Arbeitsmarkt steht weiter unter Druck
Arbeitslosenquote in Hessen steigt auf 5,9 Prozent
Schul- und Ausbildungsende verschärft saisonbedingt die Arbeitsmarktlage
Frankfurt – Saisontypisch sind die Arbeitslosenzahlen in Hessen mit Beginn der Ferienzeit gestiegen. Insgesamt waren im Juli rund 209.000 Menschen arbeitslos gemeldet. Das sind knapp 6.000 mehr als im Juni und rund 12.000 mehr als im Vorjahr. Die Arbeitslosenquote beträgt damit aktuell 5,9 Prozent nach 5,7 Prozent im Juni.
„Regelmäßig beobachten wir in der Sommerzeit einen Anstieg der Arbeitslosigkeit, die vor allem auf das Schul- und Ausbildungsende zurückzuführen ist. Viele junge Menschen sind auf der Suche nach einem Ausbildungs- oder Studienplatz, andere bewerben sich auf ihre erste Festanstellung. Erfahrungsgemäß geht die Zahl junger Arbeitsloser bis Oktober wieder deutlich zurück“, so Eckart Schäfer, Geschäftsführer der Regionaldirektion Hessen der Bundesagentur für Arbeit. „Sorge bereitet uns jedoch, dass die Arbeitslosigkeit in Hessen auch bereinigt um saisonale Effekte wieder angestiegen ist. Das zeigt, dass wir von einem nachhaltigen Aufschwung am Arbeitsmarkt noch entfernt sind und die Lage auch in den kommenden Monaten angespannt bleibt.“
Arbeitslosigkeit: Quote steigt auf 5,9 Prozent
In Hessen waren im Juli insgesamt 209.043 Personen arbeitslos gemeldet. Gegenüber Juni ist die Zahl damit um 5.963 (+ 2,9 Prozent) gestiegen, gegenüber dem Vorjahr sogar um 11.984 (+ 6,1 Prozent). Der saisonbedingte Anstieg der Arbeitslosigkeit betraf, wie im Juli üblich, vor allem Jugendliche unter 25 Jahren. Hier stieg die Arbeitslosigkeit gegenüber dem Vormonat um 11,2 Prozent. Rechnet man saisonale Einflüsse heraus, ist in Hessen ein Anstieg der Arbeitslosigkeit zum Vormonat um 1.000 Menschen (+ 0,6 Prozent) zu beobachten.
Von den insgesamt im Juli arbeitslos gemeldeten Personen bezogen 74.838 Arbeitslosengeld von den Agenturen für Arbeit, was einer Steigerung von 7,0 Prozent gegenüber Juni entspricht (+ 12,6 Prozent gegenüber Vorjahr). Von den Jobcentern in Hessen wurden im Juli insgesamt 134.205 Menschen in der Grundsicherung / im Bürgergeld und damit 2,8 Prozent mehr als im Vorjahr betreut.
Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung leicht gewachsen
Gemäß den jüngsten verfügbaren Daten stieg die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Hessen im Vergleich zum Vorjahr um 5.400 auf rund 2.769.300 Personen, was einem Anstieg um 0,2 Prozent entspricht. Damit liegt Hessen weiterhin über dem Niveau des Bundes (+ 0,1 Prozent).
Zusätzliche Arbeitsplätze entstanden in Hessen im Vergleich zum Vorjahr vor allem bei Heimen und Sozialwesen (+ 3,3 Prozent), dem öffentlichen Dienst (+ 3,0 Prozent), dem Gesundheitswesen (+ 2,4 Prozent) sowie dem Energiesektor (+ 2,3 Prozent). Dagegen sank die Zahl der Beschäftigten vor allem in der Arbeitnehmerüberlassung (- 9,5 Prozent), sowie im verarbeitenden Gewerbe (- 3,0 Prozent), wozu auch die Metall-, Elektro- und Stahlindustrie zählt.
Branchenübergreifend wurden den hessischen Arbeitsagenturen im Juli rund 8.845 neue Stellen (+ 0,6 Prozent ggü. Juni) gemeldet. Zwar stieg damit den dritten Monat in Folge das Angebot an neuen Stellen. Dieses liegt jedoch 18 Prozent unter dem Niveau des Vorjahres.
Ausbildungsmarkt: Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage nimmt zu
Im Juli waren insgesamt 33.523 junge Menschen auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz. Damit stieg die Zahl zum Vorjahr um 4,7 Prozent beziehungsweise 1.518 Personen. Von allen Bewerbern hatten im Juli 9.948 bereits eine Zusage für einen Ausbildungsplatz erhalten, während 12.121 junge Menschen noch keine Lehrstelle gefunden haben. Im selben Zeitraum ging die Zahl der in Hessen angebotenen Lehrstellen auf 30.624 (- 7,1 Prozent) zurück, von denen 11.400 im Juli noch zur Verfügung standen.
Aktuell bieten Arbeitgeber in Hessen in den folgenden Bereichen noch Ausbildungsplätze an: Kaufleute im Einzelhandel (1.467), Verkäufer/innen (1.357), Handelsfachwirt/innen (552), Fachkräfte Lagerlogistik (346), Kaufleute für Büromanagement (323), Zahn- und Medizinische/r Fachangestellte/r (265 + 227), Bankkaufleute (258), Industriemechaniker/innen (218) sowie Groß- und Außenhandelskaufleute (214).
„Mit Sorge beobachten wir ein zunehmendes Ungleichgewicht zwischen der steigenden Zahl an Jugendlichen, die Interesse an einer dualen Ausbildung haben, und immer mehr Arbeitgebern, die ihr Angebot an Ausbildungsstellen zurückfahren. Die hessischen Arbeitsagenturen stehen bereit, Bewerbende und Arbeitgeber zu unterstützen. Mehr Flexibilität und Kompromissbereitschaft würden hier beiden Seiten helfen, etwa wenn die Noten nicht ganz den Vorstellungen entsprechen oder indem Betriebe Jugendlichen öfter die Möglichkeit zu Probearbeit und Praktika bieten. Das schafft Chancen zum gegenseitigen Kennenlernen, wovon Auszubildende und Betriebe profitieren,“ so Schäfer.
Arbeitsmarkt in den hessischen Regionen: Fulda unverändert unter 4 Prozent
Auch im Juli weist der Landkreis Fulda mit 3,9 Prozent die niedrigste Arbeitslosenquote auf. 16 weitere der 26 hessischen Kreise liegen unter dem Landeswert von 5,9 Prozent. Dazu zählen der Vogelsbergkreis (4,4 Prozent), Hersfeld-Rothenburg und der Hochtaunuskreis (jeweils 4,5 Prozent), gefolgt vom Wetteraukreis (4,6 Prozent) und der Bergstraße mit 4,7 Prozent. Die höchsten Arbeitslosenquoten weisen Offenbach (9,5 Prozent), Kassel (9,1 Prozent), Wiesbaden (8,3 Prozent) und Frankfurt (7,0 Prozent) auf.
