„Die einsetzende Herbstbelebung hat eine spürbare Entlastung am Arbeitsmarkt gebracht, sagte Dirk Strangfeld, Geschäftsführer der Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit. „Rund 46.000 Menschen konnten in NRW eine neue Arbeit aufnehmen, das waren über 8.000 mehr als vor einem Monat und auch fast 3.000 mehr als vor einem Jahr. Nach der angespannten Lage im Sommer, als wir erstmals seit 2010 wieder über 800.000 Arbeitslose in NRW gezählt haben, ist das eine Nachricht, über die wir uns sehr freuen.“ Der Rückgang war zwar zu erwarten, sagte Strangfeld, doch „seit mittlerweile drei Jahren fallen die saisonüblichen Entwicklungen immer sichtbar schwächer aus, als wir aufgrund des statistischen Mittels erwarten können. In diesem Monat war das anders: Es ist ein saisonüblicher Rückgang der Arbeitslosigkeit – nicht mehr, aber vor allem auch nicht weniger!“
Das ändert jedoch nichts daran, sagte Strangfeld weiter, dass die Arbeitslosigkeit in NRW weiter auf einem hohen Ausgangsniveau liegt: „Ja - wir spüren im September eine deutliche Entlastung. Die Zahl arbeitsloser Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sank so stark wie seit September 2021 nicht mehr. Doch trotzdem können wir noch keine grundlegende Trendwende am Arbeitsmarkt erkennen.“ So wurden bei den Arbeitsagenturen im nun abgelaufenen Monat nur 22.011 neue offene Stellen gemeldet: „Die Zahl der neu gemeldeten Stellen liegt auf einem historisch niedrigen Niveau. Zum Vergleich: 2022, nach der Corona-Pandemie, waren es noch 8.000 mehr, vor sieben Jahren, im September 2018, auf dem Höhepunkt des Job-Booms, wurden mit 42.000 neuen Stellenangeboten im Monat sogar annährend doppelt so viele Arbeitskräfte gesucht. Daran erkennen wir, dass Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber aktuell weiter unter betriebswirtschaftlichem Druck stehen und daher auch weiterhin sehr zurückhaltend sind mit neuen Jobangeboten. In der Konsequenz bedeutet das für Menschen, die arbeitslos sind, dass es weiter schwieriger ist, eine neue Arbeit zu finden.“
Dabei sieht Strangfeld den Arbeitsmarkt in NRW zweigeteilt: „Im Grund sprechen wir von zwei Arbeitsmärkten, dem der Menschen mit einer für den Arbeitsmarkt relevanten Qualifikation und dem der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die für viele Jobangebote nicht ausreichend qualifiziert sind.“ Auf 100 Fachkraftstellen kommen derzeit 281 Bewerberinnen und Bewerber, während für 100 Stellen mit einem geringeren Anforderungsniveau 1.685 Bewerberinnen und Bewerber gezählt werden. „Für Fachkräfte, das zeigen diese Zahlen gut, gibt es trotz der wirtschaftlichen Gesamtsituation weiterhin gute Chancen am Arbeitsmarkt. So war auch die Nachfrage nach ausgebildeten Fachkräften maßgeblich für die Entwicklung im September. Ein gutes Beispiel bieten junge Menschen unter 25 Jahren, die Bevölkerungsgruppe mit dem stärksten Rückgang an Arbeitslosen. Das kam nicht unerwartet: Junge Fachkräfte, die im Sommer ihre Ausbildung abgeschlossen haben und sich für eine Übergangszeit arbeitslos melden mussten, profitieren vom Fachkräftebedarf in der Wirtschaft. Jetzt, Anfang des Herbsts, haben viele den Sprung ins Berufsleben geschafft.“
Die Zweiteilung am Arbeitsmarkt stellt für die Zukunft eine arbeitsmarktpolitische Herausforderung dar, so Strangfeld: „Es ist nicht so, dass jetzt, da der Arbeitsmarkt unter konjunkturellem Druck steht, hauptsächlich Fachkräfte gefragt sind, sobald aber der Konjunkturmotor wieder anspringt, auch weniger gut qualifizierten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer deutlich verbesserte Chancen am Arbeitsmarkt haben werden. Die Transformation, manche sagen auch, die technologische Erneuerung in der Wirtschaft, führt zu veränderten und häufig auch steigenden Anforderungen in allen Tätigkeiten. Deshalb ist uns der Ausbildungsmarkt als Start ins lebenslange Lernen ein so großes Anliegen. Denn hier werden nicht nur die beruflichen Weichen für jede junge Frau und jeden jungen Mann gestellt, sondern auch für die langfristige Frage, ob unsere Wirtschaft in Zukunft noch die Mitarbeitenden findet, die sie benötigt.“
Vor dem Hintergrund eines wachsenden Fachkräftebedarfs gibt es eine gute Nachricht, sagte Strangfeld: „Aktuell absolvieren in NRW rund 53.700 Menschen eine berufliche Weiterbildung. Im Vergleich zum Vorjahr sind das 3,6 Prozent oder rund 1.900 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mehr, die Qualifizierung als den richtigen Weg für ihre berufliche Zukunft sehen. Man muss sich das einmal vor Augen führen: Das sind fast 54.000 Chancen für Unternehmen, ihre Fachkräftelücken bereits ab morgen zu schließen!“
Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung
In Nordrhein-Westfalen waren im September 782.198 Menschen arbeitslos gemeldet. Das waren 21.617 Personen oder 2,7 Prozent weniger als einen Monat zuvor. Im Vergleich zum Vorjahr lag die Zahl der Arbeitslosen um 3,8 Prozent oder 28.308 Personen höher. Die Arbeitslosenquote sank um 0,2 Prozentpunkte auf 7,8 Prozent. Vor einem Jahr lag die Quote bei 7,6 Prozent.
Bei den Männern fiel der Abbau der Arbeitslosigkeit mit einem Minus von 2,4 Prozent oder 10.333 Personen leicht unterdurchschnittlich aus. Demgegenüber profitierten Frauen etwas mehr von der einsetzenden Herbstbelebung. Mit 11.284 Personen sank die Zahl der arbeitslosen Frauen um 3,1 Prozent. Den stärksten Rückgang in der Arbeitslosigkeit erlebten junge Menschen unter 25 Jahre. Mit 69.805 Personen waren 5.864 junge Menschen oder 7,7 Prozent weniger arbeitslos gemeldet als einen Monat zuvor. Das waren 2.683 oder 4,0 Prozent mehr als vor einem Jahr. Ein Rückgang der Jugendarbeitslosigkeit im Spätsommer und Herbst ist üblich, da nach der Sommerpause viele Absolventen einer Berufsausbildung ihre erste Stelle als Fachkraft antreten können.
Einen deutlichen Rückgang gab es auch bei der Gesamtzahl aller Kundinnen und Kunden in der Arbeitsvermittlung. Die sogenannte Unterbeschäftigung sank um 16.811 Personen oder 1,7 Prozent. Die Unterbeschäftigung fasst die Gesamtzahl aller Menschen zusammen, die arbeitslos sind plus die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen, die nicht als arbeitslos gelten. Auch Kundinnen und Kunden, die kurzfristig arbeitsunfähig sind oder beispielsweise sich mit einem Gründungszuschuss versuchen, als Selbständige zu etablieren, gelten nicht als arbeitslos. Im Vergleich zum Vorjahr sank die Zahl der unterbeschäftigten Menschen in NRW ebenfalls – um 6.357 Personen oder 0,7 Prozent.
Zahl neu gemeldeter Arbeitsstellen in NRW weiter niedrig
Im September wurden in NRW 22.011 offene Stellen neu gemeldet. Das waren 2.065 weniger als im Vormonat und 134 weniger als zwölf Monate zuvor. Insgesamt blieb die Zahl aller bei den Arbeitsagenturen gemeldeten Stellenmeldungen mit 126.666 unverändert auf dem Niveau des Vormonats. Vor einem Jahr lag die gemeldete Zahl der offenen Stellen um 9.907 oder 7,3 Prozent höher.
Für Fachkräfte waren dabei 75.317 Stellen ausgeschrieben; für Menschen ohne formale Qualifikation meldeten Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber hingegen nur 25.704 offene Stellen. Auf der gegenüberliegenden Seite waren bei den Arbeitsagenturen 211.556 arbeitslose Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit einer beruflichen Ausbildung gemeldet sowie 433.155 Bewerberinnen und Bewerber ohne formale Qualifikation. Damit kamen auf 100 offene Fachkraftstellen 281 Arbeitslose mit einer Berufsausbildung. Im Bereich einfacher Helfertätigkeiten war die Konkurrenz deutlich höher: Hier bewarben sich rund 1.685 Menschen auf 100 offene Stellen.
Im Juli, dem aktuellen Datenstand in der Beschäftigungsstatistik, gingen in NRW 7.322.300 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer eine sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nach. Das waren 16.700 Personen oder 0,2 Prozent mehr als im Vorjahr. Zum Vergleich: Die aktuelle Zahl von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit einem sozialversicherungspflichtigen Job liegt in NRW um rund eine Millionen Beschäftigte höher als vor zehn Jahren.
Der Arbeitsmarkt in den NRW-Regionen im September 2025
In allen sechs Arbeitsmarktregionen sank im September die Arbeitslosigkeit: Im Münsterland sank die Zahl der Arbeitslosen mit einem Minus von 4,4 Prozent am stärksten, gefolgt von Südwestfalen mit minus 3,5 Prozent und Ostwestfalen-Lippe mit 3,0 Prozent. Den geringsten Rückgang gab es im Bergischen Land mit 2,0 Prozent. Im Münsterland liegt die aktuelle Arbeitslosenquote bei 5,0 Prozent – auf dem selben Niveau wie vor einem Jahr. Im Ruhrgebiet beträgt die Quote 10,5 Prozent – 0,3 Punkte über dem Vorjahr.
Dementsprechend sank im September die Zahl der Arbeitslosen am stärksten in der Arbeitsagenturagenturen Coesfeld mit einem Rückgang von 4,8 Prozent. Das zweitstärkste Minus gab es in Paderborn mit 4,7 Prozent. Den geringsten Rückgang verbuchte für die Agentur für Arbeit Solingen-Wuppertal mit 0,3 Prozent.
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