Druck auf Unternehmen wächst: Weniger Schulabsolventen im nächsten Jahr

Ende August zählte der Agenturbezirk Recklinghausen 29.532 arbeitslose Menschen und damit 443 mehr als im Vormonat (+1,5 Prozent). Gleichzeitig waren dies 1.143 mehr als im August letzten Jahres (+4,0 Prozent). Die Arbeitslosenquote erhöhte sich um 0,1 Punkte auf 8,9 Prozent und lag damit um 0,3 Punkte höher als im Juli 2024.

„Der August hat wieder einmal gezeigt, dass die Vorhersehbarkeit auf dem Arbeitsmarkt abgenommen hat“, beschreibt Agenturleiter Frank Benölken die derzeitige Situation. So sei die Arbeitslosigkeit im August stark angestiegen und gleichzeitig der Stellenzugang gesunken, während beide Tendenzen im Vormonat wesentlich besser ausgefallen seien. „Wir merken einfach, dass Personalentscheidungen aktuell eher kurzfristig getroffen werden und Betriebe auf Schwankungen stärker reagieren als sonst. Dies wird auch die Tendenz für die nächsten Monate sein“, so Benölken.

Wesentlich vorhersehbarer sei die Entwicklung auf dem Ausbildungsmarkt: „Wir wissen schon jetzt, dass aufgrund der Rückkehr zu G9 der Abiturjahrgang im nächsten Jahr fehlen wird und mit ihm hunderte junger Menschen, die sich für eine Ausbildung interessieren. Umso wichtiger ist es, diese Lücke schon jetzt mit den aktuellen Bewerberinnen und Bewerbern zu füllen und auch in den nächsten Wochen noch so viele Ausbildungsverhältnisse wie möglich zu schließen.“ Die Arbeitsagentur unterstützt Unternehmen und junge Menschen dabei, zueinander zu finden. So organisiert sie neben der großen Ausbildungsbörse im September noch individuelle Speeddatings mit interessierten Arbeitgebern. Außerdem beteiligt sie sich an der Aktion Stadtradeln in Waltrop, um junge Menschen mit Handwerksbetrieben der Region zu verknüpfen.

Unterbeschäftigung steigt weiter an 

Personen, die an arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen teilnehmen oder sich in einer kurzfristigen Arbeitsunfähigkeit befinden, zählen in der Regel als unterbeschäftigt. Im aktuellen Berichtsmonat wurden insgesamt 34.884 Unterbeschäftigte im Kreis gezählt – das sind 251 Personen (+0,7 Prozent) mehr als im Monat zuvor. 

In Relation zu August 2024 sind es 421 Personen mehr (+1,2 Prozent). 
Die Unterbeschäftigungsquote stieg auf 10,3 Prozent und lag damit um 0,1 Punkte über Vorjahresniveau. Kurzarbeiter sind nicht in der Unterbeschäftigung enthalten.

Arbeitslosigkeit steigt in beiden Rechtskreisen

Die Agentur für Arbeit Recklinghausen betreute zum Stichtag 7.734 Arbeitslose nach dem Sozialgesetzbuch Drittes Buch (SGB III). Das waren 66 Menschen (+0,9 Prozent) mehr als im Juli und 645 (+9,1 Prozent) mehr als im August 2024. Das Jobcenter Kreis Recklinghausen (SGB II) war im vergangenen Monat für 21.798 arbeitslose Menschen und damit 377 mehr als im Juli (+1,8 Prozent) zuständig. Im Vergleich zum Vorjahresmonat waren es 498 Menschen (+2,3 Prozent) mehr.

Mehr Zugänge in Arbeitslosigkeit insgesamt, aber weniger aus Beschäftigung

5.700 Menschen haben sich erstmals oder erneut arbeitslos gemeldet, 543 
(+10,5 Prozent) mehr als im Vormonat. Gegenüber dem Vorjahr waren es 421 
(+8,0 Prozent) mehr. Der Anteil an Zugängen aus Erwerbstätigkeit sank dabei um 36 (-2,3 Prozent) auf 1.521. Die Zugänge aus Ausbildung und Maßnahmen zeigten sich mit 1.843 um 368 (+24,9 Prozent) deutlich höher als im Vormonat.

Mehr Abgänge aus Arbeitslosigkeit insgesamt, aber weniger in Beschäftigung

Im Verlauf dieses Monats konnten 5.265 Menschen ihre Arbeitslosigkeit beenden, 388 mehr als im Juli (+8,0 Prozent) und 824 mehr als im August 2024 (+18,6 Prozent). 1.179 Menschen haben im August eine neue Beschäftigung gefunden, 33 (-2,7 Prozent) weniger als im Juli, aber 157 mehr als im August 2024 (+15,4 Prozent). Höher als im Juli fielen mit 1.239 die Abgänge in eine Ausbildung oder Maßnahme aus (+15,7 Prozent).

Die Entwicklung der Arbeitslosigkeit nach Personengruppen

Die Entwicklung der Arbeitslosigkeit nach Geschäftsstellen

Stellenzugang und -bestand nehmen ab

Im Verlauf des Monats meldeten Unternehmen dem Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit Recklinghausen 761 Stellenangebote, 127 weniger (-14,3 Prozent) als im Juli. Insgesamt stehen im Agenturbezirk derzeit 4.764 Stellen zur Besetzung aus, 57 weniger als vor einem Monat. Vor einem Jahr lag der Stellenbestand um zwei Vakanzen niedriger.
Mehr als zwei Drittel (68 Prozent) der neu gemeldeten Stellen bezogen sich auf freiberufliche Dienstleistungen (z.B. Rechts- und Steuerberatung, Wirtschaftsprüfung, Unternehmensberatung, Architektur- und Ingenieurbüros), sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen (z.B. Vermietung von beweglichen Sachen, Vermittlung und Überlassung von Arbeitskräften, Reisebüros, Wach- und Sicherheitsdienste, Garten- und Landschaftsbau), das Gesundheits- und Sozialwesen und den Handel.

Der Ausbildungsmarkt

Von Oktober 2024 bis August 2025 haben sich bei der Agentur für Arbeit insgesamt 4.234 Bewerberinnen und Bewerber für Berufsausbildungsstellen gemeldet, 140 mehr als im letzten Jahr (+3,4 Prozent). Die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen betrug 2.923 und sank damit um 389 (-11,7 Prozent).  
Es befinden sich im August noch 931 Jugendliche auf Ausbildungsplatzsuche, das sind 177 mehr (+23,5 Prozent) als im Vorjahr. Die Zahl noch nicht besetzter Aus-bildungsstellen liegt bei 866 und damit um 182 (-17,4 Prozent) unter dem Wert des letzten Jahres. Auf 100 betriebliche Berufsausbildungsstellen kommen heute 147 Ausbildungsinteressierte gegenüber 127 im letzten Jahr. Anders ausgedrückt: Jedem Jugendlichen 0,7 Stellen zur Verfügung, während es im letzten Jahr noch 0,9 waren.

Auch jetzt ist noch ein Einstieg in eine Ausbildung möglich. Die meisten offenen Stellen gibt es derzeit noch für Kaufleute im Einzelhandel, Verkäufer, Elektroniker, Medizinische Fachangestellte, Fleischer und Fleischerinnen, Kaufleute im Büromanagement, Fachverkäufer im Lebensmittelhandwerk (Fleischerei), Zahnmedizinische Fachangestellte, Metallbauende und Fachkräfte Lager Logistik.

Über die kreisweite Hotline 02361/40-2021 können Beratungen (auch per Video) stattfinden, Termine vereinbart und Fragen geklärt werden. Arbeitgeber können freie Ausbildungsstellen unter 0800 / 4 5555 20 melden.