• Arbeitslosenquote verbleibt bei 5,7 Prozent
• Zugang an gemeldeten Stellen um 14,7 Prozent gestiegen
• Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung in Hessen steigt leicht an
Frankfurt - In Hessen ist die Zahl der arbeitslosen Menschen im Juni im Vergleich zum Mai saisontypisch leicht um 0,2 Prozent beziehungsweise um 307 Personen gesunken. Sie liegt damit aber immer noch um rund 11.000 höher (+ 5,7 Prozent) als im Vorjahr. Insgesamt sind in Hessen aktuell 203.080 Frauen und Männer arbeitslos gemeldet. Die Arbeitslosenquote betrug im Juni unverändert 5,7 Prozent.
Unternehmen meldeten den hessischen Arbeitsagenturen im Juni rund 8.790 neue Stellen. Das sind 14,7 Prozent (rund 1.130) mehr als im Mai und 3,7 Prozent mehr als im Vorjahr. Damit sind in Hessen insgesamt 44.650 offene Stellen gemeldet.
„Der Negativtrend am hessischen Arbeitsmarkt ist nach vielen schwachen Monaten vorerst gestoppt. Das sieht man an der Entwicklung der Arbeitslosenzahlen: Bereinigt um saisonale Effekte ergab sich erstmals kein weiterer Anstieg. Erfreulich ist zudem die deutlich gestiegene Zahl der von Unternehmen gemeldeten freien Stellen“, so Dr. Frank Martin, Leiter der Regionaldirektion Hessen der Bundesagentur für Arbeit. „Auf diese kurzfristigen Erfolge dürfen wir uns nicht verlassen, denn die konjunkturelle Lage bleibt angespannt. Ein großer Teil der Unternehmen wartet mit neuen Investitionen unverändert ab und beobachtet unter anderem die gesetzgeberischen Initiativen in Berlin“, erläutert der Arbeitsmarktexperte.
Der Trend zum zweigeteilten Arbeitsmarkt verstetigt sich weiter. So sucht etwa jeder zweite Arbeitslose eine Stelle im Helferbereich, während die Arbeitsmarktsituation für Fachkräfte ungleich besser ist. „Solange es uns weniger gut gelingt, Menschen ohne Qualifikationen in Arbeit zu bringen und weiterzubilden, wird sich die Schere zwischen Angebot und Nachfrage nicht schließen lassen,“ erklärt Martin. „Die Agenturen für Arbeit und Jobcenter erkennen die Dringlichkeit, arbeitslose und beschäftigte Menschen gezielt in ihren Qualifikationen zu stärken. Dabei ist es entscheidend, vorhandene Potentiale zu aktivieren und die Kompetenzen der Menschen weiterzuentwickeln – zum Vorteil für Arbeitssuchende, Beschäftigte und Unternehmen gleichermaßen.“
Arbeitslosigkeit: Quote bleibt bei 5,7 Prozent
Der leichte Rückgang im Arbeitslosenbestand um 307 Personen ist jahreszeitlich bedingt. Bereinigt um diese Einflüsse gab es keine Veränderung. Die Arbeitslosenquote blieb im Juni bei 5,7 Prozent. Interessant ist daher der Blick auf einzelne Personengruppen. So ist die Arbeitslosigkeit bei jungen Menschen unter 20 Jahren (- 1,1 Prozent), bei Menschen ohne deutschen Pass (- 0,6 Prozent) und bei Arbeitnehmern über 50 Jahre (- 0,3 Prozent) gegenüber dem Mai gesunken.
Von den insgesamt arbeitslos gemeldeten Personen wurden 69.973 bei den Agenturen für Arbeit registriert, was einer leichten Steigerung um 0,5 Prozent entspricht (+ 12,5 Prozent gegenüber Vorjahr). Dagegen waren in den Jobcentern 0,5 Prozent weniger Personen gemeldet als im Vormonat. Insgesamt waren in Hessen im Juni 133.107 Menschen in der Grundsicherung/Bürgergeld (+ 2,5 Prozent gegenüber Vorjahr) arbeitslos gemeldet.
Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung wächst
Gemäß den jüngsten hochgerechneten vorläufigen Daten aus dem April stieg die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Hessen im Vergleich zum Vorjahr um 9.400 auf rund 2.768.500 Personen. Mit einem Anstieg um 0,3 Prozent liegt Hessen damit weiterhin über dem Niveau des Bundes (+ 0,1 Prozent).
Diejenigen Branchen in Hessen mit dem größten Personalzuwachs im Vergleich zum Vorjahresmonat sind Heime und Sozialwesen (+ 3,2 Prozent), der öffentliche Dienst (+ 2,6 Prozent) und das Gesundheitswesen (+ 2,4 Prozent). Dagegen findet im Verarbeitenden Gewerbe (- 2,2 Prozent) und hier insbesondere in der Metall-, Elektro- und Stahlindustrie sowie der Arbeitnehmerüberlassung (- 9,3 Prozent) ein Beschäftigungsabbau statt.
Ausbildungsmarkt: Sinkendes Angebot bei steigender Nachfrage
Im Juni waren 31.933 junge Menschen auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz. Im Vergleich zum Vorjahr ist dies ein Anstieg um 5,6 Prozent beziehungsweise 1.699 Personen. Ohne Ausbildungsplatz waren zum Stichtag noch 14.984 Bewerber/innen. Zum selben Zeitpunkt hatten die Unternehmen in Hessen insgesamt rund 30.000 Lehrstellen anzubieten, von denen 13.644 im Juni noch unbesetzt waren.
Aktuell bieten die Unternehmen noch Ausbildungsplätze für rund 1.600 Kaufleute im Einzelhandel, 1.500 Verkäufer/innen, 650 Handelsfachwirt/innen, 440 Fachkräfte Lagerlogistik, 400 Kaufleute für Büromanagement, 300 Bankkaufleute, 300 Zahnmedizinische Fachangestellte, 300 Industriemechaniker/innen, 280 Groß- und Außenhandelskaufleute und 280 Industriekaufleute.
„Junge Leute haben wieder mehr Lust auf eine betriebliche Ausbildung. Nach der Pandemie sind sie wieder vermehrt bereit, diesen beruflichen Weg einzuschlagen. Leider sind die Arbeitgeber angesichts der Wirtschaftslage derzeit eher zurückhaltend bei der Einstellung von Auszubildenden. Zum Endspurt am Ausbildungsmarkt liegt unser Fokus darauf, jungen Menschen den erfolgreichen Übergang von der Schule in den Beruf zu ermöglichen. Hierzu setzen wir auf eine enge Zusammenarbeit mit Unternehmen, Schulen und anderen Akteuren", betont Martin. „Wer jetzt Initiative zeigt, hat noch gute Chancen einen passenden Ausbildungsplatz zu finden. Die Möglichkeiten sind da, müssen aber ergriffen werden. Die Berufsberatung der hessischen Arbeitsagenturen steht bereit, um zu unterstützen: persönlich, telefonisch und digital.“
Arbeitsmarkt in den hessischen Regionen: Fulda weiterhin Spitzenreiter
Auch im Juni liegt die niedrigste Arbeitslosenquote in Hessen im Landkreis Fulda (3,7 Prozent). 16 weitere der 26 hessischen Kreise liegen unter dem Landeswert von 5,7 Prozent. Dazu zählen unter anderem Hersfeld-Rothenburg (4,2 Prozent), Vogelsberg und Hochtaunuskreis (jeweils 4,3 Prozent), gefolgt vom Schwalm-Eder und dem Wetteraukreis (jeweils 4,4 Prozent). Die höchsten Arbeitslosenquoten weisen mehrere Großstädte auf, insbesondere Offenbach (9,4 Prozent), Kassel (8,8 Prozent) und Wiesbaden (8,1 Prozent).