„Traut euch!“

 Wie eine ukrainische Friseurin ihren Traumjob fand

12.08.2025 | Presseinfo Nr. 47

Tetiana Nahorna, 40 Jahre alt, kam 2022 aus der Ukraine nach Deutschland. Schon in ihrer Heimat arbeitete sie als Friseurin – diesen Beruf wollte sie auch weiterhin ausüben. Die alleinerziehende Mutter zweier Kinder besuchte zunächst einen Integrations- und Sprachkurs. Unterstützung bekam sie vom Jobcenter, das ihr ein Gruppencoaching vermittelte. Dort lernte sie den deutschen Arbeitsmarkt kennen, bekam weiterhin Sprachunterricht und nutzte jede Gelegenheit, selber aktiv zu werden. Täglich kam sie an einem Friseursalon vorbei und eines Tages nahm sie all ihren Mut zusammen und ging einfach hinein. „Ich habe gefragt, ob ich hier arbeiten kann.“ 

 

Elke Dambach, Inhaberin vom La Biosthetique Salon, war von Tetiana Nahornas Initiative beeindruckt. Zunächst arbeitete sie während des Gruppencoachings einen Tag in der Woche. Schnell erkannte Elke Dambach das Tetiana Nahorna ihr Handwerk sehr gut versteht – trotz fehlender Zeugnisse und noch Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache: „Sie arbeitet selbstständig, ich muss ihre Arbeit nicht kontrollieren und die Kundschaft ist sehr zufrieden. Für mich ist sie eine vollwertige Fachkraft. Ihre Leistung zählt, nicht das Papier.“ Tatsächlich kann Tetiana Nahorna ihre Zeugnisse und Zertifikate aus der Ukraine nicht mehr beschaffen, der russische Angriffskrieg zerstörte alles.

 

Seit 1. Juli arbeitet Tetiana Nahorna nun in Vollzeit im Salon. Bei der Kinderbetreuung wird sie von ihrer Mutter unterstützt. „Ich bin sehr glücklich darüber, dass ich diese Chance bekommen habe“, so Tetiana Nahorna. Doreen Peter von der Servicestelle für Alleinerziehende des Jobcenters würde sich wünschen, dass mehr Arbeitgeber offen für Bewerberinnen sind, die kleine Kinder zu Hause und / oder Probleme mit der deutschen Sprache haben. „Es gibt kaum Arbeitsplätze von 8 bis 13 Uhr. Doch genau das sind in der Regel die Betreuungszeiten in Kindergarten und Grundschule. Wer da keine Unterstützung bei der Kinderbetreuung hat, tut sich auf dem Arbeitsmarkt sehr schwer.“ Auch Sprachhürden erschweren die Arbeitssuche. Doch Tetiana Nahorna ist der beste Beweis dafür, dass man im Berufsalltag schneller deutsch lernen kann als in einem Sprachkurs. „Ihr Deutsch hat sich in der kurzen Zeit, in der sie bei uns arbeitet schon sehr verbessert.“, freut sich Elke Dambach.

 

Tetiana Nahorna möchte gerne in Deutschland bleiben: „Meine Stadt gibt es nicht mehr. Ich brauche ein neues Leben.“ Mit ihrer Geschichte möchte sie anderen Migrantinnen und Migranten Mut machen: „Traut euch – auch wenn ihr nicht perfekt Deutsch sprecht. Habt keine Angst vor Ablehnung. Es gibt viele freundliche Menschen, die euch unterstützen. Wer will, kann hier wirklich ankommen.“

 

Anlage: Foto

Beide sind glücklich: Tetiana Nahorna (rechts) kam in Elke Dambachs Salon und fragte einfach mal nach, ob sie hier arbeiten könne. 

 

 

 

Info-Kasten:

 

Im Landkreis Schwäbisch Hall beziehen 7070 Menschen Bürgergeld*, das sind 423 weniger als vor einem Jahr. Darunter sind 1713 Menschen aus der Ukraine, 154 weniger als vor einem Jahr. 669 Ukrainerinnen und Ukrainer arbeiten sozialversicherungspflichtig und 162 geringfügig**. 

 

Beim Jobcenter im Landkreis Schwäbisch Hall unterstützen 35 Mitarbeitende Arbeitslose und Arbeitsuchende auf ihrem Weg in Ausbildung oder Arbeit. Für eine optimale Unterstützung stehen verschiedene Förderleistungen wie beispielsweise das Einstiegsgeld, das in bestimmten Fällen in der Anfangsphase im neuen Job bezahlt werden kann oder Leistungen im Rahmen von beruflichen Fortbildungen. 

 

* aktueller Stand April 2025

** aktueller Stand Jan 2025