NRW-Ausbildungsmarkt im April: Rund 60.000 Ausbildungsplätze sind noch frei

Landesweit waren im April noch 59.590 bei den Agenturen für Arbeit gemeldete Ausbildungsplätze unbesetzt. Das waren mehr als im vergangenen Jahr. Dem standen 49.337 junge Menschen gegenüber, die noch keine Ausbildungsstelle gefunden haben – weniger als vor einem Jahr. Einen Plan B hatten schon 9.176 Bewerberinnen und Bewerber, falls es mit der Lehrstelle nicht klappen sollte. Landesweit lässt sich von einer Trendumkehr vom Stellen- zum Bewerbermarkt sprechen. Allerdings gibt es regional noch deutliche Unterschiede.

28.04.2023 | Presseinfo Nr. 15

„Die sehr gute Nachricht vorweg: Für junge Menschen gibt es aktuell noch fast 60.000 freie Ausbildungsplätze in NRW“, sagte Roland Schüßler, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit. „Jungen Menschen, die sich für die Ausbildung interessieren, bieten sich derzeit gute Angebote und beste Chancen, mit einer passenden beruflichen Ausbildung erfolgreich in ihr Berufsleben zu starten“. 

Vollzieht man den Perspektivwechsel, stellt sich die Situation für Ausbildungsunternehmen etwas anders dar, sagte Schüßler weiter: „Ihnen fehlen in vielen Fällen jetzt schon gut ausgebildete Fachkräfte. Deshalb ist es für sie wichtig, in die Ausbildung zu investieren. Das tun viele Unternehmen auch, doch nicht wenige Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber haben bis in den April noch nicht die Auszubildenden gefunden, die sie dringend benötigen.“ Die Agenturen für Arbeit in NRW und auch bundesweit setzen deshalb darauf, mit großen Aktionen rund um den Ausbildungsmarkt – zum Beispiel dem bundesweiten Sommer der Berufsausbildung – weiter junge Menschen für die berufliche Bildung begeistern zu können: „Wir wollen sie für die Vorstellung gewinnen, ihre ersten Schritte als Erwachsene mit einer qualitativ hochwertigen Berufsausbildung zu beginnen!“

Gute Information und auch ein Stück Aufklärung über die berufliche Ausbildung und die Welt der Berufe sind derzeit sehr wichtig, sagte Schüßler: „Die vergangenen zwei bis drei Jahre waren am Ausbildungsmarkt nicht leicht. Das hat natürlich mit der Pandemie zu tun. Zum Beispiel hat die vorübergehend zurückgehende Zahl der angebotenen Ausbildungsstellen viele Jugendliche und Eltern zusätzlich verunsichert. Sie haben sich gefragt: Ist eine Ausbildung wirklich die Eintrittskarte in eine erfolgreiche Zukunft? Meine Antwort darauf lautet ganz klar: JA!“ Um diese Botschaft weit zu verbreiten, ist es wichtig, sagte Schüßler, dass Unternehmen jede Möglichkeit nutzen, um für die berufliche Ausbildung konsequent zu werben: „Ich sehe als einen wichtigen Teil der Lösung, dass wir jungen Menschen die Welt der Arbeit zugänglicher machen, sie aktiv zum Beispiel durch Praktika einladen, wichtige erste Erfahrungen im Berufsleben zu machen.“

Die Trendumkehr vom Stellen zum Bewerberinnen- und Bewerbermarkt komme für viele Unternehmen zu einem Zeitpunkt, zu dem sie aufgrund der Auswirkungen des demografischen Wandels mehr in die Ausbildung investieren wollen, da sie auf anderem Weg nicht zuverlässig genug ihre benötigten Fachkräfte finden können: „Am Arbeitsmarkt sehen wir diesen Trend deutlich. Während dort die Dynamik etwas schwächer als für die Jahreszeit üblich verläuft, sind junge Menschen davon scheinbar ausgenommen. Als einzige Bevölkerungsgruppe konnten junge Menschen in größerem Umfang vom Fachkräftebedarf der Unternehmen profitieren.“ Um weiter zukunftsfähig zu bleiben, ist es für die Wirtschaft in NRW wichtig, den Fachkräftebedarf mit einer längerfristigen Perspektive zu sichern. Und dafür eigne sich vor allem die Ausbildung, so Experte Schüßler: „Um noch einmal die Perspektive zu wechseln: Die duale Ausbildung ist für junge Menschen nicht nur attraktiv und bietet aktuell beste persönliche Entwicklungsmöglichkeiten. Sie ist zudem auch eine stabile Basis für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer - auch in unsicheren Zeiten.“

Jugendlichen rät der Ausbildungsmarktexperte, ihre Berufsberatung in der Agentur für Arbeit oder im Jobcenter anzusprechen: „60.000 attraktive Ausbildungsstellen gibt es in NRW, die noch in diesem Jahr besetzt werden sollen. Damit das klappt, unterstützen die Berufsberatungen der Agenturen für Arbeit und der Jobcenter wo sie nur können. Die direkten Kontaktmöglichkeiten zu den Berufsberatungen gibt es im Internet. Unsere Kolleginnen und Kollegen kennen sich bestens aus. Da macht es auch nichts, wenn man noch unentschlossen ist. Wichtig ist uns, dass alle jungen Erwachsenen ihre Chance für einen guten Start in ihre berufliche Zukunft erhalten. Dafür beraten und unterstützen wir sie!“

Der Ausbildungsmarkt im April 2023 in Zahlen

Bis Ende April meldeten Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber bei den Agenturen für Arbeit 95.428 duale Berufsausbildungsstellen. Das waren zwar 1,0 Prozent oder 999 Stellen weniger als vor einem Jahr, doch 5.481 Stellen oder 6,1 Prozent mehr als während der Pandemie vor zwei Jahren.

Der aktuelle Rückgang der Stellen ist zurückzuführen auf ein geringeres Angebot von Ausbildungsstellen im Bereich des Einzelhandels. Allein im Verkauf und beim Verkauf von Lebensmitteln wurden seit Oktober, dem Beginn des Vermittlungsjahres 22/23 895 Ausbildungsstellen weniger gemeldet.

Während die Zahl der angebotenen Ausbildungsstellen auf einem stabilen Niveau geblieben ist, nahm die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber weiter ab. Im Vergleich zum Vorjahr sank sie noch einmal deutlich. Im aktuellen Vermittlungsjahr meldeten sich bei den Agenturen für Arbeit in NRW bis zum Stichtag im April 81.549 junge Menschen mit dem Ziel, eine Berufsausbildung zu beginnen. Das waren 3.088 Jugendliche oder 3,6 Prozent weniger als vor einem Jahr. Damit kamen landesweit auf 100 Ausbildungsstellen 86 Bewerberinnen und Bewerber. Im vergangenen Jahr waren es im April noch 88 Bewerberinnen und Bewerber. Umgekehrt bedeutet das, dass auf 100 Bewerberinnen und Bewerber in diesem Jahr 117 gemeldete Ausbildungsstellen kommen. Der Wandel vom Stellen- zum Bewerberinnen- und Bewerbermarkt wird sehr deutlich, wenn man diese Zahl mit der von vor zwei Jahren, also dem März 2021 vergleicht. Damals war das Verhältnis noch annähernd ausgeglichen und lag bei 100 Stellen auf 104 jungen Menschen. Die sich bereist lange andeutende Umkehr vom Stellen- zum Bewerbermarkt gewinnt damit immer weiter an Kontur.

Ende April galten 59.590 Ausbildungsplätze noch als unbesetzt. Das waren 1.209 oder 2,1 Prozent mehr als zum selben Zeitpunkt im Vorjahr. Im Vergleich zum Vorjahr nahm auch die Zahl der unversorgten jungen Menschen ab. 40.161 Jugendliche suchten im April noch ihren Ausbildungsplatz. Rechnerisch kamen demnach auf hundert unversorgte Bewerberinnen und Bewerber landesweit 148 unbesetzte Stellen.

Allerdings sind in dieser Rechnung nicht berücksichtigt junge Menschen mit einer Alternative, etwa dem weiteren Besuch einer Schule oder dem Beginn eines sozialen Jahres. Die Zahl dieser Jugendlichen mit Alternative, deren erste Priorität aber nach wie vor eine Ausbildung ist, sank im Vergleich zum Vorjahr um 6,4 Prozent oder 630 junge Menschen auf 9.176 Bewerberinnen und Bewerber. Zusammen beträgt also die Zahl der jungen Erwachsenen, die im April noch eine Ausbildungsstelle suchten, 49.337 Personen.

Top 10 der beliebtesten Berufe bei Schülerinnen und Schülern

Der beliebteste duale Ausbildungsberuf bei Bewerberinnen und Bewerbern ist im aktuellen Jahr die Kauffrau bzw. der Kaufmann für Büromanagement. Bis Ende April hatten sich 5.047 Bewerberinnen und Bewerber auf diesen Beruf als ihre erste Wahl beworben. Auf Platz 2 der Favoriten der Schülerinnen und Schüler steht der Beruf der/des KFZ-Mechatronikerin/s mit 3.915 Bewerberinnen und Bewerbern.

Unternehmen in NRW boten bis Ende April 6.151 Ausbildungsplätze für den Ausbildungsberuf zur/zum Verkäufer/in. Auf Platz 2 folgt die Ausbildung zur/zum Kauffrau/mann im Einzelhandel, auf Platz 3 der Ausbildungsberuf Kaufmann/Kauffrau für Büromanagement. Obwohl die Berufe im Handel weiter die Spitze der Top 10 bilden, ist hier ein leichter Rückgang zu erkennen. Im Vergleich zum Vorjahr wurden bei den Verkäufer/innen 504 Stellen weniger angeboten.

Der Ausbildungsmarkt in den Regionen im April 

Die regionalen Unterschiede am Ausbildungsmarkt in NRW bleiben trotz der landesweit einheitlichen Tendenz auch im aktuelle Vermittlungsjahr 2022/2023 gut sichtbar.

In allen Arbeitsmarktregionen sank die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber im Vergleich zum Vorjahr. 

Im Ruhrgebiet fiel der Rückgang bei den Bewerberinnen und Bewerbern mit 6,9 Prozent am stärksten aus. Auf 100 Ausbildungsstellen kommen hier ebenso viele Bewerberinnen und Bewerber. Seit Anfang des Vermittlungsjahres im Oktober 2022 meldeten sich 23.484 Bewerberinnen und Bewerber bei den Agenturen für Arbeit, 1.728 Jugendliche weniger als vor einem Jahr. 11.668 junge Menschen galten Ende April noch als unversorgt. Gleichzeitig wurden im Ruhrgebiet 23.503 Stellen angeboten – das waren 600 oder 2,5 Prozent weniger als vor einem Jahr. 14.682 Ausbildungsstellen waren im April noch unbesetzt.

In Südwestfalen suchten im abgelaufenen Vermittlungsjahr 311 junge Menschen oder 5,0 Prozent weniger einen Ausbildungsplatz als im vergangenen Jahr. Insgesamt meldeten sich hier bis Ende April 5.873 junge Bewerberinnen und Bewerber bei den Agenturen für Arbeit. 2.513 galten noch als unversorgt. Dem standen 6.259 unbesetzte Ausbildungsplätze gegenüber. Insgesamt sind bislang im Vermittlungsjahres in Südwestfalen 10.280 Ausbildungsplätze gemeldet worden – 303 oder 3,0 Prozent mehr als vor einem Jahr. Auf hundert Bewerberinnen und Bewerber kommen hier bislang 175 Ausbildungsstellen.

Im Münsterland waren bis April 10.894 Stellen gemeldet worden, 816 oder 7,0 Prozent weniger als vor einem Jahr. Unbesetzt waren zum Stichtag davon noch 6.658. Die Zahl der gemeldeten Bewerberinnen und Bewerber nahm um 4,3 Prozent oder 310 Personen auf 6.869 Interessierte an einer betrieblichen Ausbildung ab. Das Verhältnis lag bei 163 Stellenangeboten auf 100 Bewerberinnen und Bewerber. Noch ohne Ausbildungsplatz waren Ende April 2.729 junge Menschen.

In Ostwestfalen-Lippe sind seit Oktober 2022 12.629 duale Ausbildungsstellen gemeldet worden – bislang 85 oder 0,7 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Unbesetzt davon waren Ende April noch 7.523. Diesen standen 4.852 unversorgte Jugendliche gegenüber. Insgesamt haben sich in Ostwestfalen 10.605 Jugendliche bei den Agenturen für Arbeit gemeldet. Das waren 374 oder 3,4 Prozent weniger als im Vorjahr. Das Verhältnis aller Bewerberinnen und Bewerber zu gemeldeten Stellen betrug 119 Stellenangebote auf hundert Bewerberinnen und Bewerber.

Im Bergischen Land meldeten sich im Vergleich zum Vorjahr 229 Jugendliche oder 2,8 Prozent weniger bei den Arbeitsagenturen bis Ende April. Insgesamt zählt das Bergische Land damit 7.934 Bewerberinnen und Bewerber zum aktuellen Zeitpunkt. Die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen nahm hingegen im Vergleich zum Vorjahr um 526 oder 6,9 Prozent auf nun 8.182 Stellen zu. Davon waren im April 5.215 unbesetzt. Dem standen 3.988 unversorgte Jugendliche gegenüber. Auf 100 Bewerberinnen und Bewerber kamen im Bergischen Land 103 Ausbildungsstellen.

Im Rheinland gibt es in absoluten Zahlen die meisten Bewerberinnen und Bewerbern. Im Verlauf des Vermittlungsjahres meldeten sich hier bis jetzt 26.784 junge Menschen mit Interesse an einem Ausbildungsplatz, 136 Personen oder 0,5 Prozent weniger als im Vorjahr. Ende April galten noch 14.411 Jugendliche als unversorgt. Dem standen 19.253 unbesetzte Ausbildungsplätze gegenüber. Insgesamt sind seit dem Oktober 2022 im Rheinland 29.940 duale Ausbildungsplätze angeboten worden – 1,1 Prozent oder 327 weniger als vor einem Jahr. Das Verhältnis Stellen zu Bewerberinnen und Bewerbern liegt bei 112 Stellen auf hundert Jugendliche.

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