„Im Oktober ist die Arbeitslosigkeit wie für die Jahreszeit üblich gesunken“, sagte Roland Schüßler, Vorsitzender der Geschäftsführer der Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit. „Positiv ist, dass wir auf den stärksten Rückgang der Arbeitslosigkeit in einem Oktober seit 2021 zurückblicken. So ist auch saisonbereinigt die Zahl der Arbeitslosen gesunken. Auf der anderen Seite entwickelt sich die Zahl der Arbeitslosen seit Beginn der wirtschaftlichen Schwächephase vor drei Jahren weitestgehend saisonüblich, bleibt jedoch von Monat zu Monat hinter dem langfristigen Durchschnitt zurück.“ So sank in den vergangenen zehn Jahren die Arbeitslosigkeit im Oktober im Schnitt um rund 9.000 Personen: „Im Resultat führt diese Entwicklung auf ein immer höheres Grundniveau in der Arbeitslosigkeit. So waren im Oktober im Vergleich zum Vorjahr 22.400 Menschen mehr arbeitslos gemeldet. Das letzte Mal, dass mehr Menschen im Herbst in NRW arbeitslos waren, war 2009. Es wird länger dauern, das mittlerweile, nach drei Jahren schwacher Konjunktur erreichte Niveau der Arbeitslosigkeit in Zukunft wieder abzubauen.“
Die dafür erforderliche Trendwende in der Wirtschaft kann Schüßler noch nicht erkennen: „Die Nachfrage nach Arbeitskräften blieb auch im Oktober weiter niedrig. Es wurden mit 23.500 wieder nur wenige neue offene Stellen bei den Arbeitsagenturen gemeldet. In den guten Arbeitsmarktjahren bis 2020 waren es auch einmal doppelt so viele.“ Aktuell entscheiden sich aufgrund der wirtschaftlichen Schwäche viele Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber gegen weitere Einstellungen.
Einstellungsmotor am Arbeitsmarkt waren im Oktober wieder junge Menschen unter 25 Jahren. „Insbesondere die Nachfrage nach ausgebildeten Nachwuchsfachkräften hat im Oktober den Arbeitsmarkt angetrieben. Deshalb ist auch die Zahl arbeitslos gemeldeter junger Menschen besonders deutlich um 3,9 Prozent oder um fast 2.670 junge Frauen und Männer gesunken.“ Das ist auch ein Signal für den Ausbildungsmarkt, an dem heute die Bilanz des Vermittlungsjahres 2024/2025 gezogen wird, sagte Schüßler: „In NRW sind noch 10.000 gemeldete Ausbildungsplätze unbesetzt. Das sind 10.000 Chancen - für einen gelungenen Einstieg junger Menschen in den Beruf, wie auch für Unternehmen, erfolgreich in die Fachkräftesicherung einzusteigen und ihre Fachkräfte von morgen auszubilden. Wie groß der Bedarf an Nachwuchs ist, können wir jedes Jahr im Spätsommer und im Herbst beobachten, wenn Unternehmen und Betriebe um die Nachwuchsfachkräfte konkurrieren, die nach dem Abschluss ihrer Ausbildung überhaupt auf den Markt kommen.“ Umso herausfordernder für die zukünftigen Arbeitsmärkte sieht Schüßler die aktuelle Entwicklung: „Wir wissen, dass wir junge, aktuell ausgebildete Fachkräfte benötigen. Trotzdem führt die wirtschaftliche Schwäche dazu, dass schon im dritten Jahr hintereinander die Zahl der angebotenen dualen Berufsausbildungsstellen zurückgegangen ist. Wir liegen zum ersten Mal seit 2014 wieder unter 100.000 gemeldeten Stellen. Für die Fachkräftesicherung ist das kein gutes Signal. Deshalb müssen wir in NRW gemeinsam mit unseren Partnerinnen und Partnern am Ausbildungsmarkt genau beobachten, ob eine rückläufige Zahl an Auszubildenden zukünftig zum Hemmschuh für eine wirtschaftliche Erholung werden kann.“
Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung
Im Oktober waren in Nordrhein-Westfalen 775.503 Menschen arbeitslos gemeldet. Das waren 6.695 Personen oder 0,9 Prozent weniger als einen Monat zuvor. Im Vergleich zum Vorjahr lag die Zahl der Arbeitslosen um 3,0 Prozent oder 22.400 Personen höher. Die Arbeitslosenquote sank um 0,1 Prozentpunkte auf 7,7 Prozent. Vor einem Jahr lag die Quote bei 7,5 Prozent.
Den stärksten Rückgang der Arbeitslosigkeit gab es bei jungen Menschen unter 25 Jahren. Die Jugendarbeitslosigkeit sank um 2.696 Personen oder 3,9 Prozent auf nun 67.109 Arbeitslose. Das waren 2.099 oder 3,2 Prozent mehr als vor einem Jahr. Mit 1,1 Prozent ebenfalls über dem Durchschnitt sank die Arbeitslosigkeit von Frauen; bei Menschen mit einer ausländischen Staatsangehörigkeit sank die Arbeitslosigkeit mit 1,3 Prozent sogar noch etwas stärker. Hier waren im Oktober 299.124 Personen arbeitslos gemeldet.
Einen deutlichen Rückgang gab es auch bei der Gesamtzahl aller Kundinnen und Kunden in der Arbeitsvermittlung. Die sogenannte Unterbeschäftigung sank im Vergleich zum Vormonat um 6.710 Personen oder 0,7 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr sank die Zahl der unterbeschäftigten Menschen in NRW ebenfalls – um 9.372 Personen oder 1,0 Prozent. Die Unterbeschäftigung fasst die Gesamtzahl aller Menschen zusammen, die arbeitslos sind plus die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen, die nicht als arbeitslos gelten. Auch Kundinnen und Kunden, die kurzfristig arbeitsunfähig sind oder beispielsweise sich mit einem Gründungszuschuss versuchen, als Selbständige zu etablieren, gelten nicht als arbeitslos.
Zahl neu gemeldeter Arbeitsstellen in NRW bleibt niedrig
Im Oktober wurden in NRW 23.476 offene Stellen neu gemeldet. Das waren 1.465 mehr als im Vormonat. Doch ein Jahr zuvor wurden noch 1.640 Stellen neu gemeldet. Insgesamt blieb die Zahl aller bei den Arbeitsagenturen gemeldeten Stellenmeldungen mit 125.789 nahezu unverändert auf dem Niveau des Vormonats. Vor einem Jahr lag die Zahl der offenen Stellen um 10.695 oder 7,8 Prozent höher.
Die Nachfrage nach Fachkräften war dabei mit weitem Abstand am höchsten. Für Fachkräfte waren dabei 74.362 Stellen ausgeschrieben; für Menschen ohne formale Qualifikation meldeten Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber hingegen nur 25.722 offene Stellen. Auf der gegenüberliegenden Seite waren bei den Arbeitsagenturen 208.527 arbeitslose Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit einer beruflichen Ausbildung gemeldet sowie 429.909 Bewerberinnen und Bewerber ohne formale Qualifikation. Damit kamen auf 100 offene Fachkraftstellen 280 Arbeitslose mit einer Berufsausbildung. Im Bereich einfacher Helfertätigkeiten war die Konkurrenz deutlich höher: Hier bewarben sich rund 1.668 Menschen auf 100 offene Stellen.
Im August, dem aktuellen Datenstand in der Beschäftigungsstatistik, gingen in NRW 7.384.600 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nach. Das waren 2.100 Personen mehr als im Vorjahr. Zum Vergleich: Die aktuelle Zahl von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit einem sozialversicherungspflichtigen Job liegt in NRW um rund eine Millionen Beschäftigte höher als vor zehn Jahren.
Der Arbeitsmarkt in den NRW-Regionen im Oktober 2025
In allen sechs Arbeitsmarktregionen sank im Oktober die Arbeitslosigkeit: Das Münsterland verbuchte dabei den stärksten Rückgang mit einem Minus von 2,3 Prozent oder 1.131 arbeitslos gemeldete Menschen. In Ostwestfalen-Lippe sank die Zahl der Arbeitslosen um 933 Personen oder 1,3 Prozent, im Bergischen Land um 946 Frauen und Männer, das entsprach einem Minus von 1,2 Prozent.
Im Münsterland liegt die aktuelle Arbeitslosenquote bei 4,9 Prozent - auf demselben Niveau wie vor einem Jahr. Im Ruhrgebiet legte die Quote im Vorjahresvergleich hingegen um 0,2 Punkte zu auf jetzt 10,4 Prozent.
Bei den Arbeitsagenturen sank im Vergleich zum Vormonat die Zahl der Arbeitslosen am stärksten in der Arbeitsagentur Coesfeld mit einem Rückgang von 4,0 Prozent. Dahinter folgen die Agenturen für Arbeit Ahlen-Münster und Bergisch-Gladbach mit minus 1,8 Prozent. Den geringsten Rückgang verbuchte die Agentur für Arbeit Dortmund mit 0,2 Prozent. Gegen den Trend stieg die Arbeitslosigkeit in den Agenturbezirken Detmold, Siegen und Mönchengladbach um 0,1 Prozent sowie in Duisburg um 0,3 Prozent und Gelsenkirchen um 0,6 Prozent.
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