Entwicklung: In allen 7 Regierungsbezirken, allen 23 Agenturbezirken und allen 96 Städten und Landkreisen fällt die Arbeitslosenquote im Dezember 2024 höher aus als ein Jahr zuvor.

Schwaben ist erneut Spitzenreiter im bayerischen Regierungsbezirkevergleich und hat die niedrigste Arbeitslosenquote. Die Arbeitslosenquote beträgt 3,3 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr ist ein leichter Anstieg um 0,2 Prozentpunkte zu verzeichnen. Die niedrigste Arbeitslosenquote in Schwaben hat mit 2,3 Prozent der Landkreis Unterallgäu und ist damit der Spitzenreiter in Bayern. Im Vergleich zum Vorjahresmonat ist die Arbeitslosenquote im Unterallgäu um 0,1 Prozentpunkte gesunken. Mit einer Arbeitslosenquote von 6,0 Prozent weist die Stadt Augsburg weiterhin die höchste Quote unter den Stadt- und Landkreisen in Schwaben auf. Im Vergleich zum Vorjahr verzeichnet die Stadt einen Anstieg um 0,5 Prozentpunkte.

Die Arbeitslosenquote in der Oberpfalz liegt im Dezember bei 3,5 Prozent und somit unter dem bayerischen Schnitt (3,8 Prozent). Im Vergleich zum Vorjahr verzeichnen wir einen Anstieg um 0,2 Prozentpunkte. Die niedrigste Arbeitslosenquote in der Oberpfalz verzeichnet erneut der Landkreis Neumarkt i.d.OPf. mit 2,6 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr blieb die Arbeitslosenquote unverändert. Die höchste Arbeitslosenquote hat Weiden i.d.OPf. mit 6,3 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr ist ein Anstieg um 0,5 Prozentpunkte zu verzeichnen.

In Niederbayern steigt die Arbeitslosenquote im Dezember leicht auf 3,8 Prozent an. Gegenüber dem Vorjahr kann ein Anstieg um 0,3 Prozentpunkte verzeichnet werden. Mit 3,1 Prozent hat der Landkreis Straubing-Bogen erneut die niedrigste Arbeitslosenquote in Niederbayern. Die Arbeitslosenquote ist im Vergleich zum Vorjahr um 0,2 Prozentpunkte gestiegen. Die höchste Arbeitslosenquote weist erneut die Stadt Passau mit 6,2 Prozent auf. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Arbeitslosenquote erneut deutlich um 0,8 Prozentpunkte.

Die Arbeitslosenquote in Unterfranken liegt mit 3,7 Prozent im Dezember unter dem bayerischen Schnitt (3,8 Prozent). Im Vorjahresvergleich ist sie um 0,4 Prozentpunkte gestiegen. Die niedrigste Arbeitslosenquote im Regierungsbezirk Unterfranken hat der Landkreis MainSpessart mit einer Quote von 2,4 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahresmonat stieg sie um 0,2 Prozentpunkte an. Diesen Monat weist die Stadt Aschaffenburg mit 6,8 Prozent erneut die höchste Arbeitslosenquote in Unterfranken auf. Zum Vorjahresmonat ist die Arbeitslosenquote deutlich um 0,6 Prozentpunkte gestiegen.

In Oberbayern blieb die Arbeitslosenquote im Dezember bei 3,7 Prozent im Vergleich zum Vormonat unverändert. Gegenüber dem Vorjahr ist ein Anstieg um 0,4 Prozentpunkte zu verzeichnen. Die niedrigste Arbeitslosenquote im Regierungsbezirk Oberbayern, hat erneut der Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen mit 2,4 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Quote um +0,2 Prozentpunkte gestiegen. Die höchste Arbeitslosenquote weist erneut mit 5,1 Prozent Rosenheim-Stadt auf. Im Vorjahresvergleich ist die Arbeitslosenquote in Rosenheim um 0,7 Prozentpunkte.

In Oberfranken ist die Arbeitslosenquote im Vergleich zum November auf 4,2 Prozent leicht gestiegen. Die Quote liegt damit deutlich über dem bayerischen Durchschnitt (3,8 Prozent). Im Vergleich zum Vorjahr liegt die Arbeitslosigkeit um 0,4 Prozentpunkte höher. Mit einer Arbeitslosenquote von 2,7 Prozent hat der Landkreis Bamberg erneut die niedrigste Quote in Oberfranken. Im Vergleich zum Vorjahresmonat ist sie um 0,1 Prozentpunkte gestiegen. Die höchste Arbeitslosenquote in Oberfranken weist erneut die Stadt Hof mit 7,3 Prozent auf und ist damit Schlusslicht in ganz Bayern. Zum Vorjahr ergibt sich ein deutlicher Anstieg um 1,1 Prozentpunkte.

Mit einer Arbeitslosenquote von 4,4 Prozent bleibt Mittelfranken weiterhin Schlusslicht im bayerischen Vergleich. Mit einem Plus von 0,4 Prozentpunkten im Vorjahresvergleich ist aber in Mittelfranken ein deutlicher Anstieg der Arbeitslosigkeit zu verzeichnen. Die niedrigste Arbeitslosenquote in Mittelfranken hat erneut der Landkreis Roth mit 2,4 Prozent. Im Vorjahresvergleich ist die Quote unverändert geblieben. Die Arbeitslosenquote der Stadt Nürnberg ist weiterhin die höchste Quote in Mittelfranken mit 6,7 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahresmonat Dezember 2023 erkennt man erneut einen deutlichen Anstieg um 0,6 Prozentpunkte.