Praktisch stark: Fachpraktiker-Ausbildung schafft Chancen

Am 3.12. findet jedes Jahr der Internationale Tag der Menschen mit Behinderungen statt. Die Bundesagentur für Arbeit ruft dazu eine Aktionswoche unter dem Motto „Inklusion bringt weiter“ aus. In dieser Woche soll das Bewusstsein für die Teilhabemöglichkeiten am Arbeitsmarkt gestärkt und Unternehmen dazu motiviert werden, sich für Menschen mit Behinderung zu öffnen. 

24.11.2025 | Presseinfo Nr. 52

Den eigenen Fachkräftenachwuchs auszubilden ist für Unternehmen ein wichtiger Hebel in der Personalplanung. Sonja Schütz, Teamleiterin der Beratung für berufliche Rehabilitation und Teil-habe von der Agentur für Arbeit Rottweil - Villingen-Schwenningen, erklärt, um was es bei der der sogenannten „Fachpraktiker-Ausbildung“ geht und welche Vorteile sie bringt.

Was genau versteht man unter einer Fachpraktiker-Ausbildung?
Ein Fachpraktiker ist ein anerkannter Berufsabschluss für Menschen mit Behinderungen. Jugendliche – beispielsweise mit einer Lernbehinderung – können damit eine berufliche Qualifikation erwerben, die an den regulären Ausbildungsberuf angelehnt ist.

Was unterscheidet die Ausbildung von einer regulären Ausbildung?
Im Grunde genommen werden die ersten beiden Jahre der Vollausbildung auf drei Jahre erweitert. So basiert zum Beispiel der Fachpraktiker/in für Bäckerei auf der Vollausbildung Bäcker/in. Die praktischen Ausbildungsinhalte werden stärker betont und die Lerninhalte dem Tempo der Auszubildenden angepasst. Ein weiterer Vorteil: Auf die Fachpraktiker-Ausbildung lässt sich aufbauen. Sollte sich das Ausbildungsverhältnis gut entwickeln, kann in einem weiteren Jahr die Vollausbildung abgeschlossen werden. Bei einer betrieblichen Fachpraktiker-Ausbildung entspricht die Vergütung übrigens der einer regulären Ausbildung.

Wie sind Ihre Erfahrungen mit der Ausbildung?
Es gibt neben der klassischen beruflichen Ausbildung viele Wege in den Beruf, die gut funktionieren und einen Stellenwert im Unternehmen haben. Manchen Eltern fehlt jedoch die Kenntnis dieser Ausbildungsmöglichkeit oder sie stehen ihr skeptisch gegenüber. Dabei ist der Fachpraktiker ein guter Einstieg, gerade für junge Menschen, die vielleicht klassische formale Anforderungen - wie Kenntnisse in Mathematik oder Rechtschreibung - nicht umfassend erfüllen. Sie überzeugen dann aber vielleicht durch ihre persönlichen Eigenschaften und Soft Skills wie Zuverlässigkeit und Motivation.

Welche Fachpraktiker-Ausbildungen gibt es denn?
Vom Gartenbaufacharbeiter bis zum Fachpraktiker KFZ-Mechatronik ist für unterschiedliche Interessen etwas geboten. In der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg gibt es derzeit 14 Ausbildungsgänge. Die Ausbildung und Beschäftigung ermöglicht es Menschen mit Behinderungen qualifiziert am Arbeitsleben teilzuhaben. Die Rückmeldungen aus der Praxis zeigen uns, dass die Betriebe in der Region, die diese Ausbildung anbieten, sehr engagiert in der Umsetzung sind.

Wie gelingt der Einstieg in eine Fachpraktiker-Ausbildung?
Grundsätzlich empfehle ich ein Praktikum, wenn sich junge Menschen für einen bestimmten Be-ruf interessieren. Beim Praktikum können sie sehen, was man in dem Beruf macht und den Be-trieb kennenlernen. Zudem können Eltern und ihre Kinder mit Behinderung direkt Kontakt zum Team der Berufsberatung oder der Beratung für berufliche Rehabilitation und Teilhabe aufnehmen. Wir besprechen, welche Ausbildung zu den individuellen Kompetenzen passt und welche Unterstützungsmöglichkeiten es gibt.