Der Arbeitsmarkt in Schleswig-Holstein: Rück- und Ausblick 2024/2025

RD Nord-Chef Markus Biercher und Staatssekretär Tobias von der Heideziehen eine differenzierte Bilanz für 2024 und erwarten eine verhaltene Dynamik für das Jahr 2025
 

-   Zuwachs an sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung

-   Zahl der Arbeitslosen im Vorjahresvergleich gestiegen

-   Ausblick auf 2025 – Arbeitsmarkt verliert leicht an Dynamik

-   Arbeits- und Fachkräftesicherung bleibt zentrale Herausforderung

17.01.2025 | Presseinfo Nr. 3

KIEL. Im Rahmen einer gemeinsamen Pressekonferenz haben Markus Biercher, Chef der Regionaldirektion Nord der Bundesagentur für Arbeit, und Staatssekretär Tobias von der Heide heute (17.01.2025) in Kiel ihre Arbeitsmarkt-Bilanz für das Jahr 2024 und ihre Erwartungen für das beginnende Jahr 2025 vorgestellt.

„Für das Jahr 2024 muss ich eine differenzierte Bilanz aufmachen“, beginnt Markus Biercher und skizziert zunächst Faktoren, die das Arbeitsmarktgeschehen grundsätzlich beeinflussen: „Obwohl die gesamtwirtschaftliche Lage mit schwacher Binnennachfrage, hohen Energiepreisen und einer sinkenden Exportwirtschaft unseren Arbeitsmarkt in die Zange genommen hat, stieg die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung in Schleswig-Holstein im vergangenen Jahr um 6.100 oder 0,6 Prozent auf insgesamt 1.058.500 Menschen im Vergleich zum Vorjahr.“ Für Biercher zunächst eine gute Entwicklung, die in den vergangenen Jahren tatsächlich nur eine Richtung kannte: nach oben. „Aber wir haben eben auch Wirtschaftsbereiche, die Beschäftigungsverluste hinnehmen mussten, wie etwa der Handel, das Verarbeitende Gewerbe oder auch die Arbeitnehmerüberlassung. Trotz dieser positiven Gesamtentwicklung stieg gleichzeitig die Arbeitslosigkeit im Jahresdurchschnitt auf 92.500 gemeldete Arbeitslose an. Dies ist ein Plus zum Vorjahr 2023 von 4.700 oder 5,4 Prozent.“  

Staatssekretär Tobias von der Heide ergänzt: „Diese differenzierte Betrachtung darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Arbeits- und Fachkräftemangel weiterhin die größte Herausforderung am Arbeitsmarkt ist. Wir brauchen gezielte Erwerbsmigration und müssen alle Potenziale nutzen.“ Er verwies auf das jüngste „Migrationspaket“ der Landesregierung und die geplante Aufstockung des Welcome Center Schleswig-Holstein, um die Anerkennungs- und Qualifizierungsberatung zu verstärken. „Wir haben zum Jahresauftakt mit dem Programm ,Vielfalt im Betrieb‘ eine neue Projektförderung gestartet. Hier werden Unternehmen, die entweder bereits Arbeitnehmer aus der EU- oder Drittstaaten beschäftigten oder dies zeitnah beabsichtigen, pragmatisch unterstützt, wenn es darum geht, eine firmeninterne Betreuung aufzubauen“, so von der Heide. Auch die Erhöhung der Erwerbstätigkeit von Frauen sei wichtig und werde mit einem neu aufgestellten Beratungsangebot „Frau & Beruf“ unterstützt.

Für Markus Biercher sind und bleiben die Rahmenbedingungen zunächst auch 2025 herausfordernd, weil sie Beschäftigte, Arbeitsuchende und Unternehmen gleichermaßen betreffen: „Der Arbeitsmarkt in Schleswig-Holstein hat zwar an Dynamik verloren, weil 2024 insgesamt weniger Stellen gemeldet wurden und Bewerberinnen und Bewerber intensiver suchen müssen, aber es werden auch in diesem Jahr jeden Monat tausende Jobs neu zu besetzen sein!“ Statistische Auswertungen unterstreichen seine Aussagen: Im vergangenen Jahr wurden den Arbeitsagenturen 53.400 sozialversicherungspflichtige Jobs gemeldet, das waren 1.600 oder 2,9 Prozent weniger als 2023.  „In diesem Jahr rechne ich, trotz schwieriger Marktlage, mit über 50.000 neu gemeldeten Arbeitsstellen der schleswig-holsteinischen Unternehmen“, ist sich Biercher sicher und skizziert zusätzlich drei Aspekte der aktuellen und zukünftigen Fachkräftesicherung im Land:

  1. „Unternehmen sollten sich dreimal überlegen, ob sie ihre langjährige Arbeits- und Fachkraft entlassen, weil über 124.000 Beschäftige 60 Jahre und älter sind und zeitnah in den Ruhestand wechseln werden. Personelle Engpässe sind vorprogrammiert. 
  2. Die berufliche Aus- und Weiterbildung von Arbeitsuchenden hat für die regionalen Arbeitsagenturen höchste Priorität. Mit über 121 Millionen Euro werden wir bewährte Arbeitsmarktinstrumente bedienen, die die Arbeitsaufnahme zum Ziel haben. 
  3. Ausbau der „Berufsberatung im Erwerbsleben“, die zum Ziel hat, dass Beschäftigte, die sich neu orientieren müssen oder den Wiedereinstieg suchen, informiert und beraten werden. 

Gemeinsam appellierten Biercher und von der Heide an die Unternehmen, auch jungen Menschen ohne Schulabschluss eine Chance auf einen Berufseinstieg zu geben. „Die Zahl der Schülerinnen und Schüler, die die Schule ohne Abschluss verlassen, ist aus verschiedenen Gründen immer noch hoch. Dennoch sind hier junge Menschen, die ihr ganzes Arbeitsleben noch vor sich und damit Chancen auf einen Berufseinstieg, eine spätere Ausbildung und gesellschaftliche Teilhabe an der Gesellschaft verdient haben."

Ausgewählte Daten: Jahresbilanz 2024

Arbeitsmarkt und Beschäftigung in Schleswig-Holstein

 

Arbeitslosenzahlen: Jahresdurchschnitt 2024 zu 2023

  • insgesamt 92.500 / +4.700 oder +5,4 Prozent
  • Langzeitarbeitslosigkeit: 30.600 / +1.500 oder +5,2 Prozent
  • Unter 25: 9.400 / +800 oder +9,3 Prozent
  • 55 Jahre und älter: 22.487 / +1.600 oder +7,5 Prozent
  • Menschen mit Behinderung: 4.900 / +200 oder + 3,6 Prozent
  • Ausländer: 29.500 / +1.800 oder +6,5 Prozent
  • Arbeitslosenquote: 5,7 Prozent, im Vorjahr: 5,5 Prozent

 

Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung 2024 zu 2023

  • 1.058.500, Anstieg um 6.100 oder 0,6 Prozent 
  • Gesundheits- und Sozialwesen: +4.300
  • Öffentliche Verwaltung/Sozialversicherungen: +2.000
  • Verkehr und Logistik: +900 
  • Handel: -2.100
  • Baugewerbe: -1.000
  • Verarbeitendes Gewerbe: -600

 

Bestand: sozialversicherungspflichtige Stellenangebote 2024 zu 2023

  • 25.100 / -1.800 oder -6,6 Prozent; Schwerpunkte: Gesundheits- und Sozialwesen, freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen, Handel, Verarbeitendes Gewerbe, Baugewerbe, Öffentliche Verwaltung