Einmal die Rollen tauschen und den Arbeitsalltag aus einer ganz anderen Perspektive erleben: Genau das ermöglichte der bundesweite Aktionstag Schichtwechsel. Auch Simi Frölich vom Therapeutikum Heilbronn und Stefani Weirauch, Beraterin im Reha-Team der Agentur für Arbeit Schwäbisch Hall-Tauberbischofsheim, machten mit – und sammelten wertvolle Erfahrungen.
Simi Frölich, die derzeit im Therapeutikum ihre Berufsfindungsphase durchläuft, wechselte für einen Tag in die Arbeitsagentur Schwäbisch Hall-Tauberbischofsheim.
Dort startete sie am Empfang, die für Kundinnen und Kunden die erste Anlaufstelle ist. Schnelles Umschalten und Flexibilität sind gefragt. Später ging es in die Eingangszone, in der sie mit komplexeren Anliegen konfrontiert wurde. „Das fand ich eine Stufe härter“, schildert sie, „denn die Komplexität und die Themen, die die Menschen mitbringen, sind herausfordernd.“
Besonders gefiel ihr die Vielfalt und Abwechslung: „Wenn Arbeit zu eintönig ist, schweifen meine Gedanken schnell ab und ich kann mich dann nicht mehr so gut fokussieren. Hier war das Gegenteil der Fall.“
Bei großem Lärm und vielen unterschiedlichen äußeren Impulsen nutzt Simi Frölich bei Bedarf spezielle Kopfhörer, die Umgebungsgeräusche filtern, um sich noch besser konzentrieren zu können.
Der Tag in der Arbeitsagentur hat ihr nicht nur geholfen, Einblicke in die Beratungsarbeit zu gewinnen, sondern auch bei der eigenen Berufsorientierung: Ob sie direkt ins Arbeitsleben einsteigen oder zunächst eine Ausbildung beginnen möchte, ist für sie noch offen. Möglich sei beides – im kaufmännischen wie auch im sozialen Bereich.
Nicole Vogt, Teamleiterin des Reha-Teams in der Arbeitsagentur, die Simi Frölich an diesem Tag begleitete, bestätigt: “Sie ist sehr aufgeschlossen und interessiert. Würde sie im Pendelbereich zu Schwäbisch Hall wohnen, könnte ich mir für sie eine Ausbildung bei uns gut vorstellen.“
Neue Sicht auf das Therapeutikum
Auch für Stefani Weirauch war der Schichtwechsel eine bereichernde Erfahrung. Im Therapeutikum packte sie Werkzeugkisten um und konfektionierte Kabel.
Tätigkeiten, die auf den ersten Blick einfach wirken, aber viel Geduld und Genauigkeit erfordern. In Elektrobereich sind die Arbeiten anspruchsvoller. Beeindruckt war sie besonders von der Arbeitsweise der Teilnehmenden: „Sie arbeiten sehr gewissenhaft, mit viel Ruhe und Präzision. Ich hatte vorher ein etwas anderes Bild – jetzt weiß ich, wie leistungsfähig und konzentriert hier gearbeitet wird.“
Neben der handwerklichen Arbeit nahm sie auch die Atmosphäre im Therapeutikum positiv wahr: „Es wirkt fast wie ein Familienbetrieb, alle gehen sehr offen und kollegial miteinander um.“
Ein Gewinn für beide Seiten
Beide Teilnehmerinnen ziehen ein positives Fazit. Simi Frölich erhielt durch den Tag wichtige Impulse für ihre berufliche Orientierung. Stefani Weirauch gewann neue Einblicke in die Stärken und Strukturen des Therapeutikums. Der Schichtwechsel hat gezeigt: Ein Perspektivwechsel eröffnet Chancen – für Verständnis, Respekt und gemeinsames Arbeiten.
Informationen zum Aktionstag
Im Rahmen des bundesweiten Aktionstages Schichtwechsel können Mitarbeitende aus Unternehmen des allgemeinen Arbeitsmarktes Werkstätten, Tagesförderstätten und andere Leistungsanbieter als Experten der Teilhabe für Menschen mit Behinderungen kennenlernen. Sie können die Vielfalt der Tätigkeiten erleben und vor Ort selbst mitarbeiten.
Menschen mit Behinderungen aus Werkstätten, aus Tagesförderstätten und von anderen Leistungsanbietern wiederum lernen am Aktionstag ein Unternehmen des allgemeinen Arbeitsmarktes näher kennen. Sie sammeln dort neue Erfahrungen, entdecken neue Berufsfelder und können potenzielle künftige Arbeitgeber von sich überzeugen.
„Wir beteiligen uns am Aktionstag, um unseren Beschäftigten eine angemessene und vorurteilsfreie öffentliche Präsenz zu bieten“, erklärt Marco Sacher, Standortleiter des Therapeutikums der Arbeits- und Wohnstätten GmbH am Standort in Öhringen.
Über das verbindende Thema Arbeit schafft der bundesweite Aktionstag, der im nächsten Jahr am 24. September stattfindet, Raum für Begegnungen und für neue Perspektiven und hilft, Vorurteile und Klischees abzubauen.
Anlage (Quelle: Arbeitsagentur)


