„Am NRW-Arbeitsmarkt hat es im Juni wenig Veränderungen gegeben. Die Zahl der arbeitslos gemeldeten Menschen sank geringfügig um 88 Personen, saisonbereinigt fiel der Rückgang sogar etwas stärker aus. Damit hat sich der Arbeitsmarkt trotz ungünstiger konjunktureller Bedingungen im Juni robust gezeigt“, sagte Dirk Strangfeld, Geschäftsführer Arbeitsmarktmanagement der Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit. „Zu den positiven Aspekten gehört, dass, wenn auch nur geringfügig, die Arbeitslosigkeit in diesem Juni gegen den Trend der vergangenen Jahre zurückgegangen ist. Positiv ist außerdem, dass im Vergleich zum Vormonat auch die Zahl der neuen Arbeitslosmeldungen zurückgegangen ist. Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber setzen also weiter darauf, ihr Personal zu halten“, so Strangfeld. Allerdings hätten im Gegenzug auch weniger Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer eine neue Stelle gefunden. Damit hielten sich im Juni diese sogenannten Zu- und Abgänge in die Arbeitslosigkeit annähernd die Balance: „Die Dynamik am Arbeitsmarkt war auch in diesem Juni schwächer ausgeprägt. Plastisch bedeutet das: 2019 beendete im Juni fast jede oder jeder Vierte innerhalb eines Monats ihre oder seine Arbeitslosigkeit. Aktuell ist es nur noch jede bzw. jeder Sechste.“
Die geringere Zahl neuer Arbeitsverhältnisse zeige, so Strangfeld, „dass Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber bei Neueinstellungen weiter zurückhaltend und vorsichtig agieren und die Stellen länger offen bleiben.“ Auswirkungen habe das auch auf Fördermaßnahmen für arbeitslose Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer: „Bei vielen Maßnahmen für arbeitslose Menschen, zum Beispiel einer geförderten Probearbeit, kommt es auf die Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber an, in deren Unternehmen die Maßnahmen stattfinden. Sie entscheiden, ob sie zum Beispiel Probearbeitende mit der Perspektive auf Einstellung in den Betrieb nehmen. Wenn sie derzeit aber eher weniger einstellen, geht auch die Zahl dieser Maßnahmen zurück. Im Vergleich zum Vorjahr waren es im Juni landesweit 18,1 Prozent oder 4.103 Förderungen der Aufnahme einer Erwerbstätigkeit weniger.“ Resultat sei, so der Arbeitsmarktexperte, dass es für die Menschen schwerer wird, aus zurück in Arbeit zu finden.
Dass die Arbeitslosigkeit im Juni gegen den langjährigen Trend geringfügig zurückgegangen ist, hält Strangfeld nicht für ungewöhnlich. Das passe vielmehr, so Strangfeld, „gut zu der wechselhaften Entwicklung, die wir schon über das ganze Jahr beobachten: In einem Monat entwickelt sich die Arbeitslosigkeit etwas besser, im nächsten dann etwas schlechter als erwartet.“ Das seien Auswirkungen der derzeit unregelmäßigen ökonomischen Entwicklungen. „Zuletzt haben einige Ökonomen von einer ‚Wellblechkonjunktur‘ gesprochen, die durch den ständigen Wechsel kleiner, monatlicher, konjunktureller Auf- und Abwärtsbewegungen gekennzeichnet ist. Ein länger anhaltender, positiver Impuls für den Arbeitsmarkt ist derzeit noch nicht zu erkennen.“
Allerdings, sagte Strangfeld, habe er auch eine uneingeschränkt positive Nachricht: „Die beschriebenen Entwicklungen am Arbeitsmarkt sind nicht nur Resultat der konjunkturell angespannten Lage, sondern auch Auswirkungen eines tiefgreifenden Wandels, unter anderem durch die technische Modernisierung, die Digitalisierung und Automatisierung in der Wirtschaft. Die Berufsbilder verändern sich und verlangen von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, ihre Kenntnisse und Fähigkeiten zu erweitern. Umso mehr freue ich mich, dass die Arbeitsagenturen im Juni die berufliche Weiterbildung von 53.951 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern fördern konnten. Das waren 8,2 Prozent oder 4.106 Teilnehmerinnen und Teilnehmern mehr als vor einem Jahr. Jede und jeder dieser Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ist eine Chance für ein Unternehmen, seine Fachkräftelücke zu schließen!“
Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung
In Nordrhein-Westfalen waren im Juni 780.910 Menschen arbeitslos gemeldet. Das waren 88 Personen weniger als einen Monat zuvor. Im Vergleich zum Vorjahr lag die Zahl der Arbeitslosen damit 5,1 Prozent oder 37.795 Personen höher. Die Arbeitslosenquote blieb bei 7,8 Prozent. Vor einem Jahr lag sie bei 7,4 Prozent.
Einen stärkeren Rückgang dagegen gab es in der Unterbeschäftigung. Im Vergleich zum Vormonat galten 5.843 Personen oder 0,6 Prozent weniger unterbeschäftigt. Auch steigt die Unterbeschäftigung im Vergleich zum Vorjahr nicht so deutlich, sondern hielt das Niveau: Vor einem Jahr waren nur geringfügige 224 Personen mehr unterbeschäftigt gemeldet. Zur Unterbeschäftigung zählen nicht nur arbeitslose Menschen. Wer zum Beispiel an einer abschlussorientierten Maßnahme teilnimmt und deshalb dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung steht, wird, auch wenn er Bürgergeld oder Arbeitslosengeld erhält, nicht als arbeitslos gezählt. Auch Menschen, die durch eine Erkrankung arbeitsunfähig sind, werden weiterhin als unterbeschäftigt, jedoch nicht mehr als arbeitslos gezählt. So hat zwar der deutliche Rückgang bei den Maßnahmen, die eine direkte Beschäftigungsaufnahme zum Ziel haben, unmittelbar Auswirkungen auf die Arbeitslosigkeit, jedoch keine auf die Unterbeschäftigung, da auch Maßnahmen-Teilnehmende als unterbeschäftigt, jedoch nicht als arbeitslos gelten.
Als unterbeschäftigt, aber nicht arbeitslos galten im Juni 173.575. Das waren 5.755 Kundinnen und Kunden von Arbeitsagenturen und Jobcenter weniger als im Vormonat. Vor einem Jahr lag die Zahl der Unterbeschäftigten, die nicht arbeitslos waren, um 38.019 Personen höher – bei 211.594 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern.
Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung
Die aktuellsten Daten zur Beschäftigung stammen aus dem April. In NRW waren im April 7.361.200 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Das waren 800 Personen weniger als im Vormonat. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Zahl der Beschäftigten um 28.300 Personen oder 0,4 Prozent. Zum Vergleich: Vor zehn Jahren, im April 2014, lag die Zahl der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit einem sozialversicherungspflichtigen Job noch um rund eine Million Beschäftigte niedriger.
Wenige offene Stellen für Helferinnen und Helfer
Im Juni wurden in NRW 21.713 offene Stellen neu gemeldet. Das waren 1,1 Prozent oder 246 weniger als im Vormonat. Auch der Bestand der zur Vermittlung bei den Arbeitsagenturen und Jobcentern gemeldeten Stellen ging zurück auf jetzt 126.286 Arbeitsstellen. Vor einem Jahr gab es in NRW noch 10.286 oder 7,5 Prozent offene Stellen mehr.
Im Juni richteten sich 59,4 Prozent aller angezeigten offenen Stellen an Fachkräfte mit einer Berufsausbildung. Gleichzeitig hatten nur 26,6 Prozent aller arbeitslosen Bewerberinnen und Bewerber eine Ausbildung zur Fachkraft. Auf 74.985 angebotene Fachkraftstellen kamen damit 207.723 qualifizierte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, auf 100 Stellen kommen rechnerisch 277 Bewerberinnen und Bewerber. Arbeitsstellen für Helfer, also für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die keine aktuelle Qualifikation bzw. keinen Abschluss vorzuweisen haben, sind erheblich seltener. So waren im Juni nur 25.106 Arbeitsstellen ohne weitreichende formale Anforderungen an die Qualifikation zur Vermittlung bei den Arbeitsagenturen und Jobcentern gemeldet. Das entsprach anteilig 19,9 Prozent aller Stellen. Gleichzeitig waren 55,6 Prozent aller Arbeitslosen, konkret 434.309 Menschen ohne aktuelle Qualifikation. Hier lag die Relation bei 1.729 Arbeitslosen auf 100 offene Stellen.
Der Arbeitsmarkt in den NRW-Regionen im Juni 2025
Im Rheinland sank im Juni die Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vormonat um 0,3 Prozent oder 928 Personen. Mit nun 270.258 Arbeitslosen waren im Vergleich zum Vorjahr 11.943 Personen oder 4,6 Prozent mehr arbeitslos gemeldet. Die Quote blieb auf dem Niveau des Vormonats von 7,5 Prozent. Vor zwölf Monaten lag sie bei 7,2 Prozent.
Im Bergischen Land waren im Juni 18 Personen weniger arbeitslos gemeldet als einen Monat zuvor. Insgesamt lag die Arbeitslosigkeit bei 76.239 Personen – das waren 5.481 Arbeitslose oder 7,7 Prozent mehr als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote blieb bei 7,6 Prozent. Vor einem Jahr lag sie bei 7,1 Prozent.
Im Münsterland ging die Arbeitslosigkeit um 9 Personen zurück. 48.598 arbeitslos gemeldeten Männer und Frauen bedeuteten im Vorjahresvergleich 1.581 Arbeitslose oder 3,4 Prozent mehr. Die Arbeitslosenquote blieb gleich zum Vormonat bei 5,0 Prozent – und lag damit um 0,1 Punkte höher als im Vorjahr.#
In Ostwestfalen-Lippe waren im Juni 0,2 Prozent oder 172 Personen mehr arbeitslos als im Vormonat gemeldet. 73.465 Arbeitslose waren 2.492 Personen oder 3,5 Prozent mehr als vor einem Jahr. Die Quote blieb bei 6,3 Prozent – 0,2 Punkte mehr als vor zwölf Monaten.
Im Ruhrgebiet legte die Zahl der Arbeitslosen im Vergleich zum Vormonat um ebenfalls 0,2 Prozent zu. Das entsprach 535 Personen. Die Arbeitslosigkeit lag damit im Juni bei 263.071 arbeitslos gemeldete Menschen. Das waren 13.865 Personen oder 5,6 Prozent mehr als vor einem Jahr. Die Quote stieg 0,1 Punkte über das Vormonatsniveau auf jetzt 10,5 Prozent, das waren 0,5 Punkte mehr als vor einem Jahr.
In Südwestfalen stieg im Juni die Arbeitslosigkeit um 0,3 Prozent oder 160 Personen auf 49.279 Arbeitslose. Das waren 2.433 Personen oder 5,2 Prozent mehr als vor einem Jahr. Die Quote blieb bei 6,3 Prozent. Vor einem Jahr lag sie bei 6,0 Prozent.
Weitere Informationen:
Weitere Zahlen, Daten und Fakten zum NRW-Arbeitsmarkt lesen Sie hier.
Hinweis zur Barrierefreiheit der Anlagen zur E-Mail: Die Anlage 2 ist nach derzeitigem technischem Stand nicht barrierefrei umsetzbar. Sollten Sie sehbehindert sein und statistische Daten benötigen, melden Sie sich bitte bei uns. Wir bereiten Ihnen die benötigten Daten gerne in barrierefreier Form auf.