Thüringen: Fehlender Schwung am Arbeitsmarkt

Arbeitslosenquote lag bei 6,4 Prozent +++ Arbeitgeber meldeten im Mai 2.800 neue Stellen +++ Bei den Arbeitsagenturen waren 15.200 Stellenangebote gelistet +++ Behrens: „Die Arbeitslosigkeit sank im Mai. Bei der Betrachtung der saisonbereinigten Arbeitslosigkeit stieg die Anzahl der Arbeitslosen jedoch sogar um 1.100 Personen. Auch verzeichneten wir deutlich weniger Stellenmeldungen von Unternehmen.“ +++

28.05.2025 | Presseinfo Nr. 38

Die Arbeitslosigkeit in Thüringen ist im Mai 2025 gesunken. Es waren 70.300 Arbeitslose gemeldet, rund 400 weniger als im Vormonat (-0,5 Prozent). In den Arbeitsagenturen und Jobcentern waren 6.200 Arbeitslose mit ukrainischer Herkunft registriert 200 weniger als im Mai 2024. Vor einem Jahr zählten die Arbeitsagenturen im Land 67.800 Arbeitslose. Die Arbeitslosenquote lag in diesem Berichtsmonat bei 6,4 Prozent. Zum Vergleich: Im Mai 2024 lag sie bei 6,1 Prozent.

Mehr Langzeitarbeitslose als im Vorjahr

Im Berichtsmonat waren rund 24.900 Frauen und Männer länger als ein Jahr ohne Arbeit und galten daher als langzeitarbeitslos. Das waren 200 weniger als im April 2025 und 1.400 mehr als im Mai 2024. Der Anteil der Langzeitarbeitslosen an allen Arbeitslosen beträgt aktuell in Thüringen 35,4 Prozent, im Mai 2024 waren es 34,6 Prozent.

Einschätzung zum Arbeitsmarkt
Zitat:

„Die Chancen arbeitsloser Menschen, insbesondere mit geringerem Qualifikationsniveau, eine neue sozialversicherungspflichtige Beschäftigung zu finden, sind aktuell eher gering. Die anhaltend schwache Konjunktur dämpft die Einstellungsbereitschaft vieler Unternehmen deutlich. Das bereitet mir mit Blick auf die zunehmende Langzeitarbeitslosigkeit große Sorge, denn je länger Menschen ohne Beschäftigung bleiben, desto schwieriger wird ihre Rückkehr in den Arbeitsmarkt. Gleichzeitig sehen wir, dass der Fachkräftebedarf weiter hoch ist – viele Unternehmen suchen dringend Personal, teilweise über Monate hinweg. Insgesamt suchten die Unternehmen fast 15.000 neue Mitarbeitende. Dass der Fachkräftebedarf immer schwerer zu decken ist, zeigt auch die sogenannte Vakanzzeit. In diesem Monat dauert es durchschnittlich 135 Tage, das sind 14 Tage mehr als noch vor einem Jahr. Die Fachkräftebedarfe der Unternehmen sind hoch und steigen demografisch bedingt weiter. So dauerte es bspw. fast 290 Tage bis eine offene Stelle im Hochbau mit einer Fachkraft besetzt werden konnte. Umso wichtiger ist es, in Weiterbildung und Qualifizierung zu investieren und den Blick auch über das eigene Berufsfeld hinaus zu öffnen. Nur so können wir die vorhandenen Potenziale besser nutzen und die Lücke zwischen Arbeitslosigkeit und Fachkräftebedarf schließen“, erklärte Markus Behrens, Vorsitzender der Geschäftsführung der BA-Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen.

Einstellungen und Entlassungen

Insgesamt meldeten sich 4.500 Menschen im Mai aus einer Beschäftigung am ersten Arbeitsmarkt arbeitslos. Das waren 400 weniger als im Vormonat und 300 mehr als im Mai 2024. Die meisten Arbeitslosmeldungen von sozialversicherungspflichtig Beschäftigten kamen vom verarbeitenden Gewerbe (900), der Arbeitnehmerüberlassung, vom Handel/ Instandhaltung/Reparatur von Kfz sowie den wirtschaftlichen Dienstleistungen (jeweils 600). Rund 4.300 arbeitslose Frauen und Männer fanden eine Beschäftigung auf dem ersten Arbeitsmarkt, das waren 500 weniger als im Vormonat und 100 mehr als vor einem Jahr.

Weniger neue Stellenmeldungen

Die Arbeitgeber meldeten im Berichtsmonat 2.800 neue Stellen, das waren 800 weniger als im April und 54 mehr als im Mai 2024. Rund 21,2 Prozent der neu gemeldeten Stellen kamen aus dem Bereich der sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen, rund 17,2 Prozent aus dem verarbeitenden Gewerbe und 13 Prozent vom Handel/Instandhaltung/Reparatur von Kfz.

Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung steigt

Stand März 2025 waren laut Hochrechnung in Thüringen 786.100 Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Zum Februar stieg die Anzahl um 2.000 Beschäftigte. Zum Vorjahresmonat waren es 5.200 weniger Beschäftigte.

Kurzarbeit: Anzeigen und realisierte Kurzarbeit

Die Arbeitsagenturen registrierten im Mai knapp 100 Anzeigen für 1.300 Beschäftigte. Im April waren es 100 Anzeigen für 2.200 Beschäftigte. Besonders betroffen waren im Berichtsmonat die Bauvorbereitung mit 10 Anzeigen für 50 Beschäftigte und der Tiefbau mit 5 Anzeigen für 60 Beschäftigte. Betrachtet man die tatsächlich realisierte Kurzarbeit, so waren nach ersten Hochrechnungen im Februar 2025 insgesamt 8.900 Beschäftigte in rund 400 Betrieben in Kurzarbeit. Rein rechnerisch waren damit 1,1 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Thüringen von Kurzarbeit betroffen.

Weniger Unterbeschäftigung

In der Unterbeschäftigung werden zusätzlich zu den Arbeitslosen auch die Personen abgebildet, die Teilnehmer in Maßnahmen sind oder einen Sonderstatus (etwa kurzfristige Arbeitsunfähigkeit) innehaben und damit nicht als arbeitslos zu zählen sind. Die Zahl der Menschen in Unterbeschäftigung (ohne Kurzarbeit) lag im Mai 2025 bei 86.500. Das waren 1.000 weniger als im Vormonat und 300 weniger als im Vorjahresmonat. Die Unterbeschäftigungsquote lag bei 7,7 Prozent. Das entsprach dem Wert vom Mai 2024.

Grundsicherung – weniger erwerbsfähige Leistungsberechtigte

Die Jobcenter in Thüringen betreuten im Berichtsmonat insgesamt rund 85.200 erwerbsfähige Leistungsberechtige. Das waren rund 600 weniger als im Vormonat und 4.300 weniger als vor einem Jahr. Insgesamt kamen 14.600 erwerbsfähige Personen aus der Ukraine, rund 1.000 Personen weniger als vor einem Jahr.

Ausbildungsmarkt

Von Oktober 2024 bis Mai 2025 meldeten sich bei den Agenturen für Arbeit und den Jobcentern 6.800 Bewerberinnen und Bewerber für eine Ausbildungsstelle. Von ihnen hatten im Mai noch 3.400 junge Menschen weder einen Ausbildungsplatz noch eine Alternative gefunden. Gleichzeitig waren 10.700 betriebliche Ausbildungsstellen gemeldet, 700 weniger als vor einem Jahr. 6.100 waren von diesen noch unbesetzt.

Tipp:Der Stichtag für die Bestandszählung von Personen in der Arbeitsmarkt-, Grundsicherungs- und Förderstatistik war am 13.05.2025.