Keine gute Nachrichtenlage hat die Siegener Arbeitsagentur gleich zu Beginn des neuen Berichtsjahres zu verkünden: Die Arbeitslosigkeit im Agenturbezirk steigt merklich. 775 Personen mehr in Arbeitslosigkeit als noch im Dezember. Lange hatte der Arbeitsmarkt sich Krisen, Konjunktur und Transformation zum Trotz als widerständig erwiesen, nun gibt er nach und zwar über alle Personengruppen hinweg. Stephanie Krömer, Vorsitzende der Arbeitsagentur Siegen, kommentiert die aktuellen Entwicklungen so: „Wir durften uns im Vergleich zu unseren Nachbaragenturen in Südwestfalen lange mit einem eingefrorenen Bild auf unserem Arbeitsmarkt zufrieden geben. Keine Ausschläge positiv wie negativ. In anspruchsvollen Zeiten wie diesen, war es für uns immer ein Zeichen von Robustheit und Verlässlichkeit, dass es keine nennenswerten Anstiege auf unserem regionalen Markt zu verzeichnen gab. Jetzt setzt leider der Nachholeffekt ein. Mit dem Jahreswechsel sind zudem Kündigungen wirksam geworden und einige befristete Beschäftigungen ausgelaufen, die in Zeiten anhaltend unsicherer Zukunftsprognosen durch die Unternehmen nicht verlängert werden. Erschwerend kommt hinzu, dass Unternehmen auch zunehmend das Rekrutieren einstellen oder zeitlich verschieben. Der Stellenbestand ist rückläufig, es werden weniger neue Jobs gemeldet. Das gilt nicht für alle Branchen gleichermaßen. Der Arbeitsmarkt ist zweigeteilt. Während die Industrie, die Baubranche und die Zeitarbeit verlieren, gewinnen öffentliche Verwaltung, Gesundheit, Erziehung und Verkehr. Unser Arbeitsmarkt hat sich lange gewehrt, bevor er, wie in diesem Monat geschehen, nachgeben musste. Während sich in Südwestfalen in den vergangenen Monaten eine langsam aber stetig steigende Arbeitslosigkeit bemerkbar gemacht hat, erfolgte
dies in unserem Agenturbezirk in diesem Monat leider ruckartig. Neben der wirtschaftlichen Flaute, die sich hartnäckig hält, werden die Einflüsse von
Transformation und Arbeitsmarktwandel spürbar. Auch unser Arbeitsmarkt gerät so unter Druck.“
In dieser herausfordernden Situation rät die Expertin schnellst möglichst eine sich bietende berufliche Anschlussperspektive wahrzunehmen, denn die aktuelle Situation hat auch die Wettbewerbssituation wieder modifiziert und es empfiehlt sich, keine Zeit zu verlieren. Allen, die sich jetzt auf der Suche nach einem Job zwecks Unterstützung bei der Siegener Arbeitsagentur melden, rät die Arbeitsmarktexpertin alternativ, mittels Weiterbildung und Qualifizierung, wo nötig, die eigenen Erfolgsaussichten zu erhöhen: „Die inserierten Stellen verlangen größtenteils Fachkräfte. Hier liegt eine Chance. Zudem braucht es qualifiziertes Personal, damit es den Unternehmen letztlich gelingt, Themen wie den Strukturwandel oder die Digitalisierung zu bewältigen.“
Pendlerströme und Pendlersaldo in den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe
Die gute Nachricht ist: Die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten ist im Agenturbezirk weiterhin ungebrochen hoch. Doch wer arbeitet am Wohnort und wer verlässt für die eigene Erwerbstätigkeit die eigene Gemeinde? Hinter den allgemeinen Daten verbergen sich interessante Details über die Dynamik des regionalen Arbeitsmarktes, insbesondere mit Blick auf die Mobilität der Erwerbstätigen. Ein zentraler Aspekt dabei sind die Pendlerströme beider Kreise und der daraus resultierende Pendlersaldo. Dieser zeigt den Unterschied zwischen den Menschen, die zur Arbeit in einen Kreis pendeln, und denen, die ihn verlassen, um woanders zu arbeiten. Ein positiver Saldo bedeutet, dasss mehr Menschen von außerhalb zum Arbeiten kommen, während ein negativer Saldo darauf hinweist, dass mehr Beschäftigte den Kreis verlassen, als zum Arbeiten herkommen. Pendlerbewegungen sind ein Zeichen wirtschaftlicher Vernetzung und können sowohl Risiken als auch Chancen mit sich bringen.
Positiver Pendlersaldo im Agenturbezirk
Ein positiver Pendlersaldo zeigt, dass die Region als Arbeitsstandort attraktiv ist und hochwertige Arbeitsplätze bietet, die Menschen aus anderen Gebieten anziehen. Die hohe Zahl an Einpendlern unterstützt lokale Unternehmen und fördert die regionale Wirtschaft durch Konsum und Investitionen, auch wenn die Einkommenssteuer am Wohnort gezahlt wird. Eine Region mit mehr Arbeitsplätzen als Erwerbtätigen wird als stark wahrgenommen, bringt aber auch Herausforderungen für die örtliche Infrastruktur mit sich. Die hohe Anzahl an Einpendlern führt zu einer erhöhten (Ab-) Nutzung der Straßen, insbesondere zu Stoßzeiten. Dies wiederum führt punktuell zu Staus und belastet die Umwelt. Zeitgemäße logistische Planungen und regelmäßige Investitionen im Bereich Infrastruktur sind zwingend erforderlich. Demgegenüber stehen erhöhte Einnahmen von Gewerbesteuern der ansässigen Unternehmen.
Attraktive Beschäftigungsmöglichkeiten im direkten Umfeld reduzieren das eigene Erfordernis an unnötige Pendelzeiten - für einen erhöhten Freizeitwert.
Die Kreise in Südwestfalen zählen zu den Flächenregionen. Zwar wird dadurch üblicherweise mehr innerhalb des Kreises gependelt als in umliegende Kreise, aber insgesamt zeigen sich doch wesentliche Unterschiede. So verzeichnen die Kreise Olpe und Siegen-Wittgenstein nach den jüngst veröffentlichten Ergebnissen einen positiven Pendlersaldo, d.h. mehr Einpendler. Der Hochsauerlandkreis, der Kreis Soest und der Märkische Kreis hingegen haben mehr Auspendler, also einen negativen Pendlersaldo.
