Trotz Fachkräftemangel: Zahl der Ausbildungsplätze in Hessen geht weiter zurück
Frankfurt – Am Ausbildungsmarkt in Hessen nimmt das Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage wieder zu. Das ist das Ergebnis der Bilanz zum Ausbildungsjahr 2024/25. Erstmals seit 2020/21 übersteigt das Angebot an Bewerber:innen wieder die Nachfrage bei den Ausbildungsstellen. Damit endet der in den letzten Jahren zu beobachtete Trend zu einem bewerberfreundlichen Ausbildungsmarkt.
Vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen Unsicherheiten sinkt die Zahl der in Hessen angebotenen Lehrstellen kontinuierlich trotz unverändert bestehendem Fachkräftemangel. So haben die Arbeitgeber für das laufende Ausbildungsjahr nur 32.468 Lehrstellen gemeldet und damit 2.220 weniger als im Vorjahr. Das entspricht einem Rückgang von 6,4 Prozent. Ausnahmen von diesem hessenweiten Trend ließen sich lediglich in Frankfurt und Marburg beobachten. Hier stiegen die gemeldeten Berufsausbildungsstellen.
Gleichzeitig ist das Interesse junger Menschen an einer dualen Ausbildung weiter gestiegen. In ganz Hessen waren 36.273 Jugendliche auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz. Das waren 1.615 Bewerber:innen mehr als im Vorjahr. Vor allem in Hanau, Marburg und Offenbach war das Interesse und damit die Steigerungen gegenüber dem Vorjahr besonders groß. Über 3.600 junge Menschen waren Ende September aber immer noch auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz.
Aus Anlass der Vorstellung der Ausbildungsmarktbilanz 2024/25 besuchten Kaweh Mansoori, Hessischer Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr, Wohnen und ländlichen Raum und Dr. Frank Martin, Leiter der Regionaldirektion Hessen der Bundesagentur für Arbeit, die Firma Knettenbrech + Gurdulic, eines der führenden mittelständischen Unternehmen der Entsorgungswirtschaft, welches in vorbildlicher Weise junge Menschen ausbildet und damit in deren und die eigene Zukunft investiert. Knettenbrech + Gurdulic setzt dabei Maßstäbe beim Onboarding und der Betreuung der Auszubildenden.
Dr. Frank Martin: „Mit Sorge beobachten wir ein zunehmendes Ungleichgewicht zwischen der steigenden Zahl an Jugendlichen, die Interesse an einem Ausbildungsplatz haben, und immer mehr Arbeitgebern, die ihr Angebot an Ausbildungsstellen zurückfahren. Den Unternehmen sollte bewusst sein, dass eine Konjunkturbelebung auf einen Arbeitsmarkt treffen wird, auf dem Fachkräfte fehlen und mittelfristig immer weniger Erwerbspersonen zur Verfügung stehen werden. Es braucht mehr Engagement, Flexibilität und Kompromissbereitschaft auf beiden Seiten. So sollten Arbeitgeber ihre Rekrutierungsprozesse kritisch prüfen und gegebenenfalls überarbeiten, beispielsweise indem sie Angebote für Praktika sowie Preboarding-Maßnahmen in den Rekrutierungsprozess integrieren.“
Wirtschaftsminister Kaweh Mansoori betonte: „Mir ist bewusst, dass es gerade in wirtschaftlich unsicheren Zeiten nicht leicht ist, Ausbildungsplätze anzubieten. Dennoch möchte ich gezielt dazu aufrufen, in den Ausbildungsbemühungen nicht nachzulassen und in zukünftige Fachkräfte zu investieren. Denn Fachkräfte fallen nicht vom Himmel. Wir legen heute damit das Fundament für die Wettbewerbsfähigkeit der Zukunft!“
Die duale Ausbildung ist eine tragende Säule unseres Bildungssystems. Sie bietet jungen Menschen einen praxisnahen und zukunftsfähigen Einstieg in den Beruf – eine wichtige Basis für ein erfülltes, erfolgreiches Erwerbsleben. Zudem trägt sie zur Fachkräftesicherung und damit zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen in Hessen bei.
Es ist das erklärte Ziel der Landesregierung, die Ausbildung weiter zu stärken. Um ausbildenden Unternehmen und Jugendlichen niederschwellige Möglichkeiten für Kontakte und praktische Einblicke zu geben, wurden daher beispielsweise die Praktikumstage für Hessen ins Leben gerufen und gehen im Sommer 2026 ins dritte Jahr. Darüber hinaus wurde gleich zu Beginn der Amtszeit der neuen Landesregierung der kostenfreie Meister eingeführt. Damit wird die Gleichwertigkeit dualer und akademischer Bildungswege gestärkt und berufliche Bildungsverläufe attraktiver gemacht.
Arbeitgeber zeigen Flexibilität bei Schulabschlüssen
Für die von den Arbeitgebern ausgeschriebenen Ausbildungsstellen war in mehr als 50 Prozent der Fälle ein Hauptschulabschluss ausreichend. Dagegen haben die Bewerberinnen und Bewerber in der Regel höhere Schulabschlüsse mitgebracht. Nur rund 28 Prozent hatten einen Hauptschulabschluss. Knapp 42 Prozent einen Realschulabschluss und 22 Prozent (Fach-)Abitur. Sorge bereitet die Entwicklung bei jungen Menschen ohne Schulabschluss. Auch wenn ihr Anteil nur bei 2,5 Prozent liegt so ist dieser in den letzten Jahren sukzessive gestiegen.
Über 3.600 junge Menschen noch ohne Ausbildungsplatz
Zum Stichtag (30.09.2025) waren 3.642 Ausbildungsplatzsuchende noch unversorgt. Ihnen standen 2.854 unbesetzte Lehrstellen gegenüber. „Im Rahmen unserer Nachvermittlungsaktion werden wir versuchen, auch den bislang unversorgten jungen Menschen einen Ausbildungsplatz zu vermitteln. Realistisch betrachtet werden wir aber keinen Marktausgleich erreichen und dem hessischen Arbeitsmarkt wird wichtiges Arbeitskräftepotential verloren gehen“, so Martin.
40 Ausbildungsplätze erfolgreich besetzt
Ein hessisches Unternehmen, welches in vorbildlicher Weise junge Menschen ausbildet und damit in deren und die eigene Zukunft investiert und Maßstäbe beim Onboarding und der Betreuung der Auszubildenden setzt, ist die Firma Knettenbrech + Gurdulic Service GmbH & Co. KG, ein führendes mittelständisches Unternehmen der Entsorgungswirtschaft. Aus dem 2001 gegründeten Familienunternehmen hat sich eine deutschlandweit aktive Unternehmensgruppe mit über 2.500 Mitarbeitern, an über 30 Standorten und mit einem Umsatz von über 400 Mio. Euro entwickelt. Aktuell hat das Unternehmen bundesweit 93 Auszubildende, davon 50 in Wiesbaden. Zum Ausbildungsstart 2025 hat es Knettenbrech + Gurdulic geschafft, bundesweit 40 Ausbildungsplätze erfolgreich neu zu besetzen.
„Die Ausbildung nimmt in unserer Unternehmensgruppe einen sehr hohen Stellenwert ein. Wir möchten unseren Nachwuchs sowohl im kaufmännischen als auch im gewerblichen Bereich gezielt entwickeln und fördern. Unser breites Spektrum an Ausbildungsberufen bietet jungen Menschen vielfältige Einstiegsmöglichkeiten in eine Zukunftsbranche mit Perspektive,“ erläutert Bertram Scholtes, Geschäftsführer KNETTENBRECH + GURDULIC, die Bedeutung des Themas Ausbildung. „Wir fördern unsere Auszubildenden individuell nach ihren Potenzialen und eröffnen ihnen zahlreiche Entwicklungswege – sowohl in der Fach- als auch in der Führungslaufbahn. Dabei schaffen wir Gestaltungs- und Entscheidungsräume, in denen Verantwortung übernommen und Innovation gelebt werden kann. Junge Menschen mit neuen Ideen sind für uns ein echter Gewinn und treiben unsere Weiterentwicklung voran.“
Das Ausbildungsprogramm von Knettenbrech + Gurdulic umfasst drei kaufmännische Berufe, zwei technische Berufe, vier gewerbliche Berufe und verschiedene Duale Studienangebote. Gründe für das erfolgreiche Recruiting von jungen Menschen sind ein strukturiertes Onboarding mit einem Preboarding- und Welcome Day, zusätzliche Förderungen und Qualifizierungen sowie intensive Vorbereitungen auf die Prüfungen. Weitere Benefits sind eine 80% Kostenübernahme des Deutschlandtickets oder ein motivierendes Prämiensystem, bei guten schulischen und betrieblichen Leistungen honoriert werden.
